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US-Wahlen 2016

Jetzt zeigt Michael Moore, wie Donald Trump zu schlagen ist

Republican presidential candidate Donald Trump holds baby cousins Evelyn Kate Keane, 6 months old, and Kellen Campbell, 3 months old, following his speech Friday, July 29, 2016, in Colorado Springs, C ...
Wie ernst ist es Donald Trump mit seiner Kandidatur?Bild: AP/The Gazette

Michael Moore zeigt, wie Trump zu schlagen ist – aber will der überhaupt Präsident werden?

Nach seiner düsteren Prognose zum wahrscheinlichen Wahlsieg von Donald Trump schildert Dokumentarfilmer Michael Moore, wie dieses Szenario verhindert werden kann. Ausserdem hat er eine gewagte Theorie.
20.08.2016, 10:0621.08.2016, 21:19
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Ende Juli hat Michael Moore viele seiner Fans geschockt. Auf seiner Website schilderte der kontroverse Filmemacher, warum Donald Trump die US-Präsidentschaftswahl im November gewinnen wird. Dabei zählte er fünf Gründe auf: Die «Brexit-Stimmung» in den vier traditionellen Industriestaaten im Nordosten des Landes, die wütenden weissen Männer, das Hillary-Problem, die enttäuschten Sanders-Wähler und eine allgemeine Protestwahl-Mentalität.

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Michael Moore zeigt fünf Wege zum Sieg über Trump.Bild: Getty Images North America

Moores These war gewagt, er ignorierte zwei bedeutende strukturelle Probleme, die den Republikanern bereits 2008 und 2012 zum Verhängnis geworden waren und sich im Fall von Trump noch verschärft haben. Inzwischen hat Michael Moore wie versprochen aufgezeigt, wie der schrille New Yorker trotzdem besiegt werden kann. Gleichzeitig warnt er davor, sich durch Trumps Entgleisungen und Hillary Clintons klaren Vorsprung in den Umfragen in Sicherheit zu wiegen.

Mobilisierung ist alles

Bei dieser Wahl gehe es nur darum, wer wirklich daran teilnehme und wer «die rabiatesten Anhänger hat». Für Moore ist dies immer noch Trump, deshalb müsse man ihn weiter ernst nehmen. Seine Gegner müssten fünf Dinge tun. Vier davon betreffen Moores Fans und eines Clinton:

  • 1. 50 Leute mobilisieren: Moore fordert seine Freunde auf, eine Liste mit 50 Personen anzulegen und diese mit Anrufen oder Textnachrichten zu motivieren, am Wahltag ihre Stimme abzugeben. «Es geht nicht darum, dass ihr wählt – es geht darum, dass ihr 50 andere zum Wählen bewegt.» Eine illustre Persönlichkeit hat sich dies bereits zu Herzen genommen: Investorenlegende Warren Buffett will am 8. November persönlich mindestens zehn Personen in die Wahllokale chauffieren.
  • 2. Die französische Resistance: Bis zum Wahltag müsse man sich im permanenten Kampfmodus befinden, wie einst die Mitglieder des französischen Widerstands gegen die Nazis. «Freunde, unser Faschist (Drumpf!) ist im Anmarsch! In diesen Bewusstseinszustand müsst ihr euch versetzen.» Alles andere sei zweitrangig: «Arbeitet im Dezember an eurer Ehe!»
  • 3. Unterstützung für frustrierte Wähler: Viele Menschen hätten das System aufgegeben, weil das System sie aufgegeben habe, meint Michael Moore. Desillusionierte junge Menschen würden ihm jeden Tag erzählen, sie würden gar nicht oder einen unabhängigen Kandidaten wählen. «Das ist ein Problem, ihr dürft es nicht ignorieren, sondern müsst auf sie hören.» Man müsse anerkennen, dass Hillary Clinton vielleicht nicht die beste Kandidatin sei, und ihnen versprechen, eine «politische Revolution» zu unterstützen, die von Clinton verlangt, ihre Versprechen einzulösen.
  • 4. Trump zum Ausrasten bringen: Dieser Punkt richtet sich an die demokratische Kandidatin. Clinton habe einen guten Sinn für Humor, den sie meistens verberge, so Moore. Trump hingegen sei sehr dünnhäutig. Wenn es ihr in den Fernsehdebatten gelinge, ihn durch spöttische Bemerkungen aus der Fassung zu bringen, werde Trump implodieren, live am TV. «Dann ist es vorbei», meint Moore und offeriert seine Mithilfe. «Amy Schumer und Chris Rock würden sicherlich auch einspringen.»
  • 5. Die Schattenkampagne: Man könne sich weder auf die Demokraten noch auf Hillary Clintons Wahlkampfteam allein verlassen, meint Michael Moore. Weshalb er eine «Schattenkampagne zum Sieg über Donald J. Trump» ins Leben ruft. Jeder seiner Fans könne Wahlkampfleiter im persönlichen Umfeld werden und die Kampagne organisieren: «Benutzt Humor. Veranstaltet Flash Mobs. Seid ein Störfaktor. Denkt kreativ und subversiv. Habt Spass. Besiegt Trump.»

Mit diesen Faktoren lasse sich die Wahl von Trump verhindern, glaubt der Dokumentarfilmer. Allerdings fragt sich Moore, ob der Bauunternehmer überhaupt Präsident werden will. In einem weiteren Beitrag auf seiner Website behauptet er, Trump habe das nie wirklich gewollt. Er sei mit seiner Rolle als Star der Reality-Show «The Apprentice» auf dem Fernsehsender NBC unzufrieden gewesen: «Vereinfacht gesagt wollte er mehr Geld.»

Will Trump aussteigen?

Mit seiner Präsidentschaftskandidatur habe er seinen Marktwert steigern wollen. Doch als er bei seinem ersten Auftritt am 16. Juni 2015 Mexikaner als «Vergewaltiger» und «Drogendealer» beschimpfte, warf ihn NBC kurzerhand hinaus. Trump sei verblüfft gewesen, doch dann habe er weitergemacht in der Hoffnung, für andere Sender interessant zu werden. Er sei sich sicher gewesen, dass er «NIE und NIMMER Präsident der Vereinigten Staaten werden würde». Zu seiner eigenen Überraschung habe Donald Trump es jedoch geschafft, das Land zu befeuern.

Prominente Trump-Unterstützer

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Prominente Trump-Unterstützer
Skandalnudel Tila Tequila: «Ich bin ein Riesenfan von Donald Trump und du solltest es auch sein».
quelle: getty images south america / kevin winter
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Irgendwann habe es ihm gedämmert, dass es ernst werde, meint Moore, genauer nach der Vorwahl in New Jersey. Seine Siegesrede sei nicht wie sonst laut und aggressiv gewesen, «sondern geradezu depressiv». Michael Moore mutmasst deshalb, dass Trumps Entgleisungen der letzten Wochen «kein Zufall sind». Er wolle aus dem Rennen aussteigen, um am 8. November nicht als Verlierer dazustehen. «Lieber lädt er die Clintons UND die Obamas zu seiner nächsten Hochzeit ein, als dieses Stigma auf der Stirne zu tragen.»

Moores These ist steil, immerhin hat der republikanische Kandidat gerade erst einen neuen Wahlkampfleiter ernannt. Ausserdem bemühte er sich zuletzt um ein seriöseres Auftreten. Quellen für seine Mutmassungen nennt der Dokumentarfilmer, der für seinen kreativen Umgang mit Fakten berüchtigt ist, keine. Und doch liegt er möglicherweise nicht falsch. Für ihn spricht ein offener Brief einer ehemaligen Trump-Mitarbeiterin, den diese bereits Ende März veröffentlicht hat.

Stephanie Cegielski war Kommunikationsleiterin eines Unterstützungskomitees für Trumps Kandidatur. Anfangs habe sie an ihn geglaubt, doch mit der Zeit habe sie erkannt, dass er für das Präsidentenamt weder qualifiziert noch vorbereitet gewesen sei. Wie Michael Moore geht Cegielski davon aus, dass Donald Trump über seinen Erfolg selber überrascht gewesen sei. Deshalb habe «sein Ego das Steuer ergriffen». Dabei habe Trump «niemals Kandidat werden wollen».

«Die brutale Wahrheit ist: Trump sorgt sich nur um Trump», schrieb Stephanie Cegielski. Mit ihrem Gang an die Öffentlichkeit wollte sie seine Anhänger aufrütteln und daran hindern, ihn weiter zu unterstützen. Es ging bekanntlich schief. Und so bleibt eine ebenso faszinierende wie beängstigende Vermutung: Donald Trumps Kandidatur war nie mehr als eine PR-Nummer.

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8 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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dommen
20.08.2016 15:11registriert Januar 2016
Hehe
Michael Moore zeigt, wie Trump zu schlagen ist – aber will der überhaupt Präsident werden?
Hehe
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Darkside
20.08.2016 12:58registriert April 2014
Wenn das wirklich stimmt ist es der grösste PR Stunt aller Zeiten.
Was aber wenn er plötzlich aussteigt und dann doch ein Fundi wie Ted Cruz zum Handkuss kommt? Wäre das überhaupt möglich?
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rodolofo
20.08.2016 10:22registriert Februar 2016
Diese Analyse von Michael Moor und seine Empfehlungen für den Wahlkampf sagen eigentlich alles, was es dazu zu sagen gibt, in einer wohltuenderweise überhaupt nicht moralisierenden Form!
Ohne Einfluss und Stimmrecht in der USA zu haben, machen nicht wenige KommentarschreiberInnen hier auf watson genau das, was Michael Moor empfiehlt.
"Wir" üben dabei Gedankengänge ein für unseren eigenen permanenten Wahl- und Abstimmungskampf gegen unsere eigenen, Schweizerischen "Trumpfbacken".
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