Jedes Jahr legen Bill und Melinda Gates in einem öffentlichen Brief ihre Sicht der Dinge dar, nun bereits zum zehnten Mal. «Schwierige Fragen» ist das Oberthema – da geht es natürlich auch um US-Präsident Trump.
Microsoft-Gründer Bill Gates zeigt sich besorgt über die von US-Präsident Donald Trump ausgegebene Devise «America first». «Die »Amerika zuerst«-Weltansicht macht mir Sorgen», sagte der 62-jährige Gates in einem jährlich gemeinsam mit seiner Frau Melinda verfassten öffentlichen Brief, dessen zehnte Ausgabe am Dienstag erschien.
«Es ist nicht so, dass die Vereinigten Staaten nicht auf das Wohl ihrer Bürger achten sollten. Die Frage ist, wie man das am besten macht. Meiner Ansicht nach hat es sich über die Zeit bewiesen, dass ein Miteinander mit der Welt die meisten Vorteile für alle hat, auch für Amerikaner, mehr als eine Abschottung.»
Er und seine Frau hätten sich mit Präsident Trump und dessen Team getroffen – «genau so wie wir uns mit Menschen in früheren Regierungen getroffen haben». Mit jeder bisherigen Regierung habe es Meinungsverschiedenheiten gegeben, sagte Gates, der in den 70er Jahren die Computerfirma Microsoft gegründet hatte und damit zu einem der reichsten Menschen der Welt geworden war.
«Und auch wenn es mit dieser Regierung mehr Meinungsverschiedenheiten gibt als mit den vorherigen, mit denen wir uns getroffen haben, glauben wir, dass es weiter wichtig ist, zusammenzuarbeiten, wann immer es möglich ist.»
Trotz aller Meinungsverschiedenheiten wollten aber weder Bill noch sie für ein öffentliches Amt in den USA kandidieren, sagte Melinda Gates der Nachrichtenagentur DPA in einem Interview. «Wir lieben unsere Arbeit. Wir haben das Gefühl, dass unsere Talente im Namen der Welt am besten eingesetzt werden wenn wir die Stiftung leiten.» Seit fast 20 Jahren leitet das Paar die Bill & Melinda-Gates-Stiftung, die sich weltweit gegen Armut und Krankheiten einsetzt.
Seit Jahren setzt sich Melinda Gates über eine gemeinsam mit Ehemann Bill gegründete Stiftung für Frauenrechte auf der Welt ein. Auch sie hat Diskriminierung und sexuelle Belästigung selbst erfahren müssen, wie sie jetzt anlässlich der #MeToo-Debatte erzählt.
Melinda Gates ist eine Ausnahme, das sagt sie selbst. «Es dauerte eine Weile, bis ich erkannte, dass ich diese Position habe.» Als Ehefrau von Bill Gates, der in den 70er Jahren das Computerunternehmen Microsoft gründete, das ihn zu einem der reichsten Menschen der Welt machte. Als Mutter von drei Kindern. Und, gemeinsam mit Bill, als Co-Vorsitzende der grössten Privatstiftung der Welt, der Bill & Melinda Gates Foundation.
In der #MeToo-Debatte über die sexuelle Belästigung von Frauen aber ist Melinda Gates keine Ausnahme. «Mir widerfuhr Diskriminierung und Voreingenommenheit, weil ich eine Frau war. Und es gab auch ein paar Fälle von sexueller Belästigung», sagt Gates der Nachrichtenagentur DPA im Gespräch.
Über Details will sie nicht sprechen, ihre Erfahrungen seien nicht «besonders entsetzlich» gewesen. Aber: «Ehrlich gesagt gibt es keine Frau aus meinem Bekanntenkreis, der es noch nicht passiert ist. Es ist allgegenwärtig.»
Deswegen stellt sich Gates, die sich seit Jahren für die Rechte von Frauen rund um den Globus einsetzt, nun auch voll hinter die #MeToo-Bewegung. «Es macht mich sehr traurig, an all die Frauen zu denken, die seit vielen, vielen Jahren von sexueller Belästigung betroffen sind», sagt die 53-Jährige. «Wir durchleben momentan eine schwere Zeit. Es ist die Zeit der Abrechnung, wo alles endlich herauskommt.»
Das sei notwendig. «Der Moment der Abrechnung ist wichtig, damit diese Erfahrungen an die Öffentlichkeit kommen. Diese Transparenz ist wichtig und was als nächstes kommt, ist: »Was machen wir dagegen?« Ich bin sehr gespannt, welche Ideen dabei herauskommen. Aber auch nur der Diskurs, den ich sowohl in den USA als auch auf meinen Reisen weltweit höre, dass dies nicht mehr weitergehen kann und wir etwas ändern müssen: Das allein ist Fortschritt. Und wir brauchen mehr davon.»
(sda/dpa)