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Das Büsche-Phänomen: Klimaerwärmung in arktischer Tundra beschleunigt sich paradoxerweise selbst

Sommer in der Tundra: Büsche sorgen dafür, dass der Permafrost immer weiter zurückgeht.
Sommer in der Tundra: Büsche sorgen dafür, dass der Permafrost immer weiter zurückgeht.Bild: AP/Anchorage Daily News

Das Büsche-Phänomen: Klimaerwärmung in arktischer Tundra beschleunigt sich paradoxerweise selbst

06.07.2015, 13:4506.07.2015, 14:45
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Der Klimawandel lässt in einigen Regionen der arktischen Tundra Büsche verstärkt wachsen. Das Blöde daran: Grössere Büsche beschleunigen die Freisetzung von Treibhausgasen aus dem Boden. Der Rückkopplungseffekt ist in diesen Gebieten einer Studie zufolge daher stärker als gedacht.

Im Übergangsbereich der Tundra zur Hocharktis sei auch der meiste Kohlenstoff in den Permafrostböden gespeichert, teilte das internationale Forscherteam unter Leitung der University of Edinburgh (Grossbritannien) am Montag mit. Durch das erhöhte Pflanzenwachstum verstärke sich die Klimaerwärmung mehr als bislang bekannt. 

Ein schnelleres Wachstum sei vor allem in Nordwestrussland und Europa zu beobachten, während in Nordamerika die Antworten nicht ganz so deutlich seien, berichten die Forscher in der Fachzeitschrift «Nature Climate Change».

Die Wissenschaftler nahmen in neun Ländern mit arktischen Tundren an 37 Standorten Strauch- und Buschproben. Zudem werten sie Klima- und Umweltdaten aus, die zwischen 1950 und 2010 gesammelt wurden. Die Studie gilt nach ihren Angaben als eine der umfassendsten Untersuchungen zu vegetativen Veränderungen in der arktischen Tundra.

Isolierende Schneeberge

Neben der Temperatur sind auch die Bodenfeuchtigkeit und andere Parameter laut Mitautor Martin Wilmking von der Universität Greifswald bedeutend für das verstärkte Strauchwachstum. Es stellte sich auch heraus, dass Veränderungen in der Vegetation – wie das Wachstum grösserer Büsche – nicht nur Ergebnis des Klimawandels sind, sondern diesen sogar beschleunigten.

Um höhere Sträucher bildeten sich Schneeberge, die isolierend auf den Permafrostboden wirken, wie Wilmking sagte. Der Boden unter dem hohen Schnee friere im Winter nicht so stark durch wie der Boden mit wenig oder ohne Schnee. Damit werde an diesen Stellen das Auftauen des Permafrostbodens gefördert.

Zersetzungsprozesse im Boden würden dadurch verstärkt, was wiederum zur verstärkten Freisetzung von Kohlendioxid und Methan in die Atmosphäre führe. «Der Rückkopplungseffekt ist in diesen Regionen daher deutlich stärker als bislang angenommen», so Wilmking. (sda/dpa)

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