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Katalonien: Carles Puidgemont will den Dialog

epa06257306 Catalan President Carles Puigdemont (C) walks to the podium to address the region's parliament in Barcelona, Spain, 10 October 2017, and could ask the assembly to vote on a unilateral ...
Carles Puigdemont schreitet zum Rednerpult.Bild: EPA/EFE

Carles Puigdemont will den Dialog: «Wir sind keine Verrückten»

10.10.2017, 15:5412.10.2017, 11:39
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Der Regierungschef von Katalonien, Carles Puigdemont, will am Ziel einer Unabhängigkeit von Spanien festhalten. Er setze diesen Prozess aber aus, um in den nächsten Wochen einen Dialog und eine Vermittlung einzuleiten.

Puigdemont unterzeichnete am Abend ein Dokument, in dem die Unabhängigkeit der Region von Spanien und zugleich deren Aussetzung erklärt wird. Darin heisst es unter anderem: «Wir gründen die katalanische Republik als unabhängigen und souveränen Staat.»

Die spanische Regierung wies Puigdemonts Erklärung umgehend zurück. «Es ist nicht zulässig, implizit die Unabhängigkeit zu erklären und diese dann explizit auszusetzen», erklärte ein Regierungssprecher in Madrid.

Puigdemont hat bereits mehrfach eine Vermittlung im Streit mit der Zentralregierung gefordert. Ministerpräsident Mariano Rajoy will aber erst Gespräche führen, wenn die katalanische Regionalregierung die Unabhängigkeitsbestrebungen aufgibt.

Am Sonntag vor einer Woche hatte Puigdemont ungeachtet eines Verbots durch das Verfassungsgericht und gegen den Willen der Zentralregierung in Madrid ein Referendum über die Unabhängigkeit abhalten lassen.

Bei der von den Gegnern der Abspaltung mehrheitlich boykottierten Befragung gewann das «Ja»-Lager mit rund 90 Prozent, die Beteiligung lag nur jedoch bei nur 43 Prozent. Dennoch reklamierte Puigdemont anschliessend, damit habe Katalonien das «Recht auf Unabhängigkeit» erlangt.

Warnungen aus Madrid

Puigdemonts Auftritt vor dem Regionalparlament am Dienstag in Barcelona war mit Spannung und Nervosität erwartet worden. Noch kurz vor seiner Rede hatte der Innenminister der Zentralregierung, Juan Ignacio Zoido, einen «letzten Aufruf» an Puigdemont gemacht, von einer Unabhängigkeitserklärung abzusehen.

Schon ab dem Nachmittag hatten sich immer mehr Anhänger der Unabhängigkeitsbewegung unweit des Parlaments versammelt. Die Stimmung war zunächst gespannt, aber friedlich. Auf dem Platz vor dem Parlament kam immer wieder Jubel auf, wenn Puigdemont vom Ergebnis des Referendums sprach.

Pro-independence supporters take part in a rally in Barcelona, Spain, Tuesday, Oct. 10, 2017. Catalan President Carles Puigdemont said during his speech in the parliament that the region remained comm ...
Tausende Unabhängigkeitsbefürworter versammelten sich in Barcelona, um Puidgemonts Rede auf der Grossleinwand zu verfolgen.Bild: AP/AP

Puigdemont kritisierte bei seiner Rede von dem Parlament in Barcelona die Zentralregierung in Madrid heftig. Diese habe jeden Versuch des Dialogs von Seiten Kataloniens abgelehnt.

«Die Antwort war immer eine radikale und absolute Weigerung, kombiniert mit einer Verfolgung der katalanischen Institutionen», sagte der katalonische Regierungschef. An alle Spanier gerichtet fügte er hinzu: «Wir sind keine Verbrecher, keine Verrückten, keine Putschisten.»

Umstrittene Abstimmung

Spaniens Ministerpräsident Rajoy wollte am Mittwoch (16.00 Uhr) vor der Abgeordnetenkammer in Madrid Stellung zu Puigdemonts Aussagen beziehen.

epa06246590 Spanish Prime Minister Mariano Rajoy gestures during an interview with Spanish News Agency Agencia EFE, at La Moncloa Palace in Madrid, Spain, 05 October 2017. Rajoy demanded from Cataloni ...
Mariano Rajoy will morgen Stellung nehmen.Bild: EPA/EFE

Sowohl die Abstimmung als auch ihr Ergebnis ist in Spanien und auch in Katalonien höchst umstritten. In der regionalen Hauptstadt Barcelona waren am Sonntag Hunderttausende Menschen gegen die Abspaltungspläne auf die Strasse gegangen. (sda/dpa/reu/afp)

Wahllokal in Katalonien gewaltsam gestürmt

Video: srf
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54 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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olmabrotwurschtmitbürli #wurstkäseszenario
10.10.2017 16:26registriert Juni 2017
Irgendwie fehlt eine Netflix-Serie zu dieser Angelegenheit.

Irgendwas zwischen House of Cards und Designated Survivor. Einfach mit Sardanes und Stierkämpfen zur ahmosphärischen Untermalung.
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Fischra
10.10.2017 18:53registriert Juli 2016
Das wird nichts. Die Katalanen haben sich aufhetzen lassen von einem der die Sache nicht zu Ende gedacht hat. Besser eine Lösung mit dem Staat suchen. Dieses abspalten führt zu gar nichts.
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bebby
10.10.2017 19:53registriert Februar 2014
Sehr schade, dass ausgerechnet die Rede gegen den Nationalismus und für mehr Zusammenhalt in Europa und Spanien abgeschnitten wurde. Solche Stimmen sollte man auch in der Schweiz mehr hören. Auch wir ertrinken langsam in unserem Nationalismus Schweizer Prägung. Auch bei uns gibt es eine starke Minderheit, die sich am liebsten noch allem abschotten will. Dem gilt es Gegensteuer zu geben.
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