In Deutschland erhalten deutlich mehr Türken als noch vor einem Jahr Asyl. Im Januar habe die Anerkennungsquote bei 38,2 Prozent gelegen, berichteten die Zeitungen der Funke Mediengruppe am Samstag unter Berufung auf eine Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion.
Im Januar 2017 hatte die sogenannte Gesamtschutzquote bei 6,4 Prozent, im Juli 2017 bei 22 Prozent gelegen. Insgesamt wurde im Januar 2018 über 1074 Asylanträge entschieden. Davon wurden 410 positiv beschieden. Insgesamt 741 Türken stellten dem Bericht zufolge im Januar 2018 einen Asylantrag in Deutschland.
Die Vizevorsitzende der Linksfraktion, Sevim Dagdelen, kritisierte die Türkei-Politik der deutschen Regierung. «Die hohe Schutzquote zeigt einmal mehr, dass die Türkei weder rechtsstaatlich noch demokratisch ist», sagte Dagdelen. Es sei politisch absolut unverantwortlich, weitere Waffenlieferungen an die Türkei zu genehmigen. So würden neue Fluchtursachen geschaffen.
Die Türkei steht seit Monaten in der Kritik, weil die Regierung von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan nach der Niederschlagung des Putschversuchs im Juli 2016 den Ausnahmezustand verhängt und «Säuberungen» ausgerufen hatte. Seitdem sind mehr als 50'000 Menschen inhaftiert worden, mehr als 150'000 Staatsbedienstete wurden suspendiert oder entlassen.
Die Europäische Union äussert sich besorgt über die Menschenrechtslage und kritisiert, die Türkei entferne sich von der Rechtsstaatlichkeit. Die Regierung in Ankara weist das regelmässig zurück. (leo/sda/reu)