Donald Trump wirbelt viel Staub auf. Quasi jeden Tag. Auch wenn er eigentlich frei hätte. So legte er sich dieses Wochenende zum wiederholten Male mit Hillary Clinton an – «grösste und schlechteste Verliererin aller Zeiten» – und schimpfte über den Vater eines Basketballspielers. Trump setzte sich in China dafür ein, dass dessen Sohn aus dem Gefängnis freigelassen wurde, erhielt vom Vater aber keine Dankbarkeit. «Ich hätte ihn besser im Knast sitzen lassen», twitterte Trump beleidigt.
Crooked Hillary Clinton is the worst (and biggest) loser of all time. She just can’t stop, which is so good for the Republican Party. Hillary, get on with your life and give it another try in three years!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 18. November 2017
Auch wenn es Trump immer wieder gelingt – bewusst oder auch nicht – die Aufmerksamkeit auf Nebenschauplätze zu lenken, einer lässt sich davon nicht beirren: Robert Mueller. Der Sonderermittler, der eingesetzt wurde, um zu klären, ob und wie die Russen die US-Wahlen beeinflusst haben, macht mit seiner Arbeit grosse Fortschritte.
Zu diesem Schluss kommt die stets gut informierte Website Politico. Demnach bereitet sich Muellers Team gerade darauf vor, Hope Hicks zu befragen – und die 29-Jährige spielt bei den Russland-Ermittlungen eine Schlüsselrolle.
Hicks ist seit August dieses Jahres die Kommunikationsdirektorin des Weissen Hauses. Sie übernahm den Posten von Anthony Scaramucci, der nach lediglich zehn Tagen im Amt bereits wieder den Hut nehmen musste.
Seither ist es in Trumps Kommunikationsabteilung deutlich ruhiger geworden – so ruhig wie es halt geht, wenn der Präsident auf Twitter regelmässig zum Rundumschlag ausholt.
Hicks gehört schon länger zu Trumps engstem Kreis. Bereits 2012 arbeitete sie für eine PR-Firma, die Ivanka Trump zu ihren Kunden zählen konnte. 2014 siedelte sie dann ganz ins Trump-Lager über und gehörte zu den ersten Personen, die ins Wahlkampfteam geholt wurden. Fortan arbeitete Hicks als Pressesprecherin der Trump-Kampagne.
Auch mit Ivanka Trump pflegte Hicks weiterhin ein enges Verhältnis; sie modelte gar für das Modelabel der Präsidententochter.
Und das macht sie für das Team von Robert Mueller äusserst interessant. Denn die Senkrechtstarterin aus Connecticut hatte bei den entscheidenden Momenten stets einen Sitz in der ersten Reihe. Sie ist die Frau, die alles gesehen hat.
Hicks leitete während der Kampagne die Emails an den Präsidenten weiter und war bei den entscheidenden Sitzungen meistens im Raum.
Wie Experten gegenüber Politico sagen, finden die Befragungen mit solch wichtigen Personen in der Regel dann statt, wenn die Ermittlungen bereits weit fortgeschritten sind. Aus gut informierten Kreisen heisst es, dass Hicks sich bereits seit Monaten mit einem erfahrenen Anwalt auf die Anhörungen mit Muellers Team vorbereite.
Im Vorfeld wird vermutet, dass Hicks in vollem Umfang mit den Ermittlern kooperieren wird. Doch Angesichts der Komplexität der Russland-Connections kann jedes falsche Wort eine Lawine mit weitreichenden Konsequenzen ins Rollen bringen.
An dieser Stelle soll nochmals gesagt werden: Noch ist nicht bewiesen, dass Donald Trump während des Wahlkampfs mit Russland zusammengearbeitet hat. Doch das Netz um das Team des US-Präsidenten zieht sich immer weiter zu. Erst gerade vor einer Woche gab Justizminister Jeff Sessions zu, dass Wahlkampfhelfer George Papadopoulos an einem Meeting ein Treffen zwischen Putin Trump vorgeschlagen habe.
Zunächst wollte sich Sessions nicht daran erinnern, als dann aber Papadopoulos vor dem FBI auspackte, spielte auch das Gedächtnis des Justizministers wieder mit.
Die Nervosität im Trump-Team steigt; es sieht ganz danach aus, als ob Mueller mit seiner Arbeit bald zu einem Ende kommt. Vielleicht sogar noch bis Ende Jahr. Die Gespräche mit Hope Hicks sollen jedenfalls kurz nach «Thanksgiving» beendet sein – und der Feiertag steht bereits kommenden Donnerstag im Kalender.