International
Israel

Blutiger «Marsch der Rückkehr»: Tote und 1400 Verletzte in Gaza

Blutiger «Marsch der Rückkehr»: Tote und 1400 Verletzte in Gaza

epa06636315 Palestinians children hold up a Palestinian and Algerian flags during preparation for mass protests along the border between Israel and Gaza Strip, in the eastern Beit Hanun towm in the no ...
Bild: EPA/EPA
In Gaza kommt es zu den massivsten Protesten seit der US-Anerkennung Jerusalems als Israels Hauptstadt. Die Palästinenser fordern die Rückkehr in die alte Heimat. Israels Armee schiesst scharf. Mindestens 15 Palästinenser werden getötet.
30.03.2018, 20:3931.03.2018, 08:39
Mehr «International»

Blutige Bilanz beim «Marsch der Rückkehr» im Gazastreifen: Bei Zusammenstössen mit der israelischen Armee sind am Freitag mindestens 15 Palästinenser getötet worden, einer von ihnen schon vor Beginn der Proteste am frühen Morgen. Rund 1400 Demonstranten wurden an der Grenze zu Israel verletzt, wie das Gesundheitsministerium in Gaza mitteilte.

Dem Palästinensischen Roten Halbmond zufolge erlitten über 200 Palästinenser Schussverletzungen. Die meisten wurden durch Tränengas verletzt.

epa06637241 Palestinians carry the body of youth who was shot dead by Israeli troops during clashes after protests along the border between Israel and Gaza Strip, in the eastern Beit Hanun town, in th ...
Bild: EPA/EPA

Nach Aussage der israelischen Armee haben deren Soldaten bei den gewaltsamen Protesten an der Grenze gezielt auf Rädelsführer geschossen. Ein Sprecher sprach von mehr als 30'000 Demonstranten. An vielen Stellen hätten junge Männer versucht, die Grenzbefestigungen zu durchbrechen. Auf sie sei scharf geschossen worden. Alle Todesopfer seien junge Männer im Alter zwischen 18 und 34 Jahren.

Zwei der getöteten Palästinenser wurden nach Angaben aus Gaza Opfer von israelischem Panzerfeuer bei Beit Hanoun im Norden des Küstenstreifens. Nach palästinensischen Medienberichten waren mehr als 20'000 Menschen zum «Marsch der Rückkehr» gekommen.

«Recht auf Rückkehr» für Flüchtlinge

Die radikal-islamische Hamas wollte mit der Aktion ihren Anspruch auf ein «Recht auf Rückkehr» für palästinensische Flüchtlinge und deren Nachkommen in das Gebiet des heutigen Israels untermauern. Israel lehnt eine Rückkehr in das eigene Staatsgebiet ab. Auch im Westjordanland gab es vereinzelt Proteste.

Fotos zeigten zahlreiche Zelte im Grenzgebiet, Menschen schwenkten palästinensische Flaggen. Demonstranten verbrannten Bilder von US-Präsident Donald Trump. Die USA hatten im Dezember einseitig Jerusalem als Israels Hauptstadt anerkannt und damit den Zorn der Palästinenser auf sich gezogen. Die Palästinenser wollen Ost-Jerusalem als Hauptstadt für einen eigenen Staat neben Israel.

A Palestinian protester slings stones towards Israeli soldiers during clashes with Israeli troops along the Gaza Strip border with Israel, east of Khan Younis, Gaza Strip, Friday, March 30, 2018. (AP  ...
Bild: AP/AP

Die Hamas schickte während des Protests nach Angaben der israelischen Armee eine Siebenjährige über den Sicherheitszaun. Das Mädchen sei über den Zaun nach Israel geklettert, sagte ein Sprecher der Armee. Die Armee habe dafür gesorgt, dass das Kind wieder sicher zu seinen Eltern zurückkomme.

Botschaft an Trump

Die Massenproteste sind nach Angaben der Hamas eine Botschaft an Trump. Für den von Trump angekündigten Friedensplan für Israel und die Palästinenser gelte: «Es gibt kein Zugeständnis in Bezug auf Jerusalem, keine Alternative zu Palästina und keine Lösung, ausser zurückzukehren», sagte Hamas-Chef Ismail Hanija am Freitag. Der «Marsch der Rückkehr» sei der Anfang der Rückkehr in das historische Palästina. Hanija nahm ebenfalls an der Aktion teil.

Die USA, die EU und Israel stufen die Hamas als Terrororganisation ein. Sie hatte 2007 die Macht in dem Küstengebiet an sich gerissen.

Israels Verteidigungsminister Avigdor Lieberman warnte die Menschen vor einer Annäherung an den Grenzzaun. «Jeder, der sich dem Zaun nähert, riskiert sein Leben», schrieb Lieberman auf Twitter auf Arabisch. Die Armee hatte nach einem Bericht der israelischen Nachrichtenseite «ynet» bereits vor den Protesten mehr als 100 Scharfschützen in der Nähe der Grenze postiert.

epa06636764 Israeli soldiers take positions at the Israeli Gaza border near Nir Am and next to the Gaza town of Beit Hanun, 30 March 2018. The Israeli army is on high alert and deployed sharpshooters  ...
Bild: EPA/EPA

In der Nacht zum Freitag war ein Palästinenser nach Angaben des Gesundheitsministeriums von israelischen Soldaten erschossen worden. Die israelische Armee teilte mit, ein Panzer habe in der Nacht das Feuer auf zwei Verdächtige eröffnet, die sich im südlichen Teil des Küstengebietes dem Sicherheitszaun genähert hätten.

Proteste dauern bis Mitte Mai

Die Proteste sollen bis zum 15. Mai dauern. Anlass sind die Feiern zum 70. Jahrestag der Gründung Israels. Die Palästinenser begehen den 15. Mai als Nakba-Tag (Tag der Katastrophe), weil im ersten Nahost-Krieg 1948 rund 700'000 Palästinenser flohen oder vertrieben wurden. Am 14. Mai wollen die USA zudem die US-Botschaft in Jerusalem eröffnen.

Bereits in den vergangenen Jahren kam es am 30. März zu Protesten in den Palästinensergebieten. Am «Tag des Bodens» gedenken die Palästinenser stets massiver Landenteignungen und sechs israelischer Araber, die am 30. März 1976 in dem Ort Sachnin von der israelischen Polizei getötet wurden. Sie hatten gegen die Beschlagnahmung arabischen Bodens protestiert. (sda/dpa/reu/afp)

Ninja-Style zwischen den Trümmern von Gaza

1 / 16
Ninja-Style zwischen den Trümmern von Gaza
Mit Kampfsport raus aus dem Elend: Junge Palästinenser zeigen ihr Können als Ninja-Kämpfer am 29. Januar 2016 im Gazastreifen einem Presse-Fotografen. Sie hoffen, dass sie an internationale Wettkämpfe eingeladen werden.
quelle: x01571 / mohammed salem
Auf Facebook teilenAuf X teilen

[10.11.15, dhr] Der Nahostkonflikt

Alle Storys anzeigen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
87 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Watson - die Weltwoche der SP
30.03.2018 22:07registriert September 2016
Die "radikal-islamische Hamas" ist übrigens eine Terrororganisation
5826
Melden
Zum Kommentar
avatar
Phrosch
30.03.2018 22:42registriert Dezember 2015
Sind es jetzt 1400 oder 200 Verletzte? Und ist die Zahl auch objektiv verifiziert? Bei Konfliktparteien ist immer Vorsicht geboten, da beide Seiten ihre Sicht der Dinge darstellen.
236
Melden
Zum Kommentar
avatar
rodolofo
31.03.2018 07:18registriert Februar 2016
Das Verstörendste an der Leidensgeschichte der Palästinenser ist, dass sie der Leidensgeschichte der Israelis gleicht.
Die Jüdischen Vorfahren der Israelis wurden von Nazis als minderwertige Rasse zuerst verbal belästigt, beschimpft und diskriminiert, dann in Ghettos eigepfercht und auf der letzten Eskalations-Stufe von einem furchtbaren, mit systematischer Präzision begangenen, kollektiven Raubmord durch die Nazis und ihre Charakterlosen Mitläufer beinahe vernichtet.
Die heutigen Nazis aber sind Ultra-Orthodoxe Juden, und ihre Charakterlosen Mitläufer wählen Netanyahu und den Likud...
4428
Melden
Zum Kommentar
87
Nach langem Streit: China beendet Zölle auf australischen Wein

Im lange angeschlagenen Verhältnis zwischen China und Australien hat Peking die seit Jahren bestehenden Zölle auf australischen Wein aufgehoben. Ab Freitag seien keine Ausgleichszölle auf Wein mit Herkunft Australien zu erheben, teilte das chinesische Handelsministerium am Donnerstag mit.

Zur Story