In der nordirakischen Kleinstadt Amerli droht nach Einschätzung der Vereinten Nationen ein Massaker der sunnitischen Miliz Islamischer Staat (IS) an der überwiegend schiitischen Bevölkerung. Der UNO-Sondergesandte für den Irak, Nikolai Mladenow, schlug am Samstag in der Hauptstadt Bagdad Alarm.
Die Dschihadisten belagerten die Stadt seit fast zwei Monaten und die Lieferwege für Wasser und Lebensmittel seien versperrt. Die Lage der Menschen sei verzweifelt und erfordere ein sofortiges Eingreifen, «um ein mögliches Massaker an den Einwohnern zu verhindern».
Die Stadt liegt rund 170 Kilometer nördlich Bagdads. Mladenow appellierte an die irakische Regierung, die Belagerung durch die Extremisten aufzubrechen und die Versorgung der «unsagbar leidenden» Menschen zu ermöglichen.
Die Dschihadisten kontrollieren grosse Teile im Norden und Westen des Landes. Die USA flogen am Samstag einen weiteren Angriff gegen IS-Kräfte nahe dem Mossul-Damm im Nordirak. Es war der 94. Luftschlag seit dem 8. August, wie das US-Zentralkommando mitteilte.
Nach dem verheerenden Angriff am Freitag auf eine sunnitische Moschee mit Dutzenden Toten – vermutlich verübt von schiitischen Kämpfern – ringen die führenden irakischen Politiker um die Einheit des Landes. Präsident Fuad Massum, ein Kurde, rief alle Seiten zu äusserster Zurückhaltung auf, um weiteren Aufruhr zu vermeiden. Zuvor hatte bereits der designierte schiitische Regierungschef Haidar al-Abadi die Attacke verurteilt.
Ein Untersuchungsausschuss soll die Hintergründe der blutigen Moschee-Attacke ermitteln. Innerhalb von 48 Stunden sollten erste Ergebnisse vorliegen, sagte Parlamentspräsident Salim al-Dschaburi. Das Gremium bestehe aus Parlamentsabgeordneten und Vertretern des Sicherheitsapparats, zitierte die Nachrichtenseite Al-Sumaria News den sunnitischen Politiker. (sda/dpa)