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Rebellion in Venezuela – Soldaten rufen zu Putsch auf, mehrere Festnahmen

Venezuelan Bolivarian National Guard officers fire teargase towards resident that try to walks to the Military base Paramacay in Valencia, Venezuela, Sunday Aug. 6, 2017. Venezuelan ruling party chief ...
Aufstände in Venezuela am Sonntag.Bild: AP/AP

Rebellion in Venezuela niedergeschlagen – Soldaten riefen zu Putsch auf

Augenzeugen berichten von Gewehrschüssen bei einem Militärstützpunkt: In Venezuela hat die Regierung einen Aufstand niedergeschlagen. Dabei ist eine Person gestorben. In einem Video meldeten sich zuvor Soldaten zu Wort.
06.08.2017, 17:0406.08.2017, 22:24
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In Venezuela hat die sozialistische Führung nach eigenen Angaben eine Rebellion von Teilen des Militärs niedergeschlagen werden. Sieben Personen seien nach einem Angriff auf einen Militärstützpunkt nahe der Stadt Valencia festgenommen worden, teilten die Behörden am Sonntag mit. Bei Schusswechseln sei eine Person gestorben.

«Wir verlangen die sofortige Einsetzung einer Übergangsregierung», sagte einer der Wortführer.
«Wir verlangen die sofortige Einsetzung einer Übergangsregierung», sagte einer der Wortführer.bild: voanoticias

Der stellvertretende Sozialistenchef Diosdado Cabello sprach von einem «terroristischen Angriff». Kurz darauf sagte er, die «Ausnahmesituation» sei unter Kontrolle.

Ein Augenzeuge berichtete, in der Nacht seien auf dem Gelände des Militärstützpunktes in der Stadt Naguanagua Gewehrschüssen gefallen. Die Behörden sprachen von «Terroristen», die versucht hätten, Waffen zu stehlen. Sieben Personen seien nach dem Angriff auf den Militärstützpunkt festgenommen worden.

epa05942537 Venezuelan president Nicolás Maduro (C) participates in an event outside the headquarters of the National Electoral Council (CNE) in Caracas, Venezuela, 03 May 2017. EPA/CRISTIAN HERNANDEZ
Kritiker werfen Maduro vor, das Land in eine sozialistische Diktatur umzuformen.Bild: EPA/EFE

In einem Video erklärten mehrere Männer in Militäruniformen, sie wollten das Land zurück zur Demokratie führen und hätten einen Aufstand begonnen. «Dies ist kein Staatsstreich», sagte ein Mann, der sich als Juan Carlos Caguaripano und früherer Offizier der Nationalgarden vorstellte. «Wir verlangen die sofortige Einsetzung einer Übergangsregierung.» Im Video rief die Gruppe zur landesweiten Erhebung gegen den sozialistischen Präsidenten Nicolas Maduro auf.

Konkurrentin abgesetzt

Venezuela steckt in einer schweren Krise. Seit Monaten protestieren zahlreiche Menschen gegen Maduro, den sie für die wirtschaftliche Misere des ölreichen Landes verantwortlich machen. Derweil schreitet der Umbau in eine sozialistische Diktatur rasant voran.

Maduro setzte eine Verfassungsversammlung durch, die am Wochenende umgehend seine ärgste Kritikerin, Generalstaatsanwältin Luisa Ortega, absetzte. Ihr soll der Prozess gemacht werden. Zum Nachfolger wurde ein Vertrauter Maduros, Tarek William Saab, ernannt.

Ortega stammt aus dem sozialistischen Lager und stand anfangs auf Maduros Seite. Sie wurde aber in den vergangenen Monaten zu seiner ärgsten Gegnerin, seit es immer wieder zu Massenprotesten gegen die Regierung kommt.

Die Juristin wirft Maduro Menschenrechtsverletzungen vor und beschuldigt die Regierung, Angaben über die Beteiligung an der Wahl der Verfassungsversammlung gefälscht zu haben. Die Opposition boykottierte die Abstimmung, so dass ausschliesslich Verbündete Maduros in dem Gremium sitzen, das sich am Freitag konstituierte. Es kann das Parlament auflösen, in dem die Opposition die Mehrheit hat, und soll für zwei Jahre amtieren.

Unterdessen wurde am Samstagabend der Oppositionspolitiker Leopoldo Lopez nach viertägiger Inhaftierung wieder in den Hausarrest entlassen. Er war wegen seiner führenden Rolle bei Protesten gegen die Regierung im Jahr 2014 zu einer Haftstrafe verurteilt worden.

Kritik der südamerikanischen Staaten

Wegen der Einsetzung der Verfassungsversammlung wächst der internationale Druck. Nachdem zunächst die USA Sanktionen gegen ranghohe Personen aus Venezuela verhängt hatten, setzte der südamerikanische Wirtschaftsbund MERCOSUR Venezuelas Mitgliedschaft dauerhaft aus.

Die Aussenminister von Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay forderten Maduro zudem auf, Häftlinge freizulassen und einen politischen Übergang einzuleiten.

Auch aus dem benachbarten Kolumbien kam massive Kritik. Die Entlassung Ortegas sei der erste diktatorische Akt einer unrechtmässigen Verfassungsversammlung, twitterte Staatschef Juan Manuel Santos. Chiles Präsidentin Michelle Bachelet sprach von einem weiteren Schritt des Zusammenbruchs der Demokratie in Venezuela.

Die Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse tragen die neuen US-Sanktionen mit. Die UBS halte sich an die Sanktionen, sagte Banksprecherin Karin Aquilino auf Anfrage zu einem entsprechenden Artikel der «SonntagsZeitung».

Bei der zweitgrössten Schweizer Grossbank hiess es: «Als globale Bank hält die Credit Suisse die verschiedenen nationalen und internationalen Sanktionsprogramme ein. Wir werden die Situation weiterhin genau verfolgen.» (sda/reu/dpa)

Heftige Proteste gegen die Regierung in Venezuela

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Heftige Proteste gegen die Regierung in Venezuela
Bei heftigen Strassenschlachten zwischen der Polizei und Demonstranten sind in der venezolanischen Hauptstadt Caracas Dutzende Menschen verletzt worden.
quelle: ap/ap / ariana cubillos
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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Concertino
06.08.2017 19:58registriert Januar 2015
Ich lese, dass das Land in eine Diktatur schlittern könnte. Häh? Dieses Land war doch immer schon defacto von einer Person regiert.
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Skip Bo
06.08.2017 20:30registriert August 2014
Krass, wie die sozialistischen Experimente enden. Entweder wird die Bevölkerung eingeschlossen oder erschossen...
Gibt es ein Beispiel, wo ein demokratischer (falls das kompatibel ist) Sozialismus über längere Zeit zu Wohlstand, Zufriedenheit und Gerechtigkeit führte?
Das funktioniert nur unter "Laborbedingungen".
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