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Syrien

Wohin die russischen Bomben in Syrien vor allem fallen – jedenfalls nicht auf IS-Gebiete

Russische Luftangriffe in Syrien vom 30. September bis 4. Oktober. Nur eine Minderheit galt IS-Stellungen.
Russische Luftangriffe in Syrien vom 30. September bis 4. Oktober. Nur eine Minderheit galt IS-Stellungen.
Quelle: New York Times

Wohin die russischen Bomben in Syrien vor allem fallen – jedenfalls nicht auf IS-Gebiete

06.10.2015, 16:2106.10.2015, 18:05
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Was die Spatzen schon längst von den Dächern pfeifen, macht jetzt eine Grafik der New York Times deutlich: Die russischen Luftangriffe in Syrien richten sich nicht in erster Linie gegen die IS-Terrormiliz, sondern vor allem gegen Rebellen, die sowohl mit dem IS als auch mit dem Regime verfeindet sind – darunter Verbände, die vom Westen und arabischen Staaten unterstützt werden.

Nun planen das Regime und seine Verbündeten offenbar auch eine Bodenoffensive gegen ein Bündnis verschiedener Rebellen. Die Rebellen drohten am Dienstag im Fall eines Angriffs mit massivem Widerstand.

Russischer Pilot erfasste türkische Jets mit Gefechtsradar
Der Zwischenfall über der Türkei war offenbar gefährlicher als bisher bekannt. Ein russischer Kampfjet ist nicht nur in den Luftraum eingedrungen, sondern hat auch zwei Abfangjäger mit seinem Waffenradar erfasst. Dieses «Beleuchten» ist der letzte Schritt vor dem Waffeneinsatz. «Das Erfassen eines Flugzeugs mit dem Gefechtsradar ist absolut ungewöhnlich und ein extrem unfreundlicher Akt», sagt Marcel Dickow, Experte für Sicherheitspolitik bei der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP). Dringt ein Flugzeug in den Luftraum eines Landes ein, stellen Abfangjäger üblicherweise zunächst Funkkontakt her. Hat das keinen Erfolg, nähert man sich dem Eindringling und gibt Zeichen. «Aber wenn man vom Radar beleuchtet wird, schrillen sofort die Alarmglocken», sagt Dickow. (markus becker/spiegel online)

Regimehochburg Latakia

Für den Angriff im Nordwesten Syriens seien Tausende Kämpfer der syrischen Streitkräfte, der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah und der iranischen Revolutionsgarden mobilisiert worden, hiess es aus dem Umfeld eines von der Hisbollah geführten Bündnisses.

So bombardiert die US-Luftwaffe

Bild
quelle: new york times

Angegriffen werden sollen demnach Gebiete nördlich der Stadt Homs und in der Provinz Idlib, die von einem Bündnis verschiedener Gruppen kontrolliert wird. Dazu gehört neben gemässigten Brigaden der Freien Syrischen Armee (FSA) auch die al-Nusra-Front, syrischer Ableger des Terrornetzwerks al-Kaida. Sie bedrohen vor allem die wichtige Regimehochburg rund um die Küstenstadt Latakia.

Eine Bodenoffensive dürfte scharfe Kritik westlicher und sunnitischer Staaten hervorrufen, die in der Region aktive Rebellen unterstützen. US-Präsident Barack Obama hatte Moskau am Wochenende vorgeworfen, es greife in Syrien vor allem gemässigte Oppositionelle an, um dadurch das Regime des Machthabers Baschar al-Assad zu stützen. Dadurch werde indirekt auch der IS gestärkt.

Auch russische Freiwillige könnten kämpfen

Der Kreml schloss nicht aus, dass russische Freiwillige auf der Seite Assads kämpfen könnten. Russland werde solche Gruppen aber nicht unterstützen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Zuvor hatte ein Moskauer Verteidigungspolitiker erwogen, Russen mit Kampferfahrung aus der Ostukraine könnten für das syrische Regime kämpfen. Peskow bekräftigte, eine russische Bodenoffensive sei nicht geplant. (whr/sda/dpa)

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17 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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next_chris
06.10.2015 17:29registriert September 2015
und wann kommt die grafik zu den westlichen und den türkischen bomben? natuerlich mit den angaben zu opfern und kollateralschäden.
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Angelo C.
06.10.2015 17:19registriert Oktober 2014
Man merkt, dass der Bericht nicht taufrisch ist, denn die Russen haben heute Palmyra angegriffen und massiv bombardiert. Das ist jener geschichtsträchtige Ort, welchen der IS schon vor längerer Zeit eingenommen und praktisch alle Objekte des historisch relevanten Kulturschatzes abgerissen oder in die Luft gesprengt hat.

Im Übrigen werden die Russen und Iraner zumindest als Erste den Mut besitzen, auch Bodentruppen einzusetzen. Dass das die Amis, welche bisher mittels ihren Luftattacken wenig auszurichten vermochten, natürlich entsprechend sauer macht, ist nachvollziehbar 😉!
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kiawase
06.10.2015 17:25registriert April 2014
nur interessehalber: bitte mal eine karte mit den einschlägen von us angriffen , danke
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