Israel
Naher Osten

Jerusalem und Tel Aviv unter Raketenbeschuss – Israel bereitet Einsatz von Bodentruppen in Gaza vor

Ein israelischer Kampfjet bombardiert Gaza Stadt. Zuvor hatte die Hamas rund 80 Raketen auf israelische Ortschaften abgefeuert.
Ein israelischer Kampfjet bombardiert Gaza Stadt. Zuvor hatte die Hamas rund 80 Raketen auf israelische Ortschaften abgefeuert.Bild: MOHAMMED SABER/EPA/KEYSTONE
Angst vor neuem Krieg wächst

Jerusalem und Tel Aviv unter Raketenbeschuss – Israel bereitet Einsatz von Bodentruppen in Gaza vor

Der Konflikt im Nahen Osten eskaliert: In Tel Aviv gab es erstmals seit Jahren Luftalarm, in Jerusalem schlug eine Rakete ein. Zuvor gab Israels Regierung die Mobilisierung Tausender Reservisten bekannt und flog heftige Angriffe auf den Gazastreifen. 
08.07.2014, 20:4509.07.2014, 03:15
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Bei einer massiven israelischen Offensive im Gazastreifen und einem Angriff militanter Palästinenser in Israel sind mindestens 22 Menschen getötet worden. Mehr als 100 Menschen wurden binnen weniger Stunden verletzt. Die israelischen Luftschläge gelten als möglicher Auftakt eines neuen Gaza-Kriegs.

Be einem Luftschlag im nördlichen Gazastreifen hat Israel nach palästinensischen Angaben einen Anführer der Extremistengruppe Islamischer Dschihad getötet. Auch vier Angehörige des Extremistenführers Hafes Hamad starben bei dem Angriff. 

Haus in Jerusalem von Rakete aus Gazastreifen getroffen 

Eine aus dem Gazastreifen abgefeuerte Rakete ist am Dienstagabend direkt in einem Haus in Jerusalem eingeschlagen. Das israelische Fernsehen berichtete, dabei sei niemand verletzt worden. 

Militante Palästinenser feuerten den Berichten zufolge in kurzer Folge etwa 40 Raketen mit grösserer Reichweite auf israelische Ortschaften ab. Warnsirenen heulten auch in Ortschaften nördlich von Tel Aviv sowie in Beerscheva, Aschkelon und Aschdod. 

Über dem Grossraum Tel Aviv wurde eine weitere aus dem Gazastreifen abgefeuerte Rakete abgefangen. Im Zentrum Tel Avivs war keine Warnsirene, aber eine dumpfe Explosion zu hören. Zuvor hatten militante Palästinenser im Gazastreifen erstmals seit fast zwei Jahren Tel Aviv wieder mit einer Rakete angegriffen. Auch dieses Geschoss wurde abgefangen. 

«Iron Dome»-Abwehrrakete (in Ashdod): Mehrere israelische Städte, darunter auch Tel Aviv und Jerusalem, gerieten unter Raketenfeuer aus dem Gazastreifen.
«Iron Dome»-Abwehrrakete (in Ashdod): Mehrere israelische Städte, darunter auch Tel Aviv und Jerusalem, gerieten unter Raketenfeuer aus dem Gazastreifen.Bild: BAZ RATNER/REUTERS

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wies die Armee inzwischen an, Vorbereitungen für eine Bodenoffensive im Gazastreifen zu treffen. Die Offensive trägt laut dem israelischen Militär den Namen «Operation Protective Edge» (hebräisch: «Zuk Eitan»). Ihr Ziel sei es, den Terror zu beenden, der die Israelis täglich bedrohe, schrieb ein Sprecher im Kurznachrichtendienst Twitter.

Vorbereitungen der Armee auf einen grösseren Einsatz liefen bereits. Israels Regierung gab der Armee grünes Licht für die Mobilisierung von bis zu 40'000 Reservesoldaten, wie der israelische Militärsprecher Arye Shalicar bestätigte. Er sprach von einer so grossen Truppenmobilisierung «für den Fall der Fälle».

Der Flughafen von Gaza wird bombardiert.Video: YouTube/Motasem Dalloul 

Abbas' Appell

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas forderte in der Nacht zum Dienstag Israel auf, «seine Eskalation und die Angriffe unverzüglich einzustellen». Die Palästinenserführung mobilisiere derzeit auch die internationale Staatengemeinschaft, Druck auf Israel auszuüben.

US-Präsident Barack Obama rief Israelis und Palästinenser eindringlich zu einer friedlichen Lösung auf. «Frieden ist möglich», schrieb Obama in einem Gastbeitrag für die linksliberale israelische Zeitung «Haaretz».

Beide Seiten müssten bereit sein, dafür Risiken einzugehen. «Wenn der politische Wille zu ernsthaften Verhandlungen existiert, werden die USA da sein - bereit, unsere Rolle zu übernehmen.»

Die Arabische Liga forderte derweil eine Krisensitzung des UNO-Sicherheitsrates. Das höchste UNO-Gremium solle sich mit der Lage im Gazastreifen befassen, hiess es in einer am Dienstag in Kairo veröffentlichten Erklärung des Staatenbundes.

Operation zeitlich unbegrenzt

Der israelische Militärsprecher Peter Lerner sagte: «Wir wollen der Hamas im Gazastreifen einen Schlag versetzen und die Raketenangriffe auf Israel verringern.» Am Montag seien rund 80 Raketen auf israelische Ortschaften abgefeuert worden. «Wir werden dem ein Ende setzen.»

Es gebe keine zeitliche Beschränkung der Operation. «Wir stellen uns auf den möglichen Einsatz von Bodentruppen ein», sagte Lerner. «Aber ich denke nicht, dass das sofort passieren wird.»

Israels Luftwaffe griff nach Angaben des Militärsprechers in der Nacht zum Dienstag etwa 50 Ziele im Gazastreifen an. Darunter seien auch die Wohnhäuser von vier militanten Hamas-Mitgliedern gewesen. Ausserdem habe die Luftwaffe Raketenabschussrampen und Trainingslager beschossen. «Wir werden den Druck langsam verstärken», sagte Lerner.

Der israelische Verteidigungsminister Mosche Jaalon stimmte das Militär auf einen längeren Einsatz ein. «Wir bereiten uns auf eine Operation gegen die Hamas vor, die nicht innerhalb von Tagen enden wird», sagte Jaalon Medienberichten zufolge nach einem Treffen mit Armeekommandanten.

Ein zerstörtes Haus im Gazastreifen.
Ein zerstörtes Haus im Gazastreifen.Bild: IBRAHEEM ABU MUSTAFA/REUTERS

Drohung der Hamas

Der bewaffnete Arm der Hamas warnte vor Angriffen auf Wohnhäuser. Sollten diese nicht gestoppt werden, «werden wir darauf mit einer überraschenden Ausweitung unserer Attacken reagieren», schrieben die Al-Kassam-Brigaden in einer per E-Mail verbreiteten Mitteilung.

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Die Hamas hatte am Montagabend Dutzende von Raketen auf Israel abgefeuert. Zahlreiche Raketen seien vom Abwehrsystem «Iron Dome» abgefangen worden. Im Umkreis von 40 Kilometern Entfernung vom Gazastreifen wurden die Menschen in Israel angewiesen, sich in der Nähe von Schutzräumen aufzuhalten. (sda/reu)

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