International
Islamischer Staat (IS)

«Zu 90 Prozent sicher»: Ägyptische Ermittler vermuten Bombe als Absturzursache des Airbus A321 im Sinai

Bild
Bild: EPA/RUSSIAN EMERGENCY MINISTRY

«Zu 90 Prozent sicher»: Ägyptische Ermittler vermuten Bombe als Absturzursache des Airbus A321 im Sinai

Grund für den Absturz des russischen Verkehrsflugzeugs in Ägypten mit 224 Toten ist vermutlich ein Bombenanschlag. Davon gehen eine Woche nach der Katastrophe inzwischen auch die ägyptischen Ermittler aus.
08.11.2015, 19:20
Mehr «International»

«Wir sind zu 90 Prozent sicher, dass es eine Bombe war», sagte ein Mitglied des Ermittlerteams am Sonntag der Nachrichtenagentur Reuters. Das habe die Auswertung des Flugschreibers ergeben. Dieser habe als letztes ein Geräusch aufgezeichnet, das höchstwahrscheinlich von der Explosion eines Sprengsatzes stamme.

Die ägyptische Regierung hat sich bislang zur Absturzursache bedeckt gehalten und vor vorschnellen Schlussfolgerungen gewarnt. Offiziell hiess es lediglich, es werde kein Szenario ausgeschlossen.

Westliche Länder allerdings äusserten bereits die Vermutung, dass an Bord der Maschine eine Bombe explodierte. Internationale Geheimdiensthinweise legten zuletzt nahe, dass der Airbus A321 der sibirischen Airline Kolavia durch einen Sprengsatz der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) an Bord vom Himmel geholt wurde.

Das Flugzeug war am 31. Oktober im Ferienort Scharm el Scheich auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel gestartet und sollte nach St. Petersburg fliegen. 23 Minuten nach dem Start war es plötzlich abgestürzt.

Zerstörtes Triebwerk an der Absturzstelle: Bombe als wahrscheinlichste Absturzursache.
Zerstörtes Triebwerk an der Absturzstelle: Bombe als wahrscheinlichste Absturzursache.
Bild: EPA/RUSSIAN EMERGENCY MINISTRY

IS-Miliz bekennt sich zu Anschlag

Ein Ableger der IS-Miliz, der auf dem Sinai aktiv ist, hatte erklärt, einen Anschlag auf die Maschine verübt zu haben – als Vergeltung für die russischen Luftangriffe auf IS-Stellungen in Syrien.

Russland begann am Wochenende damit, die nach dem Absturz in Ägypten festsitzenden rund 80'000 russischen Urlauber nach Hause zu fliegen. Der russischen Nachrichtenagentur RIA zufolge wurden innert 24 Stunden 11'000 Touristen mit Sonderflügen in die Heimat gebracht.

«Wir wollen herausfinden, ob sich zum Beispiel jemand an den Sicherheitskräften oder den Metalldetektoren vorbeigeschlichen hat»
Sprecher der ägyptischen Sicherheitskräfte

Den Linienverkehr nach Ägypten hat die Regierung in Moskau vorläufig untersagt. Auch Grossbritannien hat ein Flugverbot verhängt und will innert zehn Tagen alle rund 20'000 in Scharm el Scheich gestrandeten Briten zurückbefördern.

Terrorismus
AbonnierenAbonnieren

Neue Debatte über Flugsicherheit erwartet

Auf der Suche nach der Absturzursache werteten die ägyptischen Ermittler auch die Aufnahmen der Überwachungskameras am Flughafen Scharm el Scheich aus.

«Wir wollen herausfinden, ob sich zum Beispiel jemand an den Sicherheitskräften oder den Metalldetektoren vorbeigeschlichen hat», sagte ein Vertreter der Sicherheitskräfte zu Reuters. Auch ob es irgendwelche ungewöhnlichen Aktivitäten unter den Polizisten oder den Flughafenbeschäftigten gegeben habe, werde überprüft.

Russische Behördenmitglieder an der Absturzstelle im Sinai.
Russische Behördenmitglieder an der Absturzstelle im Sinai.
Bild: EPA/RUSSIAN EMERGENCY MINISTRY

Die britische Regierung hält verstärkte Sicherheitskontrollen an Flughäfen im Nahen Osten für notwendig. Wenn der Absturz durch eine Bombe der IS-Miliz verursacht sein sollte, dann müsse das Sicherheitsniveau in Gebieten, wo der IS aktiv sei, überprüft werden, sagte Aussenminister Philip Hammond dem britischen Sender BBC.

Auch auf der Luftfahrtmesse in Dubai, die am Sonntag begann, dürfte der Absturz ein grosses Thema werden. Der Chef der Fluggesellschaft Emirates, Tim Clark, äusserte die Erwartung, dass die Branche nun mit Forderungen nach strengeren Sicherheitsvorkehrungen konfrontiert werde. (wst/sda/reu/dpa)

Die Tricks der Terroristen

1 / 11
Die Tricks der Terroristen
Briefbomben gehören zum Standardrepertoire des Terrors. In den letzten Jahren verübten italienische Öko-Extremisten auf diese Weise mehrfach Anschläge auf Schweizer Ziele.
quelle: ap / repro:ronald zak
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
2 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
2
Die Monarchie befindet sich in höchster Gefahr – warum Elisabeth II. mitschuldig ist
Trotz des Optimismus des Palastes bezüglich der Diagnosen von Charles und Kate und der enormen Welle der Unterstützung seitens der Bevölkerung dürften die kommenden Monate für die Monarchie äusserst heikel werden. Dabei ist die verstorbene Königin zumindest teilweise für die Fragilität der Institution verantwortlich.

Am 25. Dezember 2023, während ein entscheidendes Jahr zu Ende geht und die königliche Familie fröhlich zur Weihnachtsmesse spaziert, scheinen die Royals von einer Aura der ruhigen Zufriedenheit umgeben zu sein. Entgegen aller Erwartungen erwies sich das erste Regierungsjahr von Charles III. als Erfolg.

Zur Story