Ein knappes Jahr nach Vereinbarung des historischen Klimavertrags von Paris beraten die Staaten der Welt in Marrakesch über dessen Umsetzung. In der ersten Woche verhandeln vor allem Experten, in der zweiten Woche werden Politiker wie Bundesrätin Doris Leuthard erwartet.
195 Länder hatten sich in Paris darauf verständigt, die gefährliche Erderwärmung mindestens auf «deutlich unter zwei Grad» im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Nun muss dieses Ziel in konkrete Schritte und Zeitpläne übersetzt werden.
Die Pariser Konferenz habe zwar Schwung in den Klimaschutz gebracht – aber das reiche nicht, warnte Frankreichs damaliger Aussenminister und Konferenzleiter Laurent Fabius. «Unser Haus brennt weiterhin. Es herrscht sogar Alarmstufe rot», sagte er der Zeitung «Journal du Dimanche». «Das Klima droht sich stärker und schneller zu verschlechtern als die meisten von uns sich das vorstellen.»
Auch die diesjährigen Gastgeber drängen auf eine «Klimakonferenz der Taten». Die zweiwöchige Konferenz beginnt mit einer feierlichen Eröffnungssitzung, an der auch UNO-Klimachefin Patricia Espinosa und Marokkos Aussenminister und Konferenzleiter Salaheddine Mezouar teilnehmen.
Ein Aufgebot an Staats- und Regierungschefs wie in Paris, wo US-Präsident Barack Obama oder die deutsche Kanzlerin Angela Merkel ihr politisches Gewicht in die Waagschale warfen, ist in Marrakesch nicht zu erwarten – die grossen politischen Beschlüsse sind schliesslich gefasst.
In Marrakesch wollen die Delegierten nun Verfahren und Zeitpläne zur konkreten Umsetzung der Pariser Klimaziele ausarbeiten. Es geht unter anderem um die Frage, wie insbesondere arme Länder bei der Anpassung an die Folgen der Erderwärmung unterstützt werden oder wie die ganz unterschiedlichen Klimaziele der Staaten verglichen werden können.
Gastgeber Mezouar will beim Treffen besonders afrikanischen und Inselstaaten eine Bühne geben. Viele Entwicklungs- und Schwellenländer leiden stark unter Wetterextremen.
Am vergangenen Freitag, also kurz vor Beginn der Konferenz, war der neue Weltklimavertrag offiziell in Kraft getreten. Das wurde möglich, weil grosse Staaten und Gemeinschaften wie China, die USA und die EU rasch ratifiziert haben. Damit können die USA auch im Falle eines Wahlsiegs des Klimawandelskeptikers Donald Trump nicht so leicht vom Abkommen zurücktreten.
In der Schweiz steht die Ratifikation 2017 im Parlament zur Debatte. Die Schweiz nimmt daher als Beobachterstaat an der Klimakonferenz teil. Anwendung findet das Abkommen erst nach 2020: Solange gilt noch der Vorläufer, das Kyoto-Protokoll.
Einsetzen soll sich die Delegation nach dem bundesrätlichen Mandat für die «Einführung robuster und wirksamer Regeln». Schwerpunkte sind unter anderem bei den Bestimmungen zur Bekanntgabe von Reduktionszielen der Staaten oder bei der Schaffung von Anreizen für eine nachhaltigere Wirtschaft gesetzt worden. Am 16. und 17. November nimmt Umweltministerin Leuthard am Ministertreffen teil. (kad/sda/dpa)