Die Bierzelt-Ansprache von Angela Merkel wirft in den USA hohe Wellen, US-Medien sprechen von einer «Brandrede» gegen die Vereinigten Staaten. «Deutschland prügelt auf Trump ein», so CNN. Denn inzwischen haben weitere deutsche Spitzenpolitiker in die Kritik von Merkel eingestimmt.
Merkels Gegenspieler, SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz, nimmt kein Blatt vor den Mund: Europa sei der beste Schutz für die Demokratie, für die Wirtschaft und den sozialen Zusammenhalt: «Deshalb ist das Gebot der Stunde, sich diesem Mann mit allem, was wir vertreten, in den Weg zu stellen, übrigens auch seiner fatalen Aufrüstungslogik, die er uns aufzwingen will», sagte der frühere Präsident des EU-Parlaments am Montagabend bei einer Parteiveranstaltung.
Remarkable attack on Trump's treatment of Merkel by her chief rival Martin Schulz. pic.twitter.com/IvK1AVf9Nq
— Richard Chambers (@newschambers) May 29, 2017
Trumps Slogan «America first» sei nicht nur ein Angriff auf das Prinzip des freien Handels. «America first heisst in der Trump‘schen Logik auch: Abschied der mühsam ausgehandelten Pariser Klimaschutz-Vereinbarung, Demontage der Vereinten Nationen, politische Erpressung statt internationale Diplomatie.»
The best answer to Donald Trump is a stronger Europe.
— Martin Schulz (@MartinSchulz) May 29, 2017
La meilleure réponse à Donald Trump, c'est une Europe plus forte.
Damit nicht genug: Auch der deutsche Aussenminister Sigmar Gabriel kritisierte den US-Präsidenten massiv. Er sprach gar von einem «Ausfall der Vereinigten Staaten als wichtige Nation» und einer «Veränderung im Kräfteverhältnis in der Welt». Sein Fazit: «Der Westen wird gerade etwas kleiner.» Wer dieser US-Politik nicht entgegentrete, mache sich mitschuldig, sagte der SPD-Politiker der Rheinischen Post.
Mit Blick auf den Trump-Kurs ergänzte er: «Wer den Klimawandel durch weniger Umweltschutz beschleunigt, wer mehr Waffen in Krisengebiete verkauft und wer religiöse Konflikte nicht politisch lösen möchte, der bringt den Frieden in Europa in Gefahr.» Die kurzsichtige Politik der US-Regierung stehe gegen die Interessen der Europäischen Union.
Es gibt aber nicht nur Applaus für die Bierzelt-Ansprache von Merkel. SPD-Generalsekretärin Katarina Barley wirft Merkel vor, ihre Kritik an den USA inszeniert zu haben. «Es ist keine Kunst, im Bierzelt über Donald Trump zu schimpfen», sagt sie. Das hätte Merkel beim G7-Gipfel tun sollen.
«Die Zeiten, in denen wir uns auf andere völlig verlassen konnten, die sind ein Stück vorbei. Das habe ich in den letzten Tagen erlebt», die USA sei kein völlig verlässlicher Partner mehr, hatte Merkel am Sonntag in einer Volksfestrede gesagt.