International
People

«Völlig eingeschüchtert»: Erste Zeugin belastet Bill Cosby schwer

«Völlig eingeschüchtert»: Erste Zeugin belastet Bill Cosby schwer

06.06.2017, 14:4806.06.2017, 14:54
Mehr «International»
epa06011872 US entertainer Bill Cosby (C) arrives at the Montgomery County Courthouse for the first day of his trial in Norristown, Pennsylvania, USA, 05 June 2017. Cosby faces trial regarding charges ...
Cosby auf dem Weg ins Gericht.Bild: TRACIE VAN AUKEN/EPA/KEYSTONE

Im Missbrauchsprozess gegen US-Fernsehstar Bill Cosby hat eine erste Zeugin die Vorwürfe der Anklage untermauert. Vor dem Gericht in Norristown berichtete Kelly Johnson, wie Cosby sie 1996 in einem Hotel mit Tabletten betäubt und dann sexuell bedrängt habe.

Als Assistentin des damaligen Agenten des TV-Stars sei sei «völlig eingeschüchtert» gewesen und hätte sich nicht getraut zu gehen. Johnson beschrieb Cosby am Montag als Manipulierer, der seinen Status als Star geschickt benutzt habe, um seine Opfer gefügig zu machen und zum Schweigen zu bringen.

Sie habe es «mit dem damals grössten Prominenten der Welt» zu tun gehabt, sagte sie. «Ich hatte Angst, grosse Angst.» Tatsächlich habe Cosby später ihre Entlassung wegen beruflichen Fehlverhaltens durchgesetzt.

Johnsons Aussagen ähneln den Vorwürfen der Anklage in dem Strafprozess. Da der Vorfall bereits verjährt ist, ist er aber nicht Teil der Anklage.

In dem Strafprozess geht es um einen einzigen Vorfall aus dem Jahr 2004, bei dem der heute 79-jährige Schauspieler eine Universitätsmitarbeiterin mit Tabletten betäubt und sich anschliessend an ihr vergangen haben soll. Das inzwischen 44-jährige Opfer Andrea Costand wollte im Verlauf des Prozesses selbst dazu Stellung nehmen.

Veränderte Aussage

Cosbys Hauptverteidiger Brian McMonagle äusserte Zweifel an der Aussage der ersten Zeugin. Er wies darauf hin, dass sich ihre Version im Laufe der Jahre gewandelt habe. So habe sie 1996 angegeben, der Vorfall habe sich bereits 1990 zugetragen, sagte McMonagle.

Der Anwalt zitierte ausführlich aus Johnsons damaliger Aussage im Rahmen eines Verfahrens gegen ihren Arbeitgeber. Dabei wies er auf Widersprüche zu den Angaben hin, die sie während einer Pressekonferenz im Jahr 2015 machte. Johnson sagte, sie könne sich an ihre früheren Aussagen nicht mehr erinnern.

Cosby wohnte dem Prozess bei. Er hörte schweigend zu, wie ihn die Anklage in ihrem Eröffnungsplädoyer beschuldigte, seine Macht und seine Berühmtheit missbraucht zu haben, um das Vertrauen Andrea Costands auszunutzen, die ihn als Freund und Mentoren betrachtet habe. Der 79-Jährige will selbst nicht aussagen.

Von dutzenden Frauen beschuldigt

Cosby wird von rund 60 Frauen beschuldigt, sich in früheren Jahrzehnten an ihnen vergangen zu haben. Da die meisten Anschuldigungen aber verjährt sind, ist der Strafprozess in Norristown der einzige, der den Schauspieler ins Gefängnis bringen könnte.

Ihm wird in drei Anklagepunkten schwerer unsittlicher Angriff vorgeworfen. Für jeden Anklagepunkt droht ihm eine Haftstrafe von maximal zehn Jahren und eine Geldstrafe von 25'000 Dollar.

Die Verteidigung mahnte in ihrem Eröffnungsplädoyer die zwölfköpfige Jury, sich nicht von der Berühmtheit des Angeklagten beeinflussen zu lassen. Die «falsche Beschuldigung» des sexuellen Missbrauchs sei ein «Angriff auf die menschliche Würde» und könne «einen Menschen vernichten», sagte McMonagle.

Tiefer Fall

Er bekräftigte Cosbys Darstellung, der Sex mit Constand sei einvernehmlich gewesen und wies daraufhin, dass die Kanadierin den Star nach dem Vorfall noch 53 Mal angerufen habe.

Nur wenige Grössen der US-Entertainmentbranche sind im öffentlichen Ansehen derart tief abgestürzt wie Bill Cosby. Jahrzehntelang wurde der Afroamerikaner als «Amerikas Dad» verehrt.

In der Rolle als liebenswürdiger Arzt und gutmütiger Familienvater in seiner «Cosby Show» war er einer der beliebtesten TV-Stars des Landes. Inzwischen haben sich auch die meisten Kollegen aus dem Show-Business von ihm abgewandt. (sda/afp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
2 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
2
Erneut schweres Busunglück auf deutscher Autobahn: Mehr als 20 Verletzte

Nach einem Busunglück mit mehr als 20 Verletzten auf der Autobahn 44 in Nordrhein-Westfalen klären die Ermittler nun, wie es zum zweiten Mal binnen weniger Tage zu einem solchen Unfall auf deutschen Autobahnen kommen konnte. In der Nacht zu Freitag verunglückte eine Reisegruppe mit Schülern eines Berufskollegs auf dem Rückweg von einem Ausflug nach England. Ihr doppelstöckiger Reisebus kam bei Werl von der Autobahn ab, fuhr in den Strassengraben und stürzte auf die Seite. Nach Polizeiangaben wurden 21 der 60 Insassen verletzt, eine Person erlitt schwere Verletzungen. In Lebensgefahr sei niemand, hiess es. 39 Insassen blieben unverletzt.

Zur Story