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Air-Berlin-Pleite: Ryanair spricht von «offensichtlichem Komplott» der Lufthansa

Air-Berlin-Pleite: Ryanair spricht von «offensichtlichem Komplott» der Lufthansa

16.08.2017, 11:49
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Der irische Billigflieger Ryanair wittert bei der Insolvenz von Air Berlin ein Komplott zwischen der Bundesregierung und deutschen Fluggesellschaften. Die Iren reichten deshalb beim Bundeskartellamt und bei der EU-Wettbewerbskommission Beschwerden gegen eine mögliche Übernahme Air Berlins durch die Lufthansa ein.

«Diese künstlich erzeugte Insolvenz ist offensichtlich aufgesetzt worden, damit Lufthansa eine schuldenfreie Air Berlin übernehmen kann und dies widerspricht sämtlichen Wettbewerbsregeln von Deutschland und der EU», erklärte der Billigflieger auf seiner Internetseite. Es gebe ein «offensichtliches Komplott» zwischen der deutschen Regierung, Lufthansa und Air Berlin.

ARCHIV - Eine Maschine von Air Berlin fliegt am Himmel ueber der Gemeinde Wustermark (Landkreis Havelland) in Brandenburg am 05.10.2016. Air Berlin hat Insolvenzantrag gestellt. Nachdem Hauptaktionaer ...
Verschwörung am Himmel?Bild: dpa-Zentralbild

Air-Berlin-Anteile werden zerstückelt

Air Berlin hatte am Dienstag Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt, der Flugbetrieb ist durch einen Kredit des Bundes über 150 Millionen Euro noch für etwa drei Monate gesichert. Jetzt gehen die Sanierungsbemühungen für die zweitgrösste deutsche Fluggesellschaft weiter. Firmenchef Thomas Winkelmann verhandelt mit Lufthansa und weiteren Interessenten über einen Verkauf von Teilen der Airline.

«Sollte Air Berlin den Flugbetrieb doch irgendwann einstellen und der Flug auch nicht von einer anderen Airline übernommen werden, erhalten Kunden wahrscheinlich nur wenig oder nichts vom Ticketpreis zurück.»
Stiftung Warentest

Dabei würden die Air-Berlin-Anteile «unter Ausschluss der grössten Wettbewerber» zerstückelt und sowohl die Wettbewerbsregeln der EU als auch Bestimmungen zu staatlichen Beihilfen ignoriert, kritisierte Ryanair.

Neben der Lufthansa soll Ryanair-Konkurrent Easyjet Branchengerüchten zufolge an Teilen von Air Berlin interessiert sein. Weder Easyjet noch Air Berlin wollten das bislang kommentieren.

Vorwürfe zurückgewiesen

Wirtschaftsstaatssekretär Matthias Machnig verteidigte das Vorgehen der Bundesregierung und wies die Komplott-Vorwürfe zurück. «Das ist eine abwegige These», sagte er am Mittwoch im Fernsehsender ZDF. Es werde am Ende nicht eine Airline Air Berlin komplett übernehmen.

Damit werde der Wettbewerb gesichert. Den Überbrückungskredit der Bundesregierung halte er für zulässig. Zehntausende Air-Berlin-Kunden seien in der Hauptreisezeit unterwegs, die auch wieder nach Hause gebracht werden müssten.

Warnung vom Konsumentenschutz

Alle Tickets für Air-Berlin-Flüge behalten zunächst ihre Gültigkeit. Die Stiftung Warentest warnte allerdings: «Sollte Air Berlin den Flugbetrieb doch irgendwann einstellen und der Flug auch nicht von einer anderen Airline übernommen werden, erhalten Kunden wahrscheinlich nur wenig oder nichts vom Ticketpreis zurück.»

Auch die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit schloss negative Effekte im Flugbetrieb trotz des Bundeskredits nicht aus. Ihr Vorstand Markus Wahl sagte der «Saarbrücker Zeitung» zugleich: «Ganz grundsätzlich kann ich nur dafür werben, dass die Kunden der Fluggesellschaft ihr Vertrauen schenken.» Mit der Bundesregierung stehe ein potenter Kreditgeber im Hintergrund.

Hintergrund der Insolvenz ist nach Unternehmensangaben, dass der Grossaktionär Etihad kein weiteres Geld in die defizitäre Fluggesellschaft stecken will. (whr/sda/dpa)

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