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Drogen, Prostitution, Schlepper: Organisierte Banden suchen Flüchtlingslager Idomeni heim

Ein Eisenbahnwaggon soll angeblich zu einem Bordell umfunktioniert worden sein.
Ein Eisenbahnwaggon soll angeblich zu einem Bordell umfunktioniert worden sein.
Bild: Petros Giannakouris/AP/KEYSTONE

Drogen, Prostitution, Schlepper: Organisierte Banden suchen Flüchtlingslager Idomeni heim

18.05.2016, 15:13
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Drogen, Prostitution, Schlepperbanden: Das Flüchtlingslager Idomeni an der nordgriechischen Grenze wird mit Strukturen organisierter Kriminalität zu einem immer grösseren Problemfall.

Ein angeblich zu einem Bordell umfunktionierter Eisenbahnwaggon und aus Athen angereiste Marokkaner, die Flüchtlinge mit Haschisch versorgen sollen, sind griechischen Medien zufolge nur zwei Beispiele dafür. Die griechische Polizei sei im Inneren des Lagers nicht präsent, habe jedoch den Bereich um die Zeltstadt herum weiträumig abgesperrt. Medien schreiben vom «Ghetto Idomeni» und vom «Favela».

Schlepperbanden schlagen Profit aus dem Elend der Gestrandeten: Immer wieder bringen sie Verzweifelte für viel Geld über die grüne Grenze nach Mazedonien, wo sie meist erwischt und zurückgeschickt werden.

Reporter mit Messern bedroht

«Wir haben uns auf die Suche nach besagtem Eisenbahnwaggon gemacht - wir hörten schon seit längerem Gerüchte, dass es im Lager ein Bordell gibt», berichtete ein Reporter des griechischen Fernsehsenders Skai am Mittwoch. «Als wir den Waggon ausfindig gemacht hatten und recherchieren wollten, bedrohten und vertrieben uns Migranten, die zum Teil mit Messern bewaffnet waren.»

Bei den Prostituierten handle es sich um allein reisende Frauen, denen das Geld ausgegangen sei und deren Männer noch in Syrien oder bereits in Nordeuropa seien.

Mehr als 9000 Menschen harren immer noch in dem improvisierten Flüchtlingslager aus in der Hoffnung, die Grenze nach Norden könnte sich doch noch öffnen. Medien berichten dagegen von bis zu 11'000 Menschen, die sich weigern, in staatliche Auffanglager umzusiedeln.

«Humans of Idomeni»: 18 Botschaften aus dem schlimmsten Flüchtlingslager Europas

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«Humans of Idomeni»: 18 Botschaften aus dem schlimmsten Flüchtlingslager Europas
«Wie lange wollt ihr noch diskutieren?», fragt dieser Syrer mit seinen Töchtern im Flüchtlingslager in Idomeni.
quelle: watson/rafaela roth / watson/rafaela roth
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Polizei riegelt Lager ab

Die griechische Polizei versucht derweil zu verhindern, dass weitere Flüchtlinge ins Lager kommen - sie hat die Zeltstadt für Fahrzeuge weiträumig abgesperrt. Ansonsten aber halten sich die Beamten zurück.

Nicht einmal der Bahnübergang ins Nachbarland Mazedonien, den Flüchtlinge seit nunmehr zwei Monaten besetzen, um die Grenzöffnung zu erzwingen, wird geräumt. Griechische Exportunternehmen beklagen bereits Verluste in Millionenhöhe. Bei den Blockierern handelt es sich dem Fernsehsender Skai zufolge vor allem um Menschen aus Marokko, Tunesien, Afghanistan und Pakistan.

«This ist not for Humans» – eine Nacht im Flüchtlingscamp in Idomeni

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«This ist not for Humans» – eine Nacht im Flüchtlingscamp in Idomeni
Im griechischen Idomeni, direkt an der mazedonischen Grenze sind rund 14'000 syrische, irakische und afghanische Flüchtlinge gestrandet.
quelle: watson/rafaela roth / watson/rafaela roth
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Die meisten sind friedliche Menschen

Tatsächlich seien die meisten Bewohner des Camps völlig friedliche, normale und eben nicht kriminelle Menschen, sagte Katy Athersuch von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. «Wir können die Existenz eines Bordells oder den Drogenhandel nicht bestätigen», so Athersuch.

Hinweise auf eine verstärkte Nachfrage von Verhütungsmitteln oder eine erhöhte Zahl von Geschlechtskrankheiten gebe es nicht. Dass hingegen die Schlepper im Lager ihr Unwesen treiben, bestätigt auch Athersuch.

Die griechische Regierung will keine Gewalt anwenden, um das Lager zu räumen, weil dort viele Kinder und Frauen leben und wohl auch, um entsprechende Bilder zu vermeiden. Das Nachbarland Mazedonien hat in den vergangenen zwei Monaten bereits rund 11'000 illegal eingereiste Flüchtlinge und Migranten zurück nach Griechenland geschickt. (whr/sda/dpa)

Verzweiflung an der griechischen Grenze

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Verzweiflung an der griechischen Grenze
Auf der griechischen Insel Lesbos am 5. April: Diese Migranten im Registrierungszentrum Moria werden in die Türkei rückgeschafft.
quelle: x03162 / giorgos moutafis
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