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Klima, Terrorismus, Bürgerkrieg: Sechs Nahrungsmittel-Krisen und was sie ausgelöst hat

In this photo taken Tuesday, March 28, 2017, newly displaced Somali mother Sahra Muse, 32, comforts her malnourished child Ibrahim Ali, 7, in their makeshift shelter at a camp in the Garasbaley area o ...
Auch in Somalia leiden zahlreiche Menschen unter Hunger. Vor allem Kleinkinder sind stark betroffen. Bild: Farah Abdi Warsameh/AP/KEYSTONE

Klima, Terrorismus, Bürgerkrieg: Sechs Nahrungsmittel-Krisen und was sie ausgelöst hat

31.03.2017, 15:4701.04.2017, 17:16
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Bewaffnete Konflikte führen nicht nur zu Tod und Vertreibung – sie schaffen auch Hunger. Ebenso lassen Dürren und Naturkatastrophen Nahrungsmittel knapp werden. Eine Studie im Auftrag der Welternährungsorganisation FAO und der EU-Kommission beleuchtet die Ursachen für Lebensmittelknappheit. Sechs Beispiele:

Jemen

epa05870207 Yemenis stand over the rubble of buildings allegedly destroyed by Saudi-led airstrikes on buildings two years ago, in Sana'a, Yemen, 25 March 2017. On 26 March 2015, the Saudi-led coa ...
Auch die Kinder leiden stark unter der Nahrungsmittelknappheit im Jemen.Bild: YAHYA ARHAB/EPA/KEYSTONE

Bereits vor Ausbruch des Bürgerkriegs vor zwei Jahren war im Jemen mehr als jedes zehnte Kind akut unterernährt, mehr als jedes vierte war aus Mangel an Nährstoffen unterentwickelt.

Der Konflikt zwischen der sunnitischen, international anerkannten Regierung und schiitischen Huthi-Rebellen hat die Lage noch verschlimmert: Es fehlt an Treibstoff für die Bewässerung und den Transport landwirtschaftlicher Güter.

Viele Menschen in dem Land südlich von Saudi-Arabien haben ihre Arbeit verloren oder müssen auf Sozialleistungen verzichten, eine galoppierende Inflation macht Geld schnell wertlos.

Äthiopien

epa05873314 A photograph made available on 27 March 2017 shows a herd of camels passing by an Internally Displaced Person (IDP) camp in the outskirts of Qardho in Somalia's semi-autonomous region ...
In der Wüste Äthiopiens kommt es extrem selten zu Regenfällen. Darunter leidet die Bevölkerung stark, da sie zu mehr als 85 Prozent von der Landwirtschaft lebt. Bild: DAI KUROKAWA/EPA/KEYSTONE

Das Klimaphänomen El Niño, das alle paar Jahre für eine Verschiebung globaler Wetterbedingungen sorgt, hat in Äthiopien eine der schlimmsten Dürren in fünf Jahrzehnten ausgelöst.

Die Regenfälle lagen bis zur Hälfte unter dem Durchschnitt. Die Bevölkerung des ostafrikanischen Landes trifft das hart, weil sie zu mehr als 85 Prozent von der Landwirtschaft lebt.

Südsudan

In this photo taken Friday, March 10, 2017, a boy named Giel wears a small white bracelet on his ankle indicating that he's just finished treatment at an outpatient therapeutic program, as he sta ...
Auch im Nachbarland Südsudan sieht es düster aus: Die UNO hat für einen Teil des Landes eine Hungersnot ausgerufen.Bild: AP/UNICEF

Besonders düster ist die Lage in Äthiopiens Nachbarland Südsudan. Die Vereinten Nationen haben für Teile des Landes eine Hungersnot ausgerufen.

Seit Ausbruch des Bürgerkriegs Ende 2013 werden Nahrungsmittel zunehmend knapper. Lebensmittel sind teuer, die Landwirtschaft produziert wenig, der Handel leidet und vielen Menschen fehlt das Einkommen.

Schon vor dem Konflikt mangelte es an Investitionen in Landwirtschaft und Infrastruktur. Die meisten Bauern erwirtschaften schon in guten Zeiten gerade genug für den Eigenbedarf, hinzu kommen Jagd, Fischfang und Tauschhandel. Banken oder Handelsplätze werden kaum genutzt. Auch Überflutungen, Dürren und häufig wiederkehrende Tierkrankheiten behindern die landwirtschaftliche Produktion.

Für die kommenden Monate wird mit einer Verschlechterung der Situation gerechnet, noch mehr Menschen dürften unter akuter Mangelernährung leiden und sterben.

Nord-Nigeria

epa04653427 A photograph made available 08 March 2015 shows the burnt examination hall of the Government Secondary School in Chibok where 215 students were abducted by Boko Haram Islamic militants abo ...
Eine von der Terrormiliz Boko Haram niedergebrannte Schule in Nord-Nigeria. Bild: Henry Ikechukwu/EPA/KEYSTONE

Im Nordosten Nigerias sorgt die radikalislamische Terrormiliz Boko Haram für Furcht und Schrecken. Die Krise dort verhindert Entwicklung und einen wirksamen Kampf gegen Armut, Analphabetismus und Arbeitslosigkeit.

Trotz günstiger Wetterbedingungen lagen mancherorts grosse landwirtschaftliche Flächen brach. Auch Umweltschäden beeinträchtigen die Produktion.

Afghanistan

In this March 27, 2017, file photo, men sit on the Nadir Khan hilltop overlooking Kabul, Afghanistan. As America’s 16-year war in Afghanistan drags on, Russia is resurrecting its own interest in the “ ...
Für Menschen, die innerhalb von Afghanistan vor Auseinandersetzungen fliehen oder aus dem Ausland zurückkehren, fehlen geeignete Flüchtlingslager und Einkunftsmöglichkeiten.Bild: Rahmat Gul/AP/KEYSTONE

Seit fast 35 Jahren wird Afghanistan von Konflikten zerfressen, was die Entwicklung und den Kampf gegen Armut beeinträchtigt hat. Auf immer wiederkehrende Naturkatastrophen wie Erdrutsche, Lawinen oder Erdbeben ist das Land deshalb schlecht vorbereitet.

In manchen Provinzen hindert die Gewalt den Zugang zu Nahrung und Gesundheitsversorgung. Für Menschen, die innerhalb des Landes vor Auseinandersetzungen fliehen oder aus dem Ausland zurückkehren, fehlen geeignete Flüchtlingslager und Einkunftsmöglichkeiten.

Syrien

People walk along a damaged neighbourhood in the northern Syrian town of al-Bab, Syria March 6, 2017. REUTERS/Khalil Ashawi
Die Stadt Aleppo ist komplett zerstört. Der Bürgerkrieg lässt die Menschen in Syrien hungern.Bild: KHALIL ASHAWI/REUTERS

Der grausame sechsjährige Bürgerkrieg lässt die Menschen in Syrien hungern. Im über Monate hinweg belagerten Ost-Aleppo ging im vergangenen Jahr die Nahrung aus. Syrischen Flüchtlinge fehlt ein Einkommen, viele von ihnen sind auf Überweisungen von Verwandten im Ausland angewiesen.

Der Konflikt hält in manchen Regionen Bauern und Arbeiter von den Feldern fern, es fehlt an einer stabilen Stromversorgung, Lagermöglichkeiten, Bewässerungssystemen und Maschinen. Die Weizenproduktion lag nach Schätzungen zuletzt 55 Prozent unter dem Niveau vor dem Krieg – allerdings wurde mehr unempfindliche Gerste angebaut. (sda/dpa)

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