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Syrien

Kurden verbünden sich mit Assad – gegen die Türkei

Kurden verbünden sich mit Assad – gegen die Türkei

Das türkische Militär geht in Syrien hart gegen die Kurden vor. Jetzt kommt anscheinend die Armee von Diktator Assad der Region Afrin zu Hilfe. Ausgerechnet.
19.02.2018, 14:0419.02.2018, 20:26
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Syrische Regierungstruppen wollen laut Medienberichten den Kurden in Afrin gegen die türkische Offensive zu Hilfe kommen. «Volkskräfte werden binnen Stunden in Afrin eintreffen, um den Widerstand des Volkes gegen den Angriff des türkischen Regimes zu unterstützen», meldete die staatliche Nachrichtenagentur Sana am Montag.

Am Vortag hatte die YPG bekanntgegeben, dass sie ihre Kräfte mit den Regierungstruppen von Präsident Baschar al-Assad bündeln wolle. Die syrische Armee werde Grenzposten in der Region Afrin stationieren, sagte der ranghohe Kurdenvertreter Badran Jia Kurd der Nachrichtenagentur Reuters. Die Vereinbarung sei zunächst rein militärisch.

«Wir können mit jeder Seite kooperieren, die uns eine helfende Hand reicht im Lichte der barbarischen Verbrechen und des internationalen Schweigens dazu»
Kurdenführer Jia Kurd

Die Kurden in Afrin hatten zuvor die Assad-Armee mehrfach zur Hilfe gegen die Türkei aufgerufen. Die Regierung in Damaskus verurteilte zwar die «Aggression» der Türkei und drohte mit dem Abschuss türkischer Kampfflugzeuge, doch intervenierte sie bisher nicht.

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Türkische Truppen in der Syrischen Region Afrin.Bild: AP/AP

Das Verhältnis der syrischen Regierung zu den Kurden im Norden des Landes ist ambivalent. In dem Bürgerkrieg haben sie weitgehend direkte militärische Zusammenstösse vermieden und zeitweise gemeinsam gegen Extremistengruppen gekämpft.

Vereinzelt kam es aber auch zu Kampfhandlungen zwischen ihnen. Unterschiedliche Vorstellungen haben sie über die Zukunft Syriens. Assad will das gesamte Land wieder unter seine Kontrolle bringen. Die Kurden beherrschen inzwischen aber grosse Gebiete im Norden des Landes und wollen diese nicht aufgeben.

Geeint sind sie aber im Widerstand gegen die Türkei, die im Januar eine Militärinvasion in Syrien begann, um die YPG zu zerschlagen und eine Sicherheitszone an der Grenze zu schaffen. Die Türkei betrachtet die YPG als terroristische Organisation mit Verbindungen zur Kurdischen Arbeiterpartei PKK, die für Autonomie der Kurden in der Türkei kämpft.

Keine politische Annäherung

Russland und die USA haben die türkische Offensive gegen die YPG in Afrin geduldet, obwohl beide gute Beziehungen zu der Kurdenmiliz unterhalten.

Kurdish People's Protection Units (YPG) fighters carry their weapons as they head towards their positions during what the YPG said was an offensive against them by Islamic State fighters, in the  ...
YPG-Kämpfer in Syrien.Bild: X80002

Die USA schätzen die Gruppe als schlagkräftigen Verbündeten gegen die Dschihadistenmiliz «Islamischer Staat» («IS») und wollen trotz der vehementen Kritik der Türkei auch weiter an dem Bündnis mit der YPG festhalten. Damit könnte es in Nordsyrien zu einer direkten Konfrontation zwischen den Nato-Partnern Türkei und USA kommen.

Die YPG sieht ihre Bündnisse pragmatisch. «Wir können mit jeder Seite kooperieren, die uns eine helfende Hand reicht im Lichte der barbarischen Verbrechen und des internationalen Schweigens dazu», sagte Kurdenführer Jia Kurd angesichts der türkischen Invasion.

Bereits in den vergangenen Wochen hatte die syrische Armee kurdischen Kämpfern erlaubt, auf dem Weg nach Afrin von ihr kontrolliertes Gebiet zu durchqueren. Eine politische Annäherung an die syrische Regierung sieht die YPG in der militärischen Kooperation ausdrücklich nicht. (sda/reu/afp)

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Video: srf
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61 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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satyros
19.02.2018 14:27registriert August 2014
Es ist eine Schande, wie die westlichen Verbündeten die Kurden fallen lassen. Es war die YPG, die die ersten Siege gegen den IS errungen hat. Zu einem Zeitpunkt, als die gesamte Region in die Hände dieser Mörderbande zu fallen drohte. Es ist die YPG, die als einzige Kraft in den von ihr kontrollierten Gebieten "westliche" Grundwerte wie die Gleichheit der Geschlechter und die Trennung von Religion und Staat durchsetzt. Und jetzt lässt man den Islamofaschisten Erdogan einfach machen, weil er ja ein ach so treuer Verbündeter in der NATO ist.
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Posersalami
19.02.2018 14:40registriert September 2016
Die Kurden können einem Leid tun. Selten wurde ein Volk derart verarscht und benutzt. Die YPG wird es auch noch zu spüren bekommen..
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redeye70
19.02.2018 14:32registriert Mai 2016
Verstehe die Kurden voll und ganz. Einmal mehr werden sie von den Amerikanern im Stich gelassen und nehmen nun ihr Schicksal selbst in die Hand. Warum sollten sie zuschauen wie die Türken sie unterjochen möchten? Die Türkei wird eine harte Lektion lernen müssen. Nämlich die Tatsache, dass man einen asymetrischen Krieg nicht gewinnen kann. Geländegewinne täuschen nur den militärischen Erfolg vor. Die Verluste werden schnell steigen und somit die Frustration der türkischen Soldaten. Es folgen Übergriffe gegen Zivilisten etc., derweil sich die Spirale weiterdreht.
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