Gesellschaft & Politik
Islamischer Staat (IS)

Ein Drittel von Kobane ist in den Händen der IS – wie lange können die Kurden die Stadt noch halten? 

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IS Kobane
Seit Ende September 2014 versucht die Terrororganisation «Islamischer Staat» die syrische Kurdenstadt Kobane zu übernehmen.
quelle: epa/epa / sedat suna
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Kampf um Grenzstadt

Ein Drittel von Kobane ist in den Händen der IS – wie lange können die Kurden die Stadt noch halten? 

Die IS-Kämpfer nehmen anscheinend immer mehr Stadtteile von Kobane ein: Berichten zufolge hält die Terrormiliz mehr als ein Drittel des Grenzortes besetzt. Die Kurden verzweifeln an der Untätigkeit der Türkei. 
09.10.2014, 11:2009.10.2014, 12:43
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Ein Artikel von
Spiegel Online

Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sollen bereits mehr als ein Drittel der syrischen Stadt Kobane in ihre Gewalt gebracht haben. Das meldete die Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. Die Angaben stützen sich auf Informationen der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Demnach kontrolliere der IS den gesamten Osten der Stadt sowie kleinere Gebiete im Nordosten und Südosten, zitiert Reuters den Chef der Beobachtungsstelle, Rami Abd al-Rahman. 

Seit drei Wochen ringen kurdische Kämpfer und die IS-Miliz um die strategisch wichtige Stadt an der Grenze zur Türkei. Unterstützt von Luftangriffen einer von den USA angeführten Allianz versuchen die Kurden den IS-Vormarsch zu stoppen. 

Kämpfer der syrisch-kurdischen Miliz YPG.
Kämpfer der syrisch-kurdischen Miliz YPG.Bild: Getty Images Europe

Die radikale IS-Miliz war nach kurdischen Angaben zuletzt in zwei Bezirke von Kobane eingerückt. Die Islamisten seien in der Nacht zum Donnerstag mit Panzern und anderen schweren Waffen in den Ort eingedrungen, sagte der kurdische Politiker Asja Abdullah. Etwa 180'000 Menschen sind aus der Region mittlerweile in die Türkei geflohen, Tausende Flüchtlinge aus Kobane harren auf den Hügeln auf der türkischen Seite der Grenze aus. 

Nach Ansicht der USA kontrollieren die Kurden aber nach wie vor den überwiegenden Teil Kobanes. Die kurdischen Kämpfer hielten den Angriffen stand, teilte das US-Zentralkommandos in Tampa (Florida) am Mittwochabend mit. Bei Luftschlägen der vergangenen 24 Stunden seien etliche IS-Stellungen getroffen worden, hiess es weiter. Das australische Verteidigungsministerium erklärte, dass erstmals auch heimische Kampfflugzeuge Luftangriffe auf IS-Stellungen im Irak geflogen hätten.  

Türkei: Keine Bodenoffensive auf eigene Faust

Die türkische Regierung bekräftige am Donnerstag, das Land werde trotz Mandats nicht in die Kämpfe eingreifen. Eine türkische Bodenoffensive auf eigene Faust in Kobane sei «nicht realistisch», sagte Aussenminister Mevlut Cavusoglu. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte, eine Flugverbotszone über Syrien stünde nicht zur Debatte. 

Die Haltung der Türkei wurde von Kurdenvertretern kritisiert. Die Co-Vorsitzendende des kurdischen Nationalkongresses, Nilüfer Koc, warf dem Land Zögerlichkeit vor. «Die Türkei tanzt aus der Reihe, obwohl sie zugesagt hat, die internationale Koalition zu unterstützen», sagte Koc im Deutschlandradio Kultur. «Ich denke, die Türkei riskiert ihre ganze sichere Zukunft.»

Fordern Unterstützung für Kobane – demonstrierende Kurden in London.
Fordern Unterstützung für Kobane – demonstrierende Kurden in London.Bild: FACUNDO ARRIZABALAGA/EPA/KEYSTONE

US-Präsident Barack Obama hatte bei einem Besuch im Verteidigungsministerium eingestanden, dass der Kampf gegen IS weiterhin schwierig sei. «Es bleibt eine schwierige Mission. Wie ich von Anfang an angedeutet habe, ist dies nichts, was über Nacht gelöst werden wird.» Den Einsatz von US-Bodenkampftruppen hat Obama ausgeschlossen. 

Bei Zusammenstössen zwischen Islamisten und Anhängern der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK hatte es in den vergangenen Tagen vor allem im kurdisch dominierten Südosten der Türkei Verletzte und Tote gegeben. In Deutschland gab es Krawalle am Rande von Kurdendemos in Hamburg. 

Zusammenstösse zwischen kurdischen Demonstrierenden und türkischen Sicherheitskräften in Ankara.
Zusammenstösse zwischen kurdischen Demonstrierenden und türkischen Sicherheitskräften in Ankara.Bild: AFP

Das Auswärtige Amt in Berlin weist in seinen aktuellen Sicherheitshinweisen darauf hin, dass in mehreren türkischen Provinzen seit Dienstag Ausgangssperren gelten. Zugleich empfiehlt das Aussenministerium Reisenden, sich nicht in der Nähe der türkisch-syrischen Grenze und in grenznahen Ortschaften aufzuhalten. (amz/Reuters/dpa )

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