Wäre der Tanz auf dem diplomatischen Parkett eine olympische Disziplin, dann hätte Kim Jong Uns jüngste Schwester Kim Yo Jong eine Goldmedaille verdient. Mit ihrer Charme-Offensive liess sie Drohgebärden ihres Bruders zumindest für einige Tage vergessen. Medien feiern Kims rechte Hand schon als «Ivanka Trump Nordkoreas.»
Yo Jong spricht übrigens womöglich sogar Berndeutsch. Wie ihr Bruder besuchte die mittlerweile 31-Jährige während ihrer Kindheit eine Schule in Köniz BE.
Die aussergewöhnlichsten Momente ihres historischen Südkorea-Trips:
Eben, spricht sie jetzt Berndeutsch oder nicht? Vielleicht weiss Bundespräsident Alain Berset die Antwort darauf. Beim Spiel der Schweizer Eishockey-Damen gegen das vereinte Korea traf er Yo Jong auf der Tribüne. Als sie ihn bei der Begrüssung anstrahlte, tätschelte Berset mit beiden Händen ihre Hand.
Aber über was hat Berset mit der Korea-Politikerin geplaudert? Die Schweiz freue sich, an diesem historischen Moment teilzuhaben, sagte ihr Bundespräsident Berset laut einem Sprecher.
Bild des Tages: @alain_berset trifft Kims Schwester. Spricht Sie Berndeutsch? pic.twitter.com/RoBqEChl9I
— Samuel Wyss (@Tutswitter) February 11, 2018
Während ihrer dreitägigen Visite traf Kims Schwester den südkoreanischen Staatschef Moon Jae-in gleich vier Mal. Und sie lud die Südkoreaner an ein Gipfeltreffen mit ihrem Bruder ein. «Wir hoffen, Sie bald in Pjöngjang zu sehen», erklärte sie. Ihre Regierung setze darauf, dass Präsident Moon auf dem Weg zur Wiedervereinigung ein «neues Kapitel» aufschlage.
Am Sonntag verfolgten die beiden einen Auftritt des nordkoreanischen Orchesters. «Bleiben sie gesund. Und stellen sie sicher, dass Präsident Moon nach Nordkorea kommt», sagte sie der südkoreanischen First Lady danach bei einem Essen, wie südkoreanische Medien berichten.
Es wäre das erste Treffen von Moon und Kim überhaupt und der erste Korea-Gipfel seit 2007.
Ja, Nordkorea kann tatsächlich lachen! Umringt von unzähligen Bodyguards schritt Kim Yo Jong durch den Flughafen von Seoul.
North Korea's high-level delegation, including Kim Jong Un's sister Kim Yo Jong, has arrived in South Korea for the Winter Olympics. https://t.co/eFJxEgR4pK pic.twitter.com/mQmvk9ea4g
— ABC News (@ABC) February 9, 2018
Das plötzliche Tauwetter zwischen Nord- und Südkorea hinterlässt in den USA grosse Skepsis. US-Vizepräsident Mike Pence vermied es jedenfalls tunlichst, Kims Schwester bei der Eröffnungsfeier auch nur einen Blick zuzuwerfen. Pence sprach im Zusammenhang mit der Einladung von einer «Propaganda-Farce».
Kim Yo Jong when the Americans walk in pic.twitter.com/pVfY4C2dTp
— Stef W. Kight (@StefWKight) February 10, 2018
Der US-Verteidigungsminister hingegen erklärte am Sonntag, es sei «zu früh, um zu sagen (...), ob das irgendeine Zugkraft haben wird, wenn die Olympischen Spiele erst vorbei sind».
Nordkorea könne mit seiner Charmeoffensive gegenüber Südkorea keinen Keil zwischen Seoul und Washington treiben. «Ich weiss, dass die Leute nach einem Keil zwischen Südkorea und den USA suchen», sagte Mattis am Sonntag auf einem Flug nach Rom. «Es gibt da keinen Keil.»
Trotz der wohlwollenden Medienberichterstattung über den Besuch der Kim-Schwester stehen viele Südkoreaner der vorsichtigen Annäherung kritisch gegenüber. Hunderte Menschen demonstrierten in Seoul gegen das Kim-Regime. Nordkoreanischen Flaggen wurden angezündet. «Das ist ein gefakter Frieden», sagte eine Demonstrantin zu CNN.
PROTESTS AND POLICE: About a thousand South Korean protesters held an anti-North Korea rally Sunday as North Korean leader Kim Jong Un invited South Korean Pres. Moon Jae-in to a summit in Pyongyang. pic.twitter.com/AgpUntkQ8T
— World News Tonight (@ABCWorldNews) February 11, 2018
(amü)