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Terrorismus

Silvester in München: Terrorwarnung basierte nur auf einer einzigen (sehr teuren) Quelle

Grosses Polizeiaufgebot an Silvester am Münchner Hauptbahnhof.
Grosses Polizeiaufgebot an Silvester am Münchner Hauptbahnhof.
Bild: EPA/DPA

Silvester in München: Terrorwarnung basierte nur auf einer einzigen (sehr teuren) Quelle

Ein Artikel von
Spiegel Online
Der Hinweis auf den angeblich geplanten Terroranschlag in München stammte nach «Spiegel»-Informationen von einem Ex-Geheimdienstoffizier aus dem Irak. Das FBI schätzte den Mann als zuverlässige Quelle – die aber zu viel Geld verlangte.
08.01.2016, 19:1609.01.2016, 08:55
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Der Mann, der dem Bundesnachrichtendienst (BND) detailliert über einen angeblich geplanten Terroranschlag in München berichtete, hatte früher als Geheimdienstoffizier im Irak gearbeitet. Er lieferte in der Vergangenheit Informationen an die US-Bundespolizei FBI. Nach «Spiegel»-Informationen bezeichnete das FBI den Iraker bis zuletzt als zuverlässige Quelle.

Die amerikanische Behörde habe die Zusammenarbeit mit ihm nur deshalb eingestellt, weil er zu viel Honorar verlangt habe. Auch von den Deutschen wollte der Mann Geld für die Informationen haben, dies wurde ihm aber verwehrt.

Der Iraker hatte dem BND in Bagdad von einem geplanten Anschlag auf den Münchner Hauptbahnhof sowie den Pasinger Fernbahnhof berichtet und Namen von angeblichen Tätern genannt. Da mehrere ausländische Nachrichtendienste ähnliche Meldungen versandten, beschloss die Münchner Polizeiführung, die Bahnhöfe in der Silvesternacht zu evakuieren.

Polizei fand rein gar nichts

Wie die Ermittlungen ergaben, basierten einige dieser Meldungen, etwa die eines US-Geheimdienstes, des irakischen Dienstes und von kurdischen Informanten, immer auf derselben Quelle: dem Mann aus Bagdad.

Alle Warnhinweise beurteilte das Bundeskriminalamt (BKA) in einer Glaubwürdigkeitsanalyse mittlerweile als «eher unwahrscheinlich» – auch den eines französischen Nachrichtendienstes, der den Ausschlag für die Evakuierung gegeben hatte. Die Münchner Polizei konnte weder die angeblichen Täter ermitteln, noch fand sie Sprengstoff oder Waffen. In den Sicherheitsbehörden diskutiert man deshalb, ob die Hinweise eine Desinformation des sogenannten «Islamischen Staates» («IS») waren.

In der Silvesternacht hatte in München nach dem Terroralarm Ausnahmezustand geherrscht, die Polizei hatte zusätzliche Kräfte eingesetzt, den Münchner Hauptbahnhof und den Pasinger Fernbahnhof abgesperrt. Auch in den Tagen danach war die Polizei mit mehr Beamten in München vor Ort.

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4 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Homelander
08.01.2016 19:36registriert Oktober 2014
Ablenkungsmanöver testen? 😉
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Gipfeligeist
08.01.2016 22:26registriert Januar 2016
Besser Vorsicht als Nachsicht!
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