Wenige Tage vor Beginn der Winterspiele in Pyeongchang deutet kaum etwas auf einen olympischen Frieden hin. Das betrifft den ungelösten Streit um die Teilnahme dopingverdächtiger Sportler aus Russland wie auch die anhaltende Eiszeit zwischen den USA und Nordkorea. Beide Seiten bemühen sich kaum um eine Entspannung. Sie provozieren im Gegenteil nach Kräften.
In seiner Rede zur Lage der Nation attackierte US-Präsident Donald Trump Pjöngjang letzte Woche mit deutlichen Worten: «Kein Regime hat seine Bürger totaler und brutaler unterdrückt als die grausame Diktatur in Nordkorea.» Zur Diplomatie ging Trump auf Distanz: «Die Erfahrung lehrt uns, dass Geduld und Zugeständnisse eine Einladung für Aggressionen und Provokationen sind.»
Seine Haltung unterstrich der Präsident, indem er am Freitag mehrere Überläufer aus Nordkorea im Weissen Haus empfing. Zu seiner Rede am Dienstag eingeladen hatte er ausserdem Cindy und Fred Warmbier, die Eltern des Studenten Otto Warmbier. Dieser war in einem nordkoreanischen Gefängnis ins Koma gefallen und nach seiner Rückführung in die USA gestorben.
Die Umstände seines Todes sind mysteriös. Otto Warmbier war als Tourist nach Nordkorea gereist und wegen der angeblichen Entwendung eines Propagandaplakats zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt worden. Nordkorea bezeichnet eine Lebensmittelallergie als Grund für sein Ableben, doch die Ärzte in den USA stellten eine schwere Hirnschädigung fest.
Nun soll Vater Fred Warmbier laut einem Bericht der «Washington Post» als Gast von Vizepräsident Mike Pence an der Eröffnungsfeier der Winterspiele am Freitag teilnehmen. Mit dieser Geste solle der Druck auf Nordkorea aufrechterhalten werden. Auf der Ehrentribüne in Pyeongchang wird auch Kim Yong Nam sitzen. Der 90-jährige Vorsitzende des Pseudo-Parlaments, der gleichzeitig protokollarisches Staatsoberhaupt ist, wird als bislang ranghöchster Vertreter Nordkoreas den Süden besuchen.
Neben dieser Geste der Entspannung rasselt aber auch Kim Jong Un kräftig mit dem Säbel. Am Donnerstag, einen Tag vor der Eröffnungsfeier, will er eine Militärparade zum 70. Gründungstag der nordkoreanischen Armee durchführen, an der Dutzende Langstreckenraketen mitgeführt werden sollen, berichtet CNN unter Berufung auf zwei diplomatische Quellen. Kim wolle «den Amerikanern eine höllische Angst einjagen».
Auch ein neuer Raketentest «in naher Zukunft» sei möglich, vor allem wenn die USA und Südkorea die wegen der Winterspiele verschobenen Militärübungen durchführen sollten. Mit einer Reihe von Raketen- und Atomtests hat Kim Jong Un letztes Jahr an der Eskalationsschraube gedreht, worauf US-Präsident Trump einen Präventivschlag gegen Nordkorea nicht ausschloss.
Berichte über die geplante Militärparade in südkoreanischen Medien haben auch dafür gesorgt, dass die Entspannung zwischen den beiden koreanischen Staaten einen Dämpfer erhalten hat. Nordkorea sagte letzte Woche ein gemeinsames Kulturprogramm ab. An der gemeinsamen Olympia-Mannschaft aber wird festgehalten. Sie wird unter einer «neutralen» Flagge antreten.
Diese zeigt ein wiedervereinigtes Korea und sorgte prompt an einer anderen «Front» für einen diplomatischen Eklat. Japan bezeichnete die Flagge als «inakzeptabel» und legte bei der Regierung in Seoul Protest ein. Grund ist eine winzige Inselgruppe vor der koreanischen Ostküste, die von beiden Ländern beansprucht wird. Die Koreaner nennen sie Dokdo, die Japaner Takeshima.
International ist sie auch als Liancourt-Felsen bekannt. Südkorea verwaltet sie faktisch seit 1953, was Japan nicht akzeptiert. Das Verhältnis zwischen den beiden Ländern ist ohnehin angespannt. Die koreanische Halbinsel war von 1905 bis 1945 von Japan besetzt.