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US-Repräsentantenhaus verabschiedet Trumps umstrittene Steuerreform

Speaker of the House Paul Ryan, R-Wis., joined at right by, House Ways and Means Committee Chairman Kevin Brady, R-Texas, and House Majority Whip Steve Scalise, R-La., meets reporters just after passi ...
Der Republikaner Paul Ryan freut sich über das Abstimmungsresultat im Repräsentantenhaus.Bild: AP/AP

US-Repräsentantenhaus muss nochmals über Trumps Steuerreform abstimmen 

19.12.2017, 22:2420.12.2017, 06:31
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Das US-Repräsentantenhaus muss die Abstimmung über die von US-Präsident Donald Trump vorangetriebene Steuerreform wiederholen. Es gibt Verfahrensfehler.

Nachdem das Repräsentantenhaus die Reform am Dienstag gegen die Stimmen der Demokraten verabschiedet hatte, kritisierten demokratische Senatoren die Abstimmung. Sie monierten, dass mehrere Abschnitte des Gesetzestextes gegen Verfahrensregeln des Senats verstässen.

Damit aber ein Gesetz in den USA in Kraft treten kann, muss es vom Repräsentantenhaus und vom Senat in identischer Fassung verabschiedet werden. Die Demokraten forderten daher, dass vor der für Dienstagabend (Ortszeit) geplanten Abstimmung im Senat diejenigen Passagen gestrichen werden, die gegen die Verfahrensvorschriften verstossen.

Anschliessend soll das Repräsentantenhaus am Mittwochmorgen (Ortszeit) ein zweites Mal über die Reform abstimmen, diesmal ebenfalls ohne die monierten Passagen. Die Demokratischen Senatoren Bernie Sanders und Ron Wyden erklärten, die Verfahrensfehler seien ein Beleg dafür, wie überstürzt Trumps Republikanische Partei die Reform durchgeboxt habe: «In ihrer wilden Hast, Steuererleichterungen für ihre milliardenschweren Wahlkampf-Geldgeber durchzusetzen, haben unsere republikanischen Kollegen vergessen, sich an die Regeln des Senats zu halten», monierten sie.

«Wichtigstes Gesetz seit Jahrzehnten»

Zuvor hatte das US-Repräsentantenhaus die umstrittene Steuerreform der Republikaner verabschiedet. 227 Abgeordnete stimmten am Dienstag für den Entwurf, 203 waren dagegen.

Der republikanische Vorsitzende der Kammer, Paul Ryan, sprach vom wichtigsten Gesetzesvorhaben seit Jahrzehnten. Die Republikaner hätten ein Versprechen gemacht und es eingelöst. Die Steuerreform war ein zentrales Wahlversprechen von US-Präsident Donald Trump.

In den Reihen der Konservativen gab es zwölf Abweichler, die Demokraten votierten geschlossen dagegen. Sie kritisieren das Paket als zutiefst ungerecht und werfen den Republikanern vor, damit vor allem Unternehmen und Reiche zu bevorzugen.

Nächste Debatte im Senat

Als nächste Hürde steht nun die Abstimmung im Senat an. Die zweite Kammer des Kongresses wollte noch am Dienstagnachmittag mit der Debatte beginnen, einen genauen Zeitpunkt für die Abstimmung gab es nicht.

Im Senat sind die Dinge komplizierter. Die Republikaner haben dort eine deutlich knappere Mehrheit als im Abgeordnetenhaus. US-Vizepräsident Mike Pence verschob wegen der Abstimmung eigens seine Reise in den Nahen Osten. Bei einem Gleichstand von 50 zu 50 Stimmen käme ihm als Präsident des Senats die entscheidende Stimme zu.

Es ist die erste Steuerreform in den USA seit drei Jahrzehnten. Im Mittelpunkt des 500 Seiten starken Entwurfes steht eine massive Senkung der Ertragssteuer für Unternehmen von bisher 35 auf 21 Prozent.

Reiche profitieren am stärksten

Auch die meisten übrigen Steuerzahler können davon ausgehen, dass sie zumindest vorübergehend weniger Geld an den Fiskus abführen müssen. Allerdings profitieren die Reichen entgegen den Erklärungen Trumps deutlich stärker als die Ärmeren und die Mittelschicht.

Nach der Abstimmung im Senat könnte Trump das Gesetzespaket, das er historisch nennt, noch vor Weihnachten unterschreiben. Für ihn wäre es die grösste Errungenschaft seiner bisherigen Amtszeit. Das Paket hat einen Umfang von knapp 1,5 Billionen Dollar.

Dafür nehmen die Republikaner im Widerspruch zu ihrem Wahlprogramm 2016 eine starke Aufblähung des Haushaltsdefizits in Kauf: Der überparteiliche Steuerausschuss des Kongresses geht von einem Anstieg in Höhe von einer Billion Dollar im Zeitraum von zehn Jahren aus.

Umstrittene Argumentation

Die Republikaner erwarten, dass sich die Reform durch eine gesteigerte Wirtschaftsleistung selber finanziert. Unabhängige Experten ziehen das in Zweifel.

Höchst umstritten ist auch die Argumentation der Konservativen, dass sich die Steuererleichterungen für Unternehmen in höheren Löhnen niederschlagen würden. (sda/dpa)

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9 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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FrancoL
19.12.2017 23:36registriert November 2015
“Höchst umstritten ist auch die Argumentation der Konservativen, dass sich die Steuererleichterungen für Unternehmen in höheren Löhnen niederschlagen würden"

Dass unter Umständen die Steuererleichterungen zu einem kleinen Teil für Investitionen, die neue Arbeitsplätze schaffen, verwendet werden will ich nicht in Abrede stellen.

Dass damit höhere Löhne finanziert werden ist für mich völlig unwahrscheinlich und auch Ökonomen wie Stiglitz verneinen dies klar.

Es wird ein reisen Loch bleiben und die armen bleiben so arm wie vor der Reform.

Ein Hoch auf einen eklatanten "Steuerbeschiss".
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Scaros_2
19.12.2017 22:32registriert Juni 2015
Tja dann geht es mit den USA ein wenig Bachab.

Aber man kann ja die Schuldengrenze einfach erhöhen. Was ein Krankes System.
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