Die Lage in Nordkorea hat sich in den vergangenen Tagen dramatisch zugespitzt. Kurz nach den «wohlwollenden» Gesprächen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping hat Donald Trump schweres Kriegsgerät in Richtung nordkoreanische Gewässer geschickt.
Kim Jong-Un reagierte mit Kriegs-Rhetorik auf die Entsendung der US-Flugzeugträger-Kampfgruppe. Nordkorea werde die «härtesten Gegenmassnahmen gegen die Provokateure treffen, um uns mit starker Waffenmacht zu verteidigen», erklärte das Aussenministerium in Pjöngjang am späten Montagabend.
Sollten die USA «für eine militärische Aktion optieren», sei die Volksrepublik zur Reaktion auf jede von den USA gewünschte Art von Krieg bereit, wurde ein Sprecher von den Staatsmedien zitiert.
Und die Drohungen Nordkoreas fanden den Weg ins Weisse Haus. Donald Trump konterte gestern Mittwoch auf Twitter mit ähnlich scharfer Rhetorik – und wählte wieder einmal wenig diplomatische Worte aus.
«Nordkorea sucht Probleme. Wenn China sich entscheidet, uns zu helfen, wäre das grossartig. Falls nicht, werden wir das Problem selber lösen. U.S.A.»
North Korea is looking for trouble. If China decides to help, that would be great. If not, we will solve the problem without them! U.S.A.
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 11. April 2017
Doch Trump hat mit Kim Jong-Un einen unberechenbaren Gegner vor sich. Das Raketenprogramm von Nordkorea ist so weit gediehen, dass selbst ein begrenzter Angriff mit unkalkulierbaren Risiken verbunden wäre.
Seoul, die Hauptstadt von Südkorea, liegt weniger als 50 Kilometer von der nordkoreanischen Grenze entfernt. Ein blutiger Gegenschlag Kims wäre nicht ausgeschlossen. Nordkorea kündigte gar an, dass es in der Lage wäre, Angriffe auf das US-Festland durchzuführen.
Nicht nur vor der koreanischen Halbinsel ist die Lage angespannt. Mitten in Zeiten wachsender Konfrontationen im Syrien-Konflikt kommt US-Aussenminister Rex Tillerson am Mittwoch in Moskau mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow zusammen. Kurz vor dem Treffen hatte sich der Ton zwischen Russland und den USA verschärft.
Die USA und ihre wichtigsten Verbündeten wollen Russland zu neuen Verhandlungen über eine politische Lösung des blutigen Syrien-Kriegs bewegen. Sie verlangen von Moskau aber den Bruch mit dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Russland ist der wichtigste Verbündete Assads.
Tillerson kommt als erstes Mitglied der neuen US-Regierung von Präsident Donald Trump nach Moskau. Absehbar wird auch Präsident Wladimir Putin den Amerikaner empfangen, den er noch aus Tillersons Zeit als Chef des Ölkonzerns ExxonMobil kennt.
Bei Tillersons Gesprächen soll es auch um die Ukraine, Nordkorea und andere internationale Konflikte gehen. Tillerson war am Dienstagnachmittag in Moskau eingetroffen.
Vor allem die jüngsten Ereignisse im Bürgerkriegsland Syrien dürften die Gespräche dominieren. Beim mutmasslichen Einsatz von Giftgas in der syrischen Provinz Idlib waren vergangene Woche mehr als 80 Menschen getötet worden.
Die syrische Regierung bestreitet, dafür verantwortlich zu sein. Trump gab Assad die Schuld und hatte als Vergeltung einen syrischen Luftwaffenstützpunkt angreifen lassen.
US-Verteidigungsminister James Mattis erklärte, die USA hätten bei dem Angriff 20 Prozent der einsatzfähigen syrischen Kampfjets zerstört. Ein Regierungsvertreter, der nicht namentlich zitiert werden wollte, beschuldigte Russland, die Hintergründe des mutmasslichen Giftgaseinsatzes in Syrien verschleiern zu wollen.
Kremlchef Putin kündigte an, Russland wolle bei den Vereinten Nationen in Den Haag eine Untersuchung des mutmasslichen Giftgasangriffes in Syrien beantragen. Nach Darstellung des russischen Verteidigungsministeriums hatte die syrische Luftwaffe bei dem Angriff auf die von Rebellen kontrollierte Stadt eine Chemiewaffenfabrik getroffen.
«Wir haben Informationen aus unterschiedlichen Quellen, dass weitere Provokationen – ich kann sie nicht anders nennen – vorbereitet werden», sagte Putin. Unter anderem gebe es Pläne, in Vororten von Damaskus Substanzen abzuwerfen und die syrische Regierung zu beschuldigen, sagte er.
Tillerson hatte Russland vor seiner Abreise nach Moskau aufgerufen, eine klare Position im syrischen Bürgerkrieg zu beziehen – ob es mit dem Westen einerseits oder mit der syrischen Führung und dem Iran andererseits zusammenarbeiten will.
Der Sprecher des US-Aussenministeriums, Mark Toner, sagte, im Falle eines erneuten Giftgaseinsatzes behielten sich die USA das Recht einer erneuten Reaktion vor. Toner erneuerte die Sichtweise Washingtons, dass Präsident Assad einer Befriedung Syriens im Weg stehe.
Das russische Aussenministerium hatte vor möglichen Vergeltungsmassnahmen gewarnt, sollten die sich häufenden Probleme nicht gelöst werden: «Es ist offensichtlich, dass die russisch-amerikanischen Beziehungen die schwierigste Zeit seit dem Ende des Kalten Krieges durchleben.»
Im italienischen Lucca hatten die G7-Aussenminister bei einem Treffen am Dienstag die russische Regierung zur Kooperation aufgefordert.
Die Aussenminister verzichteten jedoch auf Druckmittel wie neue Sanktionen. Russland müsse sich entscheiden, ob es sich mit den USA und ihren Alliierten oder mit Assad, dem Iran und der Hisbollah verbünden wolle, sagte US-Aussenminister Tillerson. (cma/sda/dpa)