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Terre des Femmes will Burkas aus der Öffentlichkeit verbannen

ZUR MELDUNG, DASS DER NATIONALRAT AM DIENSTAG, 27. SEPTEMBER 2016, DEM VERBOT VON BURKAS IN DER SCHWEIZ MIT 88 ZU 87 STIMMEN ZUGESTIMMT HAT, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES ARCHIVBILD ZUR VERFUEGUNG - Two ...
Burkaträgerinnen in Genf.Bild: KEYSTONE

Terre des Femmes will Burkas aus der Öffentlichkeit verbannen

05.04.2018, 11:0205.04.2018, 11:31
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Die internationale Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes fordert ein generelles Verbot von Burkas, Nikabs und anderen Gesichtsschleiern im öffentlichen Raum. Ohne ein Verbot werde es bald «sehr viel mehr Vollverschleierung» geben, heisst es in einem Positionspapier, das eine Arbeitsgruppe von Terre des Femmes vergangene Woche in Berlin verabschiedet hat.

Aus Sicht der Organisation ist es falsch, dass ein Engagement gegen die Burka häufig mit Rechtspopulismus gleichgesetzt wird. Religionskritik sei «generell ein Merkmal jeder aufgeklärten, pluralistischen und offenen Gesellschaft und hat nichts mit Fremdenfeindlichkeit zu tun», heisst es im Papier.

«Von dem Verstummen kritischer, aufgeklärter Stimmen profitiert in erster Linie die religiöse Rechte.»
Terre des Femmes

Es müsse möglich sein, religiöse Praktiken wie die Beschneidung, die Frühehe oder eben die Vollverschleierung zu hinterfragen, ohne dass dies als rassistisch, islamophob oder neokolonialistisch gewertet werde. Teilweise fielen die entsprechenden Vorwürfe aber so vehement, ja «denunziatorisch» aus, dass sie die Debatte vergifteten und «nichtreligiöse wie religiöse säkulare und liberale Kräfte zum Schweigen» brächten.

«Von dem Verstummen kritischer, aufgeklärter Stimmen profitiert in erster Linie die religiöse Rechte», schreiben die Autorinnen. Ein Verbot hingegen wäre aus ihrer Sicht ein Signal einer offenen Gesellschaft, dass sie «religiösen Fundamentalismus und Chauvinismus nicht duldet». Terre des Femmes, das seinen Sitz in Deutschland hat, fordert die Bundestagsparteien dazu auf, in der Frage aktiv zu werden.

Schweizer Feministinnen uneins

In der Schweiz wird die Bevölkerung in absehbarer Zeit über das Thema befinden können. Die Volksinitiative «Ja zum Verhüllungsverbot» ist im letzten Oktober zustande gekommen. Dahinter steckt das Egerkinger Komitee um SVP-Nationalrat Walter Wobmann.

Auch hierzulande sind die Frauenrechtlerinnen in der Burka-Frage gespalten. So spricht sich etwa die Feministin Julia Onken dezidiert für ein Burka-Verbot aus, auch SP-Sicherheitspolitikerin Chantal Galladé will in der Öffentlichkeit keine vollverschleierten Frauen sehen – wobei sie es dem Egerkinger Komitee allerdings nicht abnehme, dass es ihm wirklich um die Frauenrechte geht.

Eine Mehrheit der SP-Frauensektion lehnt ein Verbot mit der Begründung ab, dass dieses «kontraproduktiv und nicht liberal» sei. Die Debatte werde «von rechts instrumentalisiert, um Ressentiments gegen Muslime zu schüren», heisst es in einem Blog-Eintrag der SP Frauen zum Thema.

Ja oder Nein zum Burkaverbot – soll die Schweiz ein Verhüllungsverbot einführen?
Ja. Diese Art der Verhüllung hat hier nichts verloren.41%
Nein. In der Schweiz herrscht Religionsfreiheit. Darunter fällt auch das Tragen einer Burka.36%
Bin verwirrt. Würde das Verhüllungsverbot auch für Bauersfrauen und ihre Kopftücher gelten?23%

(jbu)

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«Dinge, die man einer Burka-tragenden Frau nicht sagen sollte»

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24 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Dickes Brötchen
05.04.2018 11:06registriert März 2016
Endlich merken die Menschen, dass das vernünftige Hinterfragen und Kritisieren von Religionen nichts mit Rassismus zu tun hat, agieren doch die meisten Religionen selber hochgradig rassistisch. Danke dafür!
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AfterEightUmViertelVorAchtEsser___________________
05.04.2018 13:55registriert August 2017
Geboren wird man mit einem bestimmten Geschlecht, einer bestimmten Hautfarbe und als Atheist. Religiös wird man erst mit der Indoktrinierung durch das Umfeld.

Warum die SP die Islamkritik komplett der SVP überlässt, und diese somit ins rechte Lager drückt, verstehe ich auch nicht.

Terre des Femmes, ich drücke euch die Daumen. Es gibt noch viel zu tun. Auch in Sachen Beschneidung und Zwangsheirat.
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Skip Bo
05.04.2018 13:30registriert August 2014
Der Verzicht auf die Gesichtsverhüllung und Kopftuch, wie die muslimischen Kolleginnen meiner Tochter, kann man durchaus als Integrationswillen interpretieren.
Bäuerinnen trugen Kopftücher als Schutz vor Staub und Geruch bei Stall- Feldarbeiten. Das Gesicht wurde nie vehüllt. Heute tragen sie Basecaps.
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