Es ist erst ein paar Jahre her, da machte sich Matteo Salvini alle naselang Feinde im italienischen Süden. Der Mailänder schimpfte über den «Gestank» der Neapolitaner, sagte, die Mentalität der Süditaliener sei Lichtjahre von der der Norditaliener entfernt. Seit er mit seiner Partei Menschen im ganzen Land mobilisieren will, sind nicht mehr die Süditaliener, sondern die Migranten Ziel seiner verbalen Attacken.
Der 44-Jährige unterzog die Anfang der 90er Jahren gegründete Separatisten-Partei Lega Nord einem grundlegenden Wandel. Nachdem der zweifache Familienvater 2013 Parteichef geworden war, nutzte er die aufkommende Flüchtlingskrise für seine politischen Ziele und wurde das Gesicht einer landesweiten rechten Bewegung.
Vor der Parlamentswahl strich er das identitätsstiftende «Nord» endgültig aus dem Namen der Partei. Es ist auch Salvinis Verdienst, dass er die Partei von 4 Prozent (2013) Hochrechnungen zufolge auf mehr als 17 Prozent hievte.
Statt wie sein Verbündeter im Wahlkampf, Silvio Berlusconi, durch TV-Shows zu ziehen, stand Salvini lieber in Daunenjacke auf den Plätzen – den Piazze – des Landes: Er war wohl einer der umtriebigsten Politiker in den vergangenen Wochen.
Il popolo della Lega non sta solo dietro uno schermo: scende in piazza, e quando lo fa è imbattibile! :) pic.twitter.com/v9xolry8nV
— Matteo Salvini (@matteosalvinimi) 3. März 2018
Nach eigener Aussage hielt er 3000 Kundgebungen ab und legte 15'000 Kilometer zurück. Und auch auf Facebook und Twitter verbreitete er seine spitzen Forderungen und radikalen Parolen: Sie reichen von «Invasion stoppen» bis zu «Niemals die Türkei in Europa».
Der Blick auf Salvinis politische Freunde verrät, welchen Kurs er sich für Italien wünscht: Er nennt Ungarns umstrittenen Ministerpräsidenten Viktor Orban sein Vorbild und freute sich als einer der ersten über den Wahlerfolg der AfD in Deutschland.
La mia prima parola: GRAZIE! pic.twitter.com/DRXiWVAHQp
— Matteo Salvini (@matteosalvinimi) 4. März 2018
Migranten sind für ihn «Kriminelle», der Islam eine Gefahr. Roma-Angehörige wollte er «mit dem Bagger» aus deren Siedlungen vertreiben.
Salvini brach sein Geschichtsstudium ab und arbeitete als Journalist. Auf der politischen Bühne präsentiert er sich als einer, der durchgreift. Als katholischer Traditionalist, der auf die Bibel schwört, weil andere auf den Koran schwören. Als Bürgernaher, der die «Letzten in der Gesellschaft zu den Ersten» macht. (dwi/sda/dpa)