Bewaffnete Konflikte führen nicht nur zu Tod und Vertreibung – sie schaffen auch Hunger. Ebenso lassen Dürren und Naturkatastrophen Nahrungsmittel knapp werden. Eine Studie im Auftrag der Welternährungsorganisation FAO und der EU-Kommission beleuchtet die Ursachen für Lebensmittelknappheit. Sechs Beispiele:
Bereits vor Ausbruch des Bürgerkriegs vor zwei Jahren war im Jemen mehr als jedes zehnte Kind akut unterernährt, mehr als jedes vierte war aus Mangel an Nährstoffen unterentwickelt.
Der Konflikt zwischen der sunnitischen, international anerkannten Regierung und schiitischen Huthi-Rebellen hat die Lage noch verschlimmert: Es fehlt an Treibstoff für die Bewässerung und den Transport landwirtschaftlicher Güter.
Viele Menschen in dem Land südlich von Saudi-Arabien haben ihre Arbeit verloren oder müssen auf Sozialleistungen verzichten, eine galoppierende Inflation macht Geld schnell wertlos.
Das Klimaphänomen El Niño, das alle paar Jahre für eine Verschiebung globaler Wetterbedingungen sorgt, hat in Äthiopien eine der schlimmsten Dürren in fünf Jahrzehnten ausgelöst.
Die Regenfälle lagen bis zur Hälfte unter dem Durchschnitt. Die Bevölkerung des ostafrikanischen Landes trifft das hart, weil sie zu mehr als 85 Prozent von der Landwirtschaft lebt.
Besonders düster ist die Lage in Äthiopiens Nachbarland Südsudan. Die Vereinten Nationen haben für Teile des Landes eine Hungersnot ausgerufen.
Seit Ausbruch des Bürgerkriegs Ende 2013 werden Nahrungsmittel zunehmend knapper. Lebensmittel sind teuer, die Landwirtschaft produziert wenig, der Handel leidet und vielen Menschen fehlt das Einkommen.
Schon vor dem Konflikt mangelte es an Investitionen in Landwirtschaft und Infrastruktur. Die meisten Bauern erwirtschaften schon in guten Zeiten gerade genug für den Eigenbedarf, hinzu kommen Jagd, Fischfang und Tauschhandel. Banken oder Handelsplätze werden kaum genutzt. Auch Überflutungen, Dürren und häufig wiederkehrende Tierkrankheiten behindern die landwirtschaftliche Produktion.
Für die kommenden Monate wird mit einer Verschlechterung der Situation gerechnet, noch mehr Menschen dürften unter akuter Mangelernährung leiden und sterben.
Im Nordosten Nigerias sorgt die radikalislamische Terrormiliz Boko Haram für Furcht und Schrecken. Die Krise dort verhindert Entwicklung und einen wirksamen Kampf gegen Armut, Analphabetismus und Arbeitslosigkeit.
Trotz günstiger Wetterbedingungen lagen mancherorts grosse landwirtschaftliche Flächen brach. Auch Umweltschäden beeinträchtigen die Produktion.
Seit fast 35 Jahren wird Afghanistan von Konflikten zerfressen, was die Entwicklung und den Kampf gegen Armut beeinträchtigt hat. Auf immer wiederkehrende Naturkatastrophen wie Erdrutsche, Lawinen oder Erdbeben ist das Land deshalb schlecht vorbereitet.
In manchen Provinzen hindert die Gewalt den Zugang zu Nahrung und Gesundheitsversorgung. Für Menschen, die innerhalb des Landes vor Auseinandersetzungen fliehen oder aus dem Ausland zurückkehren, fehlen geeignete Flüchtlingslager und Einkunftsmöglichkeiten.
Der grausame sechsjährige Bürgerkrieg lässt die Menschen in Syrien hungern. Im über Monate hinweg belagerten Ost-Aleppo ging im vergangenen Jahr die Nahrung aus. Syrischen Flüchtlinge fehlt ein Einkommen, viele von ihnen sind auf Überweisungen von Verwandten im Ausland angewiesen.
Der Konflikt hält in manchen Regionen Bauern und Arbeiter von den Feldern fern, es fehlt an einer stabilen Stromversorgung, Lagermöglichkeiten, Bewässerungssystemen und Maschinen. Die Weizenproduktion lag nach Schätzungen zuletzt 55 Prozent unter dem Niveau vor dem Krieg – allerdings wurde mehr unempfindliche Gerste angebaut. (sda/dpa)