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Italien

Matteo Salvini, der Scharfmacher auf der Piazza

Forza Italia's Silvio Berlusconi, left, wipes the forehead of The League's Matteo Salvini at a media event for center-right leaders ahead of the March 4 general elections, in Rome, Thursday, ...
Läuft bei ihm: Salvini lässt sich die Stirn von Berlusconi abtupfen.Bild: AP/AP

Matteo Salvini, der Scharfmacher auf der Piazza

Ein Pakt mit Berlusconi, 15'000 Kilometer und viele scharfe Sprüche: So hat Matteo Salvini es geschafft, einer kleinen Partei aus dem reichen Norden landesweit Bedeutung zu verschaffen. Er ist einer der Gewinner der Parlamentswahl in Italien.
05.03.2018, 09:0505.03.2018, 09:45
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Es ist erst ein paar Jahre her, da machte sich Matteo Salvini alle naselang Feinde im italienischen Süden. Der Mailänder schimpfte über den «Gestank» der Neapolitaner, sagte, die Mentalität der Süditaliener sei Lichtjahre von der der Norditaliener entfernt. Seit er mit seiner Partei Menschen im ganzen Land mobilisieren will, sind nicht mehr die Süditaliener, sondern die Migranten Ziel seiner verbalen Attacken.

Der 44-Jährige unterzog die Anfang der 90er Jahren gegründete Separatisten-Partei Lega Nord einem grundlegenden Wandel. Nachdem der zweifache Familienvater 2013 Parteichef geworden war, nutzte er die aufkommende Flüchtlingskrise für seine politischen Ziele und wurde das Gesicht einer landesweiten rechten Bewegung.

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Das Berlusconi-Bündnis: Salvini (Lega), Berlusconi und Giorgia Meloni von der neofaschistischen Partei Fratelli d'Italia.Bild: EPA/SILVIO BERLUSCONI PRESS OFFICE

Vor der Parlamentswahl strich er das identitätsstiftende «Nord» endgültig aus dem Namen der Partei. Es ist auch Salvinis Verdienst, dass er die Partei von 4 Prozent (2013) Hochrechnungen zufolge auf mehr als 17 Prozent hievte.

Rastloser Wahlkampf

Statt wie sein Verbündeter im Wahlkampf, Silvio Berlusconi, durch TV-Shows zu ziehen, stand Salvini lieber in Daunenjacke auf den Plätzen – den Piazze – des Landes: Er war wohl einer der umtriebigsten Politiker in den vergangenen Wochen.

Nach eigener Aussage hielt er 3000 Kundgebungen ab und legte 15'000 Kilometer zurück. Und auch auf Facebook und Twitter verbreitete er seine spitzen Forderungen und radikalen Parolen: Sie reichen von «Invasion stoppen» bis zu «Niemals die Türkei in Europa».

Der Blick auf Salvinis politische Freunde verrät, welchen Kurs er sich für Italien wünscht: Er nennt Ungarns umstrittenen Ministerpräsidenten Viktor Orban sein Vorbild und freute sich als einer der ersten über den Wahlerfolg der AfD in Deutschland.

Migranten sind für ihn «Kriminelle», der Islam eine Gefahr. Roma-Angehörige wollte er «mit dem Bagger» aus deren Siedlungen vertreiben.

Salvini brach sein Geschichtsstudium ab und arbeitete als Journalist. Auf der politischen Bühne präsentiert er sich als einer, der durchgreift. Als katholischer Traditionalist, der auf die Bibel schwört, weil andere auf den Koran schwören. Als Bürgernaher, der die «Letzten in der Gesellschaft zu den Ersten» macht. (dwi/sda/dpa)

Italien wählt ein neues Parlament

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quelle: epa/ansa / giorgio benvenuti
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