International
Brasilien

Zika-Virus: WHO prüft nun doch Verschiebung der Olympischen Spiele in Rio

Die Gelbfiebermücke, Überträgerin des Zika-Virus.
Die Gelbfiebermücke, Überträgerin des Zika-Virus.Bild: Felipe Dana/AP/KEYSTONE

Zika-Virus: WHO prüft nun doch Verschiebung der Olympischen Spiele in Rio

04.06.2016, 10:5004.06.2016, 10:57
Mehr «International»

Nach dem Ruf von mehr als 150 Experten nach einer Verlegung oder Verschiebung der Olympischen Spiele in Brasilien wegen des grassierenden Zika-Virus geht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) der Sache nun doch nach.

Die WHO habe vier Mal Teams aus erfahrenen Wissenschaftlern nach Brasilien geschickt, «um Daten aus erster Hand über die derzeitige Lage zu sammeln», schrieb WHO-Chefin Margaret Chan in einem Brief, der am Freitag veröffentlicht wurde.

Ihr auf den 1. Juni datiertes Schreiben ist die Antwort auf eine Anfrage der US-Senatorin Jeanne Shaheen, die sich nach den Risiken für die öffentliche Gesundheit durch das für August angesetzte Sportereignis erkundigt hatte. Da dazu Menschen «aus allen Ecken der Erde» kämen, sei es wichtig, die möglichen gesundheitlichen Auswirkungen zu verstehen, erklärte die Senatorin dazu nun.

In der Antwort, die Shaheen im Internet veröffentlichte, schrieb Chan: «Angesichts des derzeitigen Ausmasses der internationalen Besorgnis habe ich entschieden, die Mitglieder des Zika-Notfallkomitees zu beauftragen, die Risiken durch die Abhaltung der Olympischen Sommerspiele zu prüfen, wie sie derzeit geplant sind.»

Die Expertenteams sollten «das Risikolevel für die grosse Zahl an Athleten und Zuschauern» prüfen und «in Kürze» ihre Einschätzung abgeben. Ihre Empfehlung werde dann «sofort» im Internet veröffentlicht, sicherte Chan zu.

Experten warnen

Vor einer Woche hatten mehr als 150 Gesundheitsexperten aus aller Welt in einem Brief gewarnt, wegen der drohenden Ausbreitung von Zika wäre es «unverantwortlich» und «unethisch», die Spiele in Rio de Janeiro wie geplant stattfinden zu lassen.

Der in Brasilien grassierende Zika-Erregerstamm sei in einer Weise gesundheitsgefährdend, wie sie die Wissenschaft bislang noch nicht erlebt habe.

Die 500'000 Touristen, die sich während der Spiele in Rio de Janeiro aufhalten werden, könnten das Virus in ihre eigenen Länder zurücktragen, legten die Wissenschaftler dar. Dies sei ein «unnötiges Risiko». Besonders dann, wenn Besucher der Spiele in ärmere Länder etwa in Südasien und Afrika zurückkehrten, könne das «Leid gross» sein.

Forderungen zunächst zurückgewiesen

Die WHO hatte diesen Forderungen zunächst aber eine deutliche Absage erteilt: Die Verschiebung oder Verlegung der Olympischen Spiele würde die Verbreitung des Zika-Virus «nicht entscheidend verändern», erklärte die Organisation.

Das von Stechmücken übertragene Zika-Virus grassiert derzeit in Süd- und Mittelamerika. Brasilien ist mit bislang rund anderthalb Millionen infizierten Menschen am stärksten betroffen.

Zika kann bei ungeborenen Kindern Mikrozephalie – einen abnormal kleinen Kopf und damit einhergehende schwere Hirnschäden – auslösen. Bei Erwachsenen wird das Virus unter anderem mit der seltenen Nervenkrankheit Guillain-Barré-Syndrom in Verbindung gebracht. Seit dem vergangenen Jahr wurden in Brasilien fast 1300 Babys mit Mikrozephalie geboren. (sda/afp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
2 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Gipfeligeist
04.06.2016 12:10registriert Januar 2016
Es kommen auch ohne die Olympischen Spiele Touristen nach Brasilien, da sollten doch die 500'000 keine grosse Rolle spielen?
Allerdings die Aussage, es sei "unverantwortlich und unethisch" Olympische Spiele in Rio auszutragen, absolut angemessen, wenn man bedenkt, dass in dieser Stadt 1'000'000 Menschen in Favelas leben...
364
Melden
Zum Kommentar
avatar
Karl Müller
04.06.2016 12:10registriert März 2015
Oh, da kommen 500'000 Touristen und könnten den Zika-Virus in der Welt verteilen. Das ist natürlich gefährlich. Viel gefährlicher als bei den mindestens 5 Millionen Touristen, die ohnehin jedes Jahr kommen.
386
Melden
Zum Kommentar
2
Auch Ersatzjuroren für Schweigegeld-Prozess gegen Trump gefunden

Im Schweigegeld-Verfahren gegen Donald Trump sind nach der eigentlichen Jury nun zusätzlich auch noch die Ersatzjuroren gefunden worden. Die fünf restlichen Juroren wurden am Freitag ausgewählt, nachdem einer bereits am Donnerstag gefunden worden war, berichteten im Gerichtssaal anwesende Journalisten und Journalistinnen übereinstimmend. Nach rund viertägiger schwieriger Suche besteht die Jury für den ersten Strafprozess gegen einen früheren US-Präsidenten damit nun aus insgesamt zwölf Geschworenen und sechs Ersatzgeschworenen.

Zur Story