International
Kolumbien

Er hat 250 Personen umgebracht – jetzt will Escobars Auftragskiller in die Politik

Er hat 250 Personen umgebracht – jetzt will Escobars Auftragskiller in die Politik

21.03.2017, 03:5221.03.2017, 05:36
Mehr «International»
Jhon Jairo Velásquez (Aufnahme aus dem Jahr 2006).
Jhon Jairo Velásquez (Aufnahme aus dem Jahr 2006).bild: keystone

Er hat als Auftragsmörder in Diensten von Kolumbiens Drogenboss Pablo Escobar rund 250 Menschen erschossen und Tausende weitere Verbrechen koordiniert - nun will Jhon Jairo Velásquez alias «Popeye» in die Politik.

«Ja, ich will Senator werden», sagte er der Nachrichtenagentur dpa in Medellín. Nach mehr als 23 Jahren Gefängnis war er entlassen worden, weil er bei der Aufklärung der Taten des Medellín-Kartells mit der Justiz kooperiert hat.

Sein Leben wurde verfilmt. Im April will der Streaming-Anbieter Netflix, der schon die «Narcos»-Reihe über Escobar ausstrahlte, die Serie zeigen.

Der 54-Jährige polarisiert, Medellíns Bürgermeister Federico Gutiérrez warnte jüngst vor einer Verherrlichung der Verbrechen. In Kolumbien wird 2018 gewählt. Velásquez pocht darauf, dass wegen der geplanten politischen Betätigung von Ex-Mitgliedern der FARC-Guerilla die Gesetze so geändert werden, dass Amnestieregelungen ausgeweitet werden und auch verurteilte Straftäter kandidieren können. Bisher ist das im Rahmen einer Sonderjustiz nur für FARC-Mitglieder möglich.

Kritiker von Santos

Velásquez alias «Popeye» ist ein scharfer Kritiker von Präsident und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos und bezeichnet ihn als «korrupt». Auf Twitter mischt er sich in Debatten ein, nimmt kein Blatt vor den Mund. Jüngst beschwerte er sich über die Unsicherheit in Medellín, nachdem er überfallen worden war. Das Friedensabkommen mit der FARC-Guerilla hält er für zu soft. Er will aber auch die Korruption bekämpfen. Und im Kampf gegen den Kokainhandel, der ihn einst reich machte und der von Gewalt geprägt ist, lautet sein Rezept, es zu legalisieren - um den Teufelskreislauf zu durchbrechen.

Velásquez betont, mit Opfern seiner Verbrechen das Gespräch gesucht und für seine Taten gebüsst zu haben. Rückhalt hat er vor allem in Armenvierteln von Medellín, die einst vom Kartell unterstützt wurden. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
6 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
6
Die Monarchie befindet sich in höchster Gefahr – warum Elisabeth II. mitschuldig ist
Trotz des Optimismus des Palastes bezüglich der Diagnosen von Charles und Kate und der enormen Welle der Unterstützung seitens der Bevölkerung dürften die kommenden Monate für die Monarchie äusserst heikel werden. Dabei ist die verstorbene Königin zumindest teilweise für die Fragilität der Institution verantwortlich.

Am 25. Dezember 2023, während ein entscheidendes Jahr zu Ende geht und die königliche Familie fröhlich zur Weihnachtsmesse spaziert, scheinen die Royals von einer Aura der ruhigen Zufriedenheit umgeben zu sein. Entgegen aller Erwartungen erwies sich das erste Regierungsjahr von Charles III. als Erfolg.

Zur Story