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Kim ist entzückt über die Reise seiner Schwester nach Südkorea

South Koran President Moon Jae-in, third from left, talks with Kim Yo Jong, second from left, North Korean leader Kim Jong Un's sister, as they watch a performance of North Korea's Samjiyon  ...
Kim Yo Jong und Präsident Moon Jae In besuchen ein Konzert eines nordkoreanischen Orchesters in Seoul.Bild: AP/Yonhap

Kim ist entzückt über die Reise seiner Schwester nach Südkorea

Nordkoreas offizielle Olympiadelegation mit der Schwester von Kim Jong Un ist wieder daheim. Der Machthaber zeigt sich erfreut über «das warme Klima der Versöhnung und des Dialogs».
13.02.2018, 15:4014.02.2018, 06:32
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Bis kurzem war Kim Yo Jong in Nordkorea weitgehend unsichtbar. Bei offiziellen Auftritten hielt sich die jüngere Schwester von Kim Jong Un im Hintergrund, obwohl ihr ein beträchtlicher Einfluss auf den Diktator nachgesagt wird. Sie soll verantwortlich sein für sein Image in der Öffentlichkeit. Im letzten Jahr wurde sie ins Politbüro gewählt, das Machtzentrum der Arbeiterpartei.

Nun erhielt Kim Yo Jong erstmals einen grossen Auftritt. Bei der Heimkehr von den Olympischen Winterspielen in Südkorea wurde die nordkoreanische Regierungsdelegation am Montag auf dem Flughafen von Pjöngjang mit militärischen Ehren empfangen. Angeführt wurde sie von Kim Yong Nam, dem protokollarischen Staatsoberhaupt, doch im Mittelpunkt stand Kim Yo Jong.

epa06520599 North Korea's leader Kim Jong Un (C) meets members of the high-level delegation of the Democratic People's Republic of Korea who visited South Korea to attend the opening ceremon ...
Kim Jong Un empfängt seine Olympia-Delegation.Bild: EPA/KCNA

Später wurde ein Foto veröffentlicht, das Kim Jong Un mit den vier führenden Mitgliedern der Delegation zeigt. Darunter befindet sich auch seine Schwester, die seinen Arm umklammert. In einer Mitteilung drückte der Machthaber seine Zufriedenheit über den erfolgreichen Olympia-Trip aus. Er geizte dabei auch nicht mit Lob für den verfeindeten «Bruderstaat» im Süden.

Einladung an Präsident Moon

Er sei dankbar für die «sehr beeindruckenden» und «aufrichtigen» Bemühungen Südkoreas als Gastgeber der nordkoreanischen Delegation, die zur Eröffnung der Winterspiele angereist sei, liess Kim über staatliche Medien mitteilen. Nun gelte es, «das warme Klima der Versöhnung und des Dialogs weiterzuführen, das durch den starken Wunsch und den gemeinsamen Willen des Norden und des Südens mit den Olympischen Winterspielen als Antrieb entstanden ist».

Aus Sicht des Nordens war die Reise von Kims Schwester in der Tat ein voller Erfolg. Sie traf sich viermal mit dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In und überreichte ihm eine Einladung von Kim Jong Un zu einem Besuch in Pjöngjang. «Ich möchte Sie bald in Pjöngjang wiedersehen», sagte Kim Yo Jong dem Präsidenten bei einem gemeinsamen Mittagessen am Samstag.

In südkoreanischen Medien stiess ihr Besuch auf viel Wohlwollen. Sie wurde unter anderem als «nordkoreanische Ivanka Trump» bezeichnet. Gerühmt wurde nicht zuletzt ihr bescheidender Auftritt. «Ich kann in der Öffentlichkeit nicht so gut reden», soll sie bei einem Dinner in einem Luxushotel in Seoul gesagt haben. Sogar über eine mögliche Schwangerschaft wurde spekuliert.

Kim Jong Un schickt seine Cheerleader zu Olympia

Video: srf

Nicht alle jedoch waren begeistert. Eine konservative Zeitung bezeichnete Kim Yo Jong gemäss der «New York Times» als «Atombombe mit einem Lächeln». Kritiker warnen, Nordkorea wolle mit seiner Charmeoffensive einen Keil zwischen Südkorea und die USA treiben. Ein Kolumnist der «Washington Post» verglich die jüngere Kim mit Paula Hitler, der Schwester von Adolf.

Zwiespältige Signale

Angesichts der Kritik bemühte sich Präsident Moon, den Ball flachzuhalten. Der erste Schritt zu einer friedlichen Lösung auf der koreanischen Halbinsel sei vollbracht, teilte seine Regierung am Montag mit. Es gebe aber weiterhin Differenzen beim nordkoreanischen Atomprogramm: «Derzeit gibt es keinen Fortschritt bei der Entnuklearisierung der koreanischen Halbinsel».

Aus den USA kommen zwiespältige Signale. Vizepräsident Mike Pence hatte Kim Yo Jong bei der Eröffnungsfeier der Winterspiele am Freitag komplett ignoriert, obwohl er nur eine Armlänge von ihr entfernt sass. Beim Einmarsch der gemeinsamen koreanischen Mannschaft erhob er sich nicht vom Sitz, was auch von südkoreanischen Medien als Affront empfunden wurde.

Auf dem Rückflug in die USA betonte Pence in einem Interview mit der «Washington Post», man müsse weiterhin «maximalen Druck» auf Nordkorea ausüben und noch intensivieren. Dazu gehöre eine weitere Verschärfung der Sanktionen. Gleichzeitig schloss Donald Trumps Vize Gespräche mit Nordkorea nicht aus: «Wenn sie reden wollen, werden wir reden.»

Bach reist nach Nordkorea

Die Sanktionen gelten als weiterer Grund für Kim Jong Uns Charmeoffensive. Zwar bemüht sich Nordkorea, sie zu umgehen, dennoch dürften sie die Wirtschaft des Landes empfindlich treffen, und das in einer Zeit, in der sich Kim um eine sanfte Liberalisierung bemüht.

Einen Propagandacoup kann sein Regime jedenfalls bereits verbuchen. Thomas Bach, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOK), erklärte der Agentur Reuters, er wolle nach Abschluss der Winterspiele nach Nordkorea reisen. «Wir suchen noch ein passendes Datum, damit wir den Dialog auf der sportlichen Seite weiterführen können», sagte Bach.

Nordkoreas «Armee der Schönen» bei Olympia 2018

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Nordkoreas «Armee der Schönen» bei Olympia 2018
Die nordkoreanische «Armee der Schönen» bei den Shorttrack-Wettbewerben.
quelle: ap/ap / julie jacobson
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23 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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sleepalot
13.02.2018 16:35registriert Januar 2014
Was das auch immer bedeuten soll... 🤔
Kim ist entzückt über die Reise seiner Schwester nach Südkorea
Was das auch immer bedeuten soll... 🤔
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dmark
13.02.2018 16:46registriert Juli 2016
Ich glaube nicht, dass die VSA wirklich Interesse an einer Versöhnung der beiden Staaten hat. Es könnte ihren Einfluss in dieser Region schmälern, bzw. behindern.
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pedrinho
13.02.2018 16:16registriert September 2015
.....und ich frage mich ?

Der sueden wuerde laengst mit dem norden ueber eine wiedervereinigung verhandeln waeren da nicht die amerikanischen besatzungstruppen, welche fuer "die aufrechterhaltung des friedens sorgen"
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