Das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR erstellt Notfallpläne für den Fall, dass alle 400'000 Einwohner der nordsyrischen Kurdenstadt Kobani in die Türkei flüchten. Kobani wird von der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) belagert.
Die Dschihadisten überrannten bereits Dutzende Dörfer in der Region. «Unsere grösste Sorge ist, dass Kobani fällt», sagte UNHCR-Sprecher Robert Colville am Dienstag in Genf. «Wir wissen es nicht, aber wir treffen entsprechende Vorbereitungen, falls die gesamte Bevölkerung flüchtet.»
Der Islamische Staat hat grosse Teile Syriens und des Iraks unter seine Kontrolle gebracht und ein Kalifat ausgerufen. Seit dem 15. September rückt der IS auf Kobani vor. Die auch als Ain al-Arab bekannte Grenzstadt Kobani ist für Nordsyrien von zentraler militärischer Bedeutung.
Die Türkei hatte am Freitag angesichts der Flüchtlingswelle ihre Grenzen geöffnet, nachdem das Land tagelang Schutzsuchende zurückgeschickt hatte. Seither hat sie 138'000 Flüchtlinge aufgenommen. Das sind so viele wie in allen europäischen Staaten zusammen seit dem Beginn des Bürgerkrieges in Syrien vor drei Jahren Schutz fanden, wie UNHCR-Sprecher Colville betonte.
Die Organisation rief die internationale Gemeinschaft auf, die Türkei und andere Nachbarländer Syriens zu unterstützen, die mehr als drei Millionen Flüchtlinge versorgen. Das UNHCR wird am Mittwoch per Flugzeug weitere Hilfsgüter für etwa 200'000 Flüchtlinge in die Region bringen. (whr/sda/reu)