Die Hurrikan-Katastrophe hat einen offenen Streit zwischen Donald Trump und der US-Karibikinsel Puerto Rico entfacht. Das ist passiert:
«Wir sterben hier, und ihr tötet uns mit der Ineffizienz und der Bürokratie», sagte Yulín Cruz am Freitag an die Adresse von Trump. «Ich habe genug davon, höflich zu sein (...). Ich bin fuchsteufelswild», so die Stadtpräsidentin von San Juan weiter.
Cruz war der Kragen geplatzt, nachdem die Hilfslieferungen der US-Regierung tagelang nicht an die Bevölkerung verteilt werden konnten. Offenbar hängen die Hilfscontainer einfach in der Hauptstadt fest. Was hier passiere, sei schon fast Völkermord, sagte Cruz mit tränenerstickter Stimme.
Trump said things in Puerto Rico are going "really well."
— Salvador Hernandez (@SalHernandez) September 29, 2017
San Juan's mayor: "I am begging anyone that can hear us to save us from dying" pic.twitter.com/TiEoR4euq0
Donald Trump verbringt das Wochenende wieder mal in seinem Luxus-Golfresort. Vom Golfplatz aus schickte er eine Reihe von Tweets gegen die Stadtpräsidentin.
«Solche armseligen Führungsfähigkeiten der Stadtpräsidentin von San Juan und anderen in Puerto Rico», twitterte Trump. Sie seien nicht in der Lage, ihre eigenen Leute zur Hilfe einzusetzen. «Sie wollen, dass alles für sie getan wird, obwohl es eine Gemeinschaftsanstrengung sein sollte.»
...Such poor leadership ability by the Mayor of San Juan, and others in Puerto Rico, who are not able to get their workers to help. They....
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) September 30, 2017
Er behauptete, die Demokraten hätten ihr offenbar gesagt, dass sie «fies zu Trump sein muss». Yulín Cruz hatte den Präsidenten am Freitag beschworen, mehr zu tun, damit in Puerto Rico eintreffende Hilfsgüter auch die betroffenen Menschen erreichten.
The Mayor of San Juan, who was very complimentary only a few days ago, has now been told by the Democrats that you must be nasty to Trump.
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) September 30, 2017
Yulín Cruz ist immer noch sauer. Aber auf die Tweets von Trump reagiert sie gelassen. «Es geht hier nicht um mich. Ich habe nur um Hilfe gefragt und nichts fieses gegen Trump gesagt», erklärte sie in einem Interview mit MSNBC.
San Juan Mayor tells @JoyAnnReid: "This isn't about me. This isn't about anyone. This is about lives that are being lost." pic.twitter.com/fKUrTC47yf
— David Mack (@davidmackau) September 30, 2017
Nach den Attacken von Trump kocht die Volksseele in Puerto Rico. Der US-Schauspieler in-Manuel Miranda, der in Puerto Rico geboren ist, reagierte entzürnt. «Du wirst direkt in die Hölle fahren», sagte er an die Adresse von Trump.
You're going straight to hell, @realDonaldTrump.
— Lin-Manuel Miranda (@Lin_Manuel) September 30, 2017
No long lines for you.
Someone will say, "Right this way, sir."
They'll clear a path. https://t.co/xXfJH0KJmw
Bei CNN meldete sich ein aufgeregter Bewohner von Puerto Rico. «Wir sind US-Bürger, zahlen Steuern, gehen ins Militär. Trump sollte nicht aus der Ferne unsere Leute kritisieren.»
Die Karibikinsel war am 20. September direkt von «Maria» getroffen und schwer verwüstet worden. Die meisten Menschen sind weiter ohne Stromversorgung, es mangelt an Lebensmitteln, Trinkwasser und Benzin.
Die Trump-Regierung hatte in dieser Woche ihre Hilfsleistungen für das US-Aussengebiet beschleunigt, nachdem ihr vorgeworfen worden war, nicht genug für die notleidenden Puerto Ricaner zu tun.
Berichten zufolge hängen aber viele Hilfsgüter nach der Ankunft in Containern fest und werden nicht an die betroffenen Menschen, vor allem in entlegeneren Gebieten, weitertransportiert – teils wegen Benzinmangels und beschädigter Strassen.
Puerto Rico werde mit der US-Regierung überlegen müssen, wie die enormen Aufräumarbeiten finanziert und die jetzt schon auf der Insel existierenden hohen Schulden verringert werden könnten. Dies sagte Trump am Freitag auf einer Wirtschaftskonferenz. Auf Puerto Rico müsse wieder «bei Null» angefangen werden. Es sei alles «ausgelöscht» worden, sagte Trump. (amü/sda)