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Neues Video zeigt Bombenanschlag in Bangkok +++ Mindestens 19 Tote und 80 Verletzte +++ Minister: «Anschlag richtete sich gegen Touristen» +++ Polizei entschärft weitere Bomben

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Anschlag in Bangkok: Der Tag danach …
Phantombild des mutmasslichen Haupttäters: Die thailändische Polizei nahm zwei Wochen nach dem Anschlag einen jungen Mann fest, den sie als Hauptverdächtigen bezeichnet.
quelle: epa/royal thai police / royal thai police
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Neues Video zeigt Bombenanschlag in Bangkok +++ Mindestens 19 Tote und 80 Verletzte +++ Minister: «Anschlag richtete sich gegen Touristen» +++ Polizei entschärft weitere Bomben

17.08.2015, 14:3417.08.2015, 21:18
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Ein Bombenanschlag im Zentrum der Millionenmetropole Bangkok forderte am Montag während der Rushhour mindestens 19 Tote und mehr als 80 Verletzte. Das berichten verschiedene lokale und internationale Medien unter Berufung auf den Chef der thailändischen Polizei. CNN berichtet gar von 27 Toten.

Die Explosion ereignete sich zur Stosszeit am frühen Montagabend (Ortszeit) am Erawan-Schrein im zentralen Viertel Chidlom. Dort liegen mehrere grosse Einkaufszentren und teure Hotels. «Die Zahl der Todesopfer liegt jetzt bei 19», sagte ein Sprecher der Polizei. Darunter seien zwei Ausländer, ein Chinese und ein Philippiner. 

Am Anschlagsort bot sich ein Bild der Verwüstung. Glassplitter lagen über die Strasse verstreut, verkohlte Mopeds waren neben Teilen aus dem Schrein zu sehen. Auf den Stufen vor dem Schrein lagen zwei leblose Körper, Blut bedeckte das Trottoir. 

Noch mehrere Kilometer vom Anschlagsort entfernt waren Fensterscheiben durch die Wucht der Explosion erschüttert worden. Die Behörden wiesen aber Berichte über womöglich weitere versteckte Bomben in dem Viertel zurück. 

Zu Stosszeiten frequentieren jeweils Hunderte von Einheimischen und Touristen die Kreuzung im Zentrum der thailändischen Hauptstadt. Der Verteidigungsminister Thailands sprach davon, dass sich die Attacke direkt gegen Touristen gerichtet habe.

Die thailändische Polizei warnte kurz nach der Detonation vor einer zweiten Bombe, die am Tatort gezündet werden könnte und fordert Fussgänger auf, sich vom Tatort zu entfernen. CNN berichtet, dass ein Spezialkommando der Polizei zwei weitere, nicht detonierte Bomben beim Tatort gefunden hat und das Gebiet rund um den Erawan-Schrein nun weiträumig absperre.

Wie ein Polizeisprecher sagte: «Unter den Opfern ist auch eine erhebliche Anzahl von Ausländern.»

Erawan-Schrein
Der Erawan-Schrein ist dem hinduistischen Gott Brahma geweiht. Er befindet sich an der Ratchaprasong-Kreuzung im Bangkoker Bezirk Pathumwan. Der Schrein wurde 1956 erbaut – aus reinem Aberglaube. Während der Bauarbeiten des Erawan-Hotels ereigneten sich zahlreiche Unglücksfälle: Arbeiter starben auf der Baustelle und ein Schiff, das Marmor für das Hotel transportierte, sank auf hoher See. Die Arbeiter weigerten sich darauf, am Hotel weiter zu arbeiten – bis der Schrein am 9. November 1956 eröffnet wurde. Heute ist er viel besuchte Touristenattraktion.

Ein Anschlag auf den Schrein ereignete sich im März 2006. Damals wurde die Statue von einem angeblich geistig gestörten thailändischen Moslem mit einem Hammer zerstört. Der Mann wurde darauf von zwei wütenden Passanten erschlagen. Der Schrein wurde restauriert und im Mai 2006 in einer grossen Feier an ihrem angestammten Platz installiert. (Quelle: Wikipedia)

Ein politischer Hintergrund?

«Wir wissen immer noch nicht sicher, wer das getan hat und warum», sagte der stellvertretende Regierungschef Prawit Wongsuwon. «Wir sind nicht sicher, ob das politisch motiviert war.» 

Ziel der Angreifer sei aber wohl eine Schwächung der thailändischen Wirtschaft. Die Regierung würde die Attentäter aber fassen, versprach Prawit. Zunächst lag aber kein Bekennerschreiben vor. 

Junta ruft zur Ruhe auf 

Die Junta rief zur Ruhe auf. «Bringt keine Gerüchte in Umlauf, die Verwirrung im Land stiften könnten», sagte Junta-Sprecher Winthai Suvari. «Wir versichern, dass die Behörden jetzt alles unter Kontrolle haben.» Er widersprach Gerüchten in sozialen Netzwerken, dass der Ausnahmezustand verhängt worden sei. 

Im buddhistischen Land gibt es zwar gewalttätige muslimische Separatisten im Süden, und die Gesellschaft ist politisch tief gespalten. Anschläge in der Hauptstadt, etwa zur Destabilisierung der Regierung, sind aber eigentlich unbekannt. In Thailand regiert seit einem Militärputsch im Mai 2014 Putschführer Prayuth Chan-ocha. 

Vor dem Umsturz hatten die beiden politischen Lager jahrelang um die Regierungsmacht gekämpft. Grob gesagt stehen sich alteingesessene Eliten und wohlhabende Städter und Bauern aus der Provinz sowie arme Stadtbewohner gegenüber. Sie haben Massendemonstrationen und Strassenblockaden in Bangkok organisiert und sich teils blutige Strassenschlachten geliefert. Dutzende Menschen sind dabei seit 2010 ums Leben gekommen. (jas/wst/sda/reu/dpa/afp) 

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