Der Tourismus in Kambodscha boomt. Seit sich die politische Lage nach den Bürgerkriegsjahren und dem Tod von Diktator Pol Pot beruhigt hat, stieg die Anzahl ausländischer Besucher jährlich an. Waren es 2004 noch rund eine Million Menschen, die das südostasiatische Land sehen wollten, so strömten 2016 bereits über fünf Millionen Touristen über die Grenze. Eine Zunahme von 500 Prozent in nur 13 Jahren.
Die meisten Besucher stammen aus der näheren Umgebung: Vietnam, China, Thailand. Doch das Land mit seinen 16 Millionen Einwohnern ist längst auch auf der Karte westlicher Backpacker aufgetaucht. Als beliebteste Reisedestinationen gelten Sihanoukville am Golf von Thailand und Siem Reap, eine Stadt, die unweit der historischen Stätte Angkor Wat liegt.
Viele der Rucksackreisenden interessieren sich dabei längst nicht nur für die imposanten Bauwerke aus der Khmer-Zeit, sondern fürs feuchtfröhliche Après-Sightseeing.
Siem Reap und Sihanoukville stehen den bekannten südostasiatischen Partymekkas wie Vang Vieng in Laos oder Koh Phangan in Thailand in kaum etwas nach.
Im Gegenteil: Vieles ist in Kambodscha derzeit noch wild west, Regeln gibt es weniger als anderswo. So entsteht zum Beispiel an der Küste ein Casino nach dem anderen. In Thailand hingegen sind Glücksspieltempel offiziell verboten.
Doch seit einiger Zeit mehren sich Berichte, dass die kambodschanische Polizei immer härter durchgreift und das ausufernde Partyleben unterbindet.
Bei einer Pool-Party in Siem Reap wurden nun insgesamt 87 Ausländer festgenommen, berichtet die «Khmer Times». Sie sollen dermassen ausgelassen getanzt haben, dass zehn von ihnen eine Verurteilung wegen Pornografie droht. An der Party mit dem Namen «Let's Get Wet» sollen demnach rund 100 Personen teilgenommen haben, die meisten davon Expats und Touristen.
Der grösste Teil der Verhafteten wurde nach kurzer Zeit wieder auf freien Fuss gelassen, zehn Personen befinden sich jedoch weiterhin in Haft.
Mehrere der zwischenzeitlich festgenommenen Partyteilnehmer beschwerten sich in der Presse. Sie seien unschuldig und wüssten nicht, weshalb sie verhaftet worden seien.
Die kambodschanischen Behörden versuchten mit Fotos und einer Medienmitteilung Klarheit zu schaffen. Auf den Bildern sind mehrere leicht bekleidete Menschen in sexuellen Posen zu sehen.
Wie es von offizieller Seite heisst, seien diese Fotos auf Social Media verbreitet worden. Damit würden sich die Angeklagten schuldig machen, die Verbreitung von pornografischem Material ist in Kambodscha nicht erlaubt. Den zehn Personen, die immer noch in Haft sitzen, droht eine Gefängnisstrafe von bis zu einem Jahr.
Nur behaupten diese, dass sie auf keinem der Fotos zu sehen seien. Auch eine unabhängige Verifizierung der Bilder liegt derzeit keine vor.
Sechs der zehn festgehaltenen Personen stammen aus Grossbritannien, der Rest aus Kanada, Neuseeland und Holland. Die betreffenden Botschaften in der Hauptstadt Phnom Penh sind informiert. Ob sie den Verhafteten jedoch helfen können, ist derzeit alles andere als klar. (cma)