US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton hat sich am Montag zum ersten Mal seit 275 Tagen auf einer Art Pressekonferenz den Fragen von Journalisten gestellt. Sie warnte dabei vor einem verdeckten Eingreifen Russlands in den Wahlkampf.
Mutmassliche Cyber-Angriffe auf ihre Demokratische Partei «werfen ernste Fragen mit Blick auf eine mögliche russische Einmischung in unseren Wahlprozess auf», sagte Clinton am Montag (Ortszeit) vor mitreisenden Journalisten auf einem Flug nach Illinois.
Die frühere Aussenministerin übte ausserdem scharfe Kritik an ihrem republikanischen Konkurrenten Donald Trump, der Russland zu weiterer Cyber-Spionage gegen die Demokraten aufgerufen hatte. «Wir haben es noch nie erlebt, dass eine gegnerische ausländische Macht sich bereits in unseren Wahlprozess einmischt, und wir haben es noch nie erlebt, dass der Kandidat einer unserer grossen Parteien die Russen sogar zu noch mehr Hackerangriffen aufruft.»
Im Juli waren interne Emails der Demokraten-Parteiführung an die Öffentlichkeit gelangt; sie deuteten eine Voreingenommenheit der Parteiführung für Clinton gegen ihren innerparteilichen Rivalen Bernie Sanders an.
Die damalige Parteichefin Debbie Wasserman Schultz und weitere Parteifunktionäre erklärten daraufhin ihren Rücktritt. Clinton sagte nun, dass US-Geheimdienstler einmütig Russland hinter den Cyber-Attacken vermuteten.
Clinton stellte sich auf dem Flug zu einer Wahlkampfveranstaltung in Moline während rund 20 Minuten den Fragen von Journalisten. Es war ihre erste Pressekonferenz seit 275 Tagen. An ihr war zuletzt die Kritik geäussert worden, sie entziehe sich den Fragen von Journalisten.
Clinton gab zudem bekannt, dass sie eine Einladung des mexikanischen Präsidenten für einen Besuch im Nachbarland im Gegensatz zu ihrem Konkurrenten Trump ausschlägt. Sie werde vor den US-Wahlen nicht nach Mexiko reisen, sagte sie am Montag vorab veröffentlichten Interview-Auszügen des Fernsehsenders ABC.
Die mexikanische Regierung hatte beide Präsidentschaftskandidaten eingeladen. Trump traf in der vergangenen Woche Präsident Enrique Peña Nieto. Er hatte mexikanische Einwanderer in den USA mehrfach diffamiert. Für den Fall seines Wahlsiegs kündigte Trump an, eine Mauer an der Grenze bauen und die Mexikaner dafür zahlen zu lassen.
Nach dem Treffen sagte Trump, er habe mit Peña Nieto über die Mauer, nicht aber über deren Finanzierung gesprochen. Wenig später widersprach der mexikanische Präsident dann Trump und erklärte, er habe unmissverständlich klar gemacht, dass Mexiko nicht für die Mauer zahlen werde.
Trump habe einen diplomatischen Zwischenfall ausgelöst, sagte Clinton. «Er wusste noch nicht mal, wie man sich effektiv mit einem Staatschef unterhält - das ist das Ergebnis dieser Reise.» (cma/sda/afp)