Die deutsche Journalistin und Übersetzerin Mesale Tolu kommt unter Auflagen bis zu einem Urteil aus türkischer Haft frei. Das erklärten ihre Anwälte am Montag. Tolu darf die Türkei nicht verlassen.
Tolu müsse sich jeden Montag bei den Behörden melden, teilte die Linken-Bundestagsabgeordnete Heike Hänsel, die den Prozess in Istanbul beobachtet, der Nachrichtenagentur AFP mit. Es sei zudem ein Ausreiseverbot gegen Tolu und fünf weitere freigelassene Angeklagte verhängt worden.
Nach sieben Monaten Haft: @mesale_tolu kommt frei! Ein Gericht in Istanbul hat entschieden, die deutsche #Journalistin unter Auflagen freizulassen. Sie darf die #Türkei jedoch nicht verlassen. https://t.co/72nob0EXZI pic.twitter.com/sM69Y6sIsc
— ReporterohneGrenzen (@ReporterOG) 18. Dezember 2017
Tolu war in der Türkei als Journalistin und Übersetzerin für die linksgerichtete Nachrichtenagentur ETHA tätig. Die 33-Jährige muss sich wegen «Mitgliedschaft in einer Terrororganisation» und «Terrorpropaganda» verantworten.
Sie wird beschuldigt, der verbotenen linksextremen Gruppierung MLKP anzugehören. Bei einer Verurteilung drohen ihr 15 Jahre Haft. Bereits zum Auftakt ihres Prozesses im Oktober hatte sie die gegen sie erhobenen Terrorismus-Vorwürfe klar zurückgewiesen.
Tolu war Ende April festgenommen worden. Zeitweise war auch ihr kleiner Sohn mit ihr im Gefängnis. Ihr Mann Suat Corlu war ebenfalls in der Türkei inhaftiert. Er wurde Ende November freigelassen.
Die deutsche Regierung reagiert halb zufrieden. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, dies sei «keine komplett gute Nachricht», weil Tolu das Land nicht verlassen dürfe und der Prozess fortgesetzt werde. Aussenminister Sigmar Gabriel sprach dennoch von einer «immensen Erleichterung.»
Der Organisation Reporter ohne Grenzen zufolge ist der nächste Anhörungstermin für Tolu für den 26. April angesetzt. Tolu war Ende April diesen Jahres festgenommen worden. Aus der Türkei dürfen gemäss dem deutschen Aussenministerium derzeit insgesamt 28 deutsche Staatsangehörige nicht ausreisen.
Unter den inhaftierten Deutschen ist der «Welt»-Korrespondent Deniz Yücel. Die deutsche Regierung wertet das Vorgehen der türkische Justiz gegen ihn und weitere Inhaftierte als politisch motiviert und dringt auf ihre Freilassung. Im Oktober waren der Menschenrechtsaktivist Peter Steudtner sowie eine namentlich nicht bekannte Deutsche aus der Haft entlassen worden. (sda/afp/dpa/reu)