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Milo Yiannopoulos entspricht nicht dem gängigen Bild eines Neonazis: Er hat keine Glatze, sondern färbt seine Haare meist hellblond. Er trägt keine Lederjacke und Springerstiefel, sondern feines Tuch und Krawatte. Er brüllt keine Parolen, sondern artikuliert seine Sätze in bestem Oxford-Englisch. Und ja: Yiannopolous ist Jude und schwul.
Trotz seines griechischen Namens ist Yiannopoulos Brite und neuerdings ein Star der extremen Rechten in den USA. Er ist Redaktor beim Onlineportal Breitbart und gefragter Redner an amerikanischen Universitäten. Dabei wurde er auch ein Aushängeschild der Alt-Right-Bewegung, die sich für ein Amerika der Weissen einsetzt.
Yiannopoulos brüllt keine Parolen, er debattiert, und zwar lustvoll und gekonnt. Stell dir Roger Köppel vor. Nur geht er dabei viel weiter als der Neo-SVP-Nationalrat. Jeder Satz von ihm ist eine Verletzung des guten Geschmacks. «Ich bin ein aufgeblasener Mann mit einem schrecklichen Haarschnitt, der schwarze Penisse mag», sagt Yiannopoulos beispielsweise vor einem lachenden Saal von Studenten. Oder: «Mein Lebensziel ist es, jemanden in der Todeszelle zu ficken.»
Yiannopoulos Polemik ist zutiefst reaktionär. Sie richtet sich gegen die politische Korrektheit, die er als «gefährliches und organisiertes Lügensystem» bezeichnet. Er beleidigt Feministen – «Hätten Sie lieber, dass Ihr Kind Feministin ist oder Krebs hat?», lautet eine seiner bekannten Schlagzeilen auf Breitbart – und er hasst Muslime. «Ich habe keine Angst vor dem Terrorismus, ich habe Angst vor dem Islam», pflegt er zu sagen.
Die Alt-Right-Bewegung versucht, die jungen weissen Männer mit Comedy abzuholen. Ein typisches Beispiel ist ein Videoclip als Reaktion auf eine Rede von Hillary Clinton, in der sie die Alt-Right-Bewegung als heimliche Drahtzieher hinter Trump bezeichnete. Während FoxNews mit wütenden Beleidigungen und fragwürdigen Zahlen reagierte, dominiert in diesem Video der Sarkasmus.
Ebenfalls auf Humor – oder was er dafür hält – setzt der Blogger RamZPaul. Er erklärt auf YouTube die Ziele der Alt-Right-Bewegung mit einem fröhlichen Rap und fordert dazu auf, den politischen Kampf nicht bierernst zu sehen. In der Sache hingegen werden keine Konzessionen gemacht: Schwarze sind dumm, Muslime Terroristen und Feministen blöd.
Die Comedy-Offensive der Neonazis hat noch viel Luft nach oben. Von linksliberalen Grössen wie Jon Stewart oder John Oliver sind sie noch meilenweit entfernt. Rechte Comedy hat es hierzulande schwer. Der «Weltwoche»-Kolumnist Andreas Thiel musste seine Tournee wegen mangelndem Publikumserfolg abbrechen. Er war zu wenig lustig.