In der islamischen Welt hat der Fastenmonat Ramadan begonnen. Eine Zeit der Einkehr und Besinnlichkeit, aber auch der Gewalt. Islamistische Terroristen verüben im Ramadan besonders gerne Anschläge, gerade in muslimischen Ländern. Das blutige Attentat im Diplomatenviertel der afghanischen Hauptstadt Kabul vom Mittwoch passt in dieses Bild.
Nun aber sorgt ein Musikvideo in der arabischen Welt für Furore, das vom kuwaitischen Telekom-Unternehmen Zain produziert wurde. Allein auf YouTube zählt es schon mehr als 3,5 Millionen Aufrufe. Es zeigt einen Terroristen, der ein Attentat mit einem Sprengstoffgürtel verüben will und von Terroropfern aufgehalten wird. Darunter befinden sich auch echte Überlebende, etwa eine Jordanierin, auf deren Hochzeit ein Anschlag verübt wurde.
Dazu ertönt ein Song, der von Hussein al-Jasmi gesungen wird, einem Popstar aus den Emiraten. Seine Botschaft lautet: Bombardieren wir Gewalt mit Vergebung, Verblendung mit Wahrheit, Hass mit Liebe. «Lasst uns den Extremismus für ein besseres Leben wegbomben», singt al-Jasmi. Und betont, dass Gott «grösser» sei. Grösser als die primitive Gewalt des sogenannten «Islamischen Staats».
Die Reaktionen auf das Video sind überwiegend positiv, doch es gibt auch Kritik, insbesondere aus Syrien. Denn einer der Akteure spielt den fünfjährigen Omran, dessen Foto im letzten Jahr um die Welt ging als Symbol für die Schrecken in der belagerten Stadt Aleppo. Omran aber war kein Opfer des «IS»-Terrors, er wurde bei einem Luftangriff des Assad-Regimes verletzt.
«Ein Teil der Gerechtigkeit für jedes Opfer ist die Entlarvung seiner Killer», schrieb der syrische Autor und Journalist Kutaiba Yassin gemäss dem «Guardian». Der Clip von Zain verzerre die Wahrheit, denn Omran sei «ein Opfer von Assads Fassbomben und nicht des Terrorismus von Daesh» – die arabische Bezeichnung für den «IS». (pbl)