Seit Messbeginn der Flight Safety Foundation 1946 gab es nie so wenige Flugzeugunfälle wie 2017. In diesem Jahr kamen 46 Menschen in zwölf Flugzeugabstürzen ums Leben. Das sind deutlich weniger als 2016. Vergangenes Jahr kamen 325 Menschen ums Leben.
Auch ist der Luftverkehr um einiges sicherer als der Strassenverkehr, wie die folgende Grafik zeigt. Weltweit fielen 2016 laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 1,25 Millionen dem Strassenverkehr zum Opfer.
Die geringe Zahl an Unfällen und Todesopfern ist erstaunlich. Denn die Zahl der Flugzeuge und Passagiere geht keineswegs zurück, sondern steigt Jahr für Jahr an.
Weltweit sind unterdessen ca. 20'500 Zivilflugzeuge mit mehr als 100 Sitzplätzen im Einsatz. Alle zwei Sekunden startet oder landet irgendwo auf der Welt ein Airbus-A320-Modell. Und der Markt wächst weiter. Nach der Prognose des Dachverbandes der Fluggesellschaften IATA gibt es jährlich fast 37 Millionen Passagierflüge. Das sind mehr als vier Milliarden Flugzeugpassagiere jährlich.
Laut Experten ist die kontinuierlich sinkende Anzahl an Flugzeugunfällen auf die Sicherheitskultur in der Branche zurückzuführen. So gibt es ein Netzwerk an Aufsichts- und Zulassungsbehörden und ein einzigartiges, öffentlich einsehbares Meldewesen für Risiken. Fast täglich werden dort Sicherheitswarnungen veröffentlicht. Allein die Europäische Flugsicherheitsbehörde (EASA) publizierte 2016 rund 290 Hinweise auf Schwachstellen an Flugzeugmodellen.
In der Statistik der Flight Safety Foundation nicht mitgezählt werden Kleinflugzeuge (mit weniger als 14 Sitzplätzen), Hubschrauber und Militärflugzeuge.
In der nicht-kommerziellen Luftfahrt kamen 2017 deutlich mehr Menschen ums Leben. Das vor allem aufgrund des Absturzes eines Militärtransporters in Myanmar im Juni. Dabei kamen 122 Menschen ums Leben. Zudem gab es Abstürze mit Eurofighter-Jets, einem US-Hercules-Transporter und dem Kampfhubschrauber Tiger.
Trotz der geringen Flugzeugunfälle in der Zivilluftfahrt kam es dieses Jahr auch immer wieder zu gefährlichen Situationen. An der Spitze steht der Beinahe-Crash in San Francisco.
Im Juli setzte ein Airbus der Air Canada zur Landung in San Francisco auf einem Rollweg an, auf dem vier vollbetankte Flugzeuge mit je 200 Menschen an Bord auf den Start warteten. Die Piloten konnten die Maschine im allerletzten Moment hochziehen. Sie entgingen so einer der vermutlich grössten Flugzeugkatastrophen aller Zeiten. Grund für die extrem brenzlige Situation: Wegen Bauarbeiten war eine Piste des Flughafens San Francisco geschlossen. Die Piloten verwechselten die Landebahn mit dem parallel verlaufenden Rollweg.
Ein weiterer spektakulärer Zwischenfall war der Landeversuch einer Boeing 737 von Enter Air im Oktober in Salzburg. Obwohl das Sturmtief Herwart übers Land fegte, versuchte der Pilot, die Maschine zu landen. Als heftiger Seitenwind das Flugzeug im Moment des Aufsetzens erfasste und eine Tragfläche beinahe die Landebahn streifte, war der Pilot gezwungen, durchzustarten.