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FIFA: Die Reaktionen auf die Ermittlungen gegen Blatter

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Bild: AP/Keystone

«Das Konstrukt FIFA zerfällt»: Reaktionen auf die Ermittlungen gegen Sepp Blatter

Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen FIFA-Präsident Joseph Blatter wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung. UEFA-Präsident Michel Platini soll zudem von ihm zwei Millionen Franken erhalten haben. Die Reaktionen.
26.09.2015, 07:3326.09.2015, 09:03
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«Das Konstrukt FIFA zerfällt»

Für den deutschen FIFA-Experten Jens Weinreich ist klar: Wenn jetzt im Zuge der Ermittlungen der BA auch der designierte Blatter-Erbe Platini stürzen sollte, ist völlig unklar, wie es an der Spitze der FIFA weitergehen kann. 

Zudem flossen zwei Millionen Franken von FIFA-Chef Blatter an UEFA-Chef Platini. Wofür dieser das Geld kassiert hat, ist noch unklar. Sicher ist: Dieser Vorgang, der jetzt im Zuge der Ermittlungen gegen Blatter bekannt wurde, ist ein weiteres Anzeichen, wie tief beide im FIFA-Sumpf stecken. 

Wenn beide gehen müssen, müsste der derzeitige Erste Vizepräsident Issa Hayatou aus Kamerun als FIFA-Präsident übernehmen, der neben vielen anderen Skandalen auch in das Katar-Gate verstrickt ist. – Das Konstrukt FIFA droht damit endgültig zu zerfallen.

Lebensabend hinter Gittern?

Das Verfahren gegen Blatter dauere zwei bis fünf Jahre, sagt ein renommierter Strafverteidiger zu Blick. Für beide Straftaten sieht das Recht eine Gefängnisstrafe von je fünf Jahren vor. Wenn Blatter beides nachgewiesen werden kann, drohe ihm eine maximale Strafe von siebeneinhalb Jahren. In diesem Fall würde der 79-Jährige wohl seinen Lebensabend hinter Gittern verbringen.

 «Man weiss doch längst, dass die FIFA kein Sportverband ist, sondern eine Bande der organisierten Kriminalität, die man am besten auflöst.»

Blatters Verteidiger werden aber wohl auf Zeit spielen. Denn beide Vergehen verjähren 15 Jahre nach der Tat.

Auch der DFB sollte sich Sorgen machen

Die deutsche Zeit schreibt: «Man braucht keinen Richterspruch, um zu wissen, dass Blatter der Verantwortliche ist für die monumentale Korruption in der FIFA.» Dass er an Gaunern festhält, weil die wissen, in welchen Kellern die Leichen liegen. Dass dieser Trickser Reformen nur simuliert und Ermittlungen behindert. Obwohl er wieder mal Besserung gelobte, nachdem im Mai sieben Fussballfürsten hinter Bettdecken abgeführt und eingebuchtet worden waren.

Und auch der deutsche Fussball sei von der FIFA-Korruption betroffen: «Es müffelt schon in Deutschland, es ist ja alles bekannt.» Man wisse doch längst, «dass die FIFA kein Sportverband ist, sondern eine Bande der organisierten Kriminalität, die man am besten auflöst.» Und die UEFA ist nicht viel besser.

Dies alles sollte «der allerletzte Anstoss für den deutschen Fussball sein, auf Distanz zur FIFA und UEFA zu gehen». Der DFB sollte Blatter auffordern, sofort zurückzutreten. Von Platini, den er als kommenden FIFA-Präsidenten unterstützt, abrücken. «Sonst überträgt sich der Gestank.»

Was passiert mit Platini?

Für den Kommentator auf SRF ist klar, dass Platini nicht aus der Sache rauskommt: «Es sieht nicht gut aus für Platini. Er hat jahrelang vom System Blatter profitiert.» Er habe sich zudem immer gegen die Reform in der FIFA gestellt.» Dennoch gelte Platini immer noch als Kronfavorit für das Amt des FIFA-Präsidenten.

Für FIFA-Experte Jens Weinreich ist Platini bereits aus dem Rennen:

«Es wäre dies das absurde Ende einer Geschichte, die als Männerfreundschaft begann – und ein Spiegel des verheerenden Systems FIFA ist.»

Blatter sollte möglichst schnell gehen

Schon nach der Suspension von Generalsekretär Jérôme Valcke, wegen beabsichtigter persönlicher Bereicherung, war Blatter isoliert. Es wäre deshalb sinnvoll gewesen, wäre der Präsident schon im Juni per sofort gegangen, schreibt die NZZ. Nach der jüngsten Entwicklung sei es zwingend, dass er wenigstens jetzt möglichst schnell von Bord gehe. So könne er der FIFA am meisten helfen.

Und weiter: Sollten sich die Verdachtsmomente in seinem Fall erhärten, würde Blatter wohl auch seinen Intimfeind und potenziellen Nachfolger Platini mit in den Abgrund ziehen. «Es wäre dies das absurde Ende einer Geschichte, die als Männerfreundschaft begann – und ein Spiegel des verheerenden Systems FIFA ist.»

(egg)

Tschau Sepp – Blatters Karriere in Bildern

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Tschau Sepp – Blatters Karriere in Bildern
Joseph Blatter, aufgenommen im Jahre 1966: Der Walliser mit Jahrgang 1936 studierte an der Universität in Lausanne Volkswirtschaft und schloss 1958 mit Diplom ab.
quelle: keystone / widmer
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