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Forschungssonde «Juno» hat den Jupiter erreicht

Soll nach fast fünfjähriger Reise endlich beim Jupiter ankommen: die Forschungssonde «Juno». 
Soll nach fast fünfjähriger Reise endlich beim Jupiter ankommen: die Forschungssonde «Juno». Bild: Richard Vogel/AP/KEYSTONE

Beim Jupiter! Forschungssonde «Juno» hat den Riesenplaneten erreicht

04.07.2016, 16:0404.07.2016, 16:18
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Der Riesenplanet Jupiter hat Besuch von der Erde: Nach fast fünfjähriger Reise durch das Sonnensystem ist die unbemannte NASA-Sonde «Juno» bei dem Gasplaneten angekommen und soll in der Nacht zum Dienstag in eine Umlaufbahn um Jupiter einschwenken.

Damit beginnt auch die erste kritische Phase der Mission: Das Haupttriebwerk von «Juno» wird 35 Minuten lang gezündet, um das Raumfahrzeug abzubremsen und so in einen Jupiter-Orbit zu zwingen.

Das Projekt «Juno» im Überblick

Mit dem Abbremsen der Sonde erwartet die «Juno»-Missionswissenschaftler ein «spannendes Manöver», wie die US-Weltraumbehörde NASA kurz vor Ankunft der solarbetriebene Sonde am Jupiter mitteilte. Wenn alles glatt läuft, soll die Raumsonde am Dienstagmorgen Schweizer Zeit in ihre Umlaufbahn «eingefädelt» sein.

Noch nie so eng umkreist

«Juno», benannt nach der Gattin des Göttervaters Jupiter in der römischen Mythologie, soll den Gariesen 20 Monate lang umrunden und sich dabei dessen äussersten Atmosphäre-Wolken auf bis zu 5000 Kilometern nähern. Keine andere Raumsonde hat den bei weitem grössten Planeten unseres Sonnensystems bisher so eng umkreist. Auf ihrer Bahn um Jupiter wird «Juno» einer hohen Strahlung in dessen Atmosphäre ausgesetzt sein.

«Junos» Reise zu dem Gasriesen ist auch ein Flug in die Anfänge des Sonnensystems vor 4.6 Milliarden Jahren: Unter den acht Planeten gilt Jupiter als der erste, der sich nach Geburt der Sonne gebildet hat. Jupiter bildete sich also aus einem Grossteil der Materie, die bei der Entstehung der Sonne übrig geblieben war.

«Die Sonne und der Jupiter sind die grössten Zeitzeugen der Entstehung unseres Sonnensystems», erklärte Peter Wurz von der Universität Bern auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Beide könnten ein relativ unverfälschtes Bild von der Geburtsstunde des Sonnensystems liefern. Aber der Jupiter sei für viele Fragestellungen leichter zugänglich als die Sonne.

Jupiter hat Erde ermöglicht

Weil der Riesenplanet sich so viel Material aus der sogenannten protoplanetaren Scheibe - der Masse aus Gas und Staub, aus der die Planeten und Kometen entstanden - einverleibt hat, hat er auch verhindert, dass im Inneren des Sonnensystems weitere Gasriesen entstanden. «Er hat also indirekt zur Entstehung der Gesteinsplaneten beigetragen und ist mit dafür verantwortlich, dass auf der Erde Leben entstehen konnte».

Eine bisher ungeklärte Frage sei zum Beispiel, ob der Jupiter einen festen Gesteinskern besitzt. «Nach unserem Modell der Planetenentstehung müsste sich Staub zu einem immer grösseren Brocken zusammengeballt haben, bis die Masse gross genug war, um auch Gas anzuziehen und zu halten», so Wurz.

Bestätigung oder zurück auf Null?

Juno soll über Gravitationsmessungen überprüfen, ob sich hinter Jupiters enormer Gashülle ein solcher Gesteinskern verbirgt. «Entweder wird sich unser Modell der Planetenentstehung damit vollständig bestätigen lassen, oder wir müssen quasi zurück auf Null und uns eine neue Theorie überlegen», so Wurz gegenüber der sda.

Mit Hilfe der NASA-Sonde wollen die Forscher zudem mehr über das extrem starke Magnetfeld des Jupiter erfahren und über den sogenannten Grossen Roten Fleck auf der Südhalbkugel des Riesenplaneten - einen gigantischen Sturm grösser als die Erde, der seit mehr als 300 Jahren beobachtet wird.

Der Jupiter weist einen Durchmesser von knapp 143'000 Kilometern auf und umkreist die Sonne in einer Entfernung von 740 bis 815 Millionen Kilometern. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Entfernung zwischen Erde und Sonne beträgt rund 150 Millionen Kilometer. Der Jupiter ist der sonnennächste der vier sogenannten äusseren Planeten, zu denen auch Saturn, Uranus und Neptun gehören. Die Erde zählt mit Merkur, Venus und Mars zu den inneren Planeten. (sda/afp)

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