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Terrorismus

Israel und Palästinenser verhandeln über dauerhafte Feuerpause

Endlich wieder ein bisschen Normalität, Kinder spielen am Strand von Gaza.
Endlich wieder ein bisschen Normalität, Kinder spielen am Strand von Gaza.Bild: MOHAMMED SABER/EPA/KEYSTONE
«Zu früh für Resultate»

Israel und Palästinenser verhandeln über dauerhafte Feuerpause

06.08.2014, 16:4206.08.2014, 16:53
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In Kairo haben die indirekten Verhandlungen zwischen Israel und den radikalislamischen Gruppen Hamas und Islamischer Dschihad über eine dauerhafte Waffenruhe im Gazastreifen begonnen. Die rund 1,8 Millionen Einwohner des Gazastreifens erlebten die erste ruhige Nacht seit Beginn der israelischen Offensive am 8. Juli.

Mit Anbruch des Tages öffneten wieder Geschäfte und Märkte, Dutzende Fischer fuhren das erste Mal seit Wochen wieder aufs Meer hinaus. Am Dienstag hatte eine auf drei Tage befristete Feuerpause begonnen, während der in Kairo eine längerfristige Lösung gefunden werden soll.

Noch am Dienstagabend hatten sich hochrangige Mitarbeiter des ägyptischen Geheimdienstes mit der israelischen Delegation getroffen, wie ein Mitarbeiter der ägyptischen Regierung mitteilte. Einen Tag zuvor seien Gespräche mit den Abgesandten aus dem Gazastreifen geführt worden.

Ein Lastwagen mit humanitärer Hilfe erreicht die Stadt Rafah. 
Ein Lastwagen mit humanitärer Hilfe erreicht die Stadt Rafah. Bild: AFP

Ägyptische Vermittler

«Es ist zu früh, um über Resultate zu sprechen, aber wir sind zuversichtlich», sagte der ägyptische Regierungsmitarbeiter. Beide Seiten verhandeln nicht direkt miteinander in einem Raum, sondern lassen ihre Positionen von ägyptischen Vermittlern überbringen.

«Die entscheidende Frage ist für uns die Entmilitarisierung», sagte der Sprecher von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, Mark Regev, Reuters-TV. «Man muss die Hamas davon abhalten, sich wiederzubewaffnen.» Dies lehnt die Hamas entschieden ab. Umgekehrt sind die von den Islamisten bislang erhobenen Forderungen nach einem Ende der Blockade des Gazastreifens sowie die Freilassung inhaftierter Gefolgsleute für Israel inakzeptabel.

Israel möchte rasch humanitäre Hilfe für den Gazastreifen zulassen. Allerdings solle die Einfuhr des für den Wiederaufbau notwendigen Zements von Garantien der Palästinenser-Führung abhängig gemacht werden, dass dieser nicht für den Bau neuer Tunnel nach Israel genutzt wird.

Sogar erste Marktstände stehen wieder in Gaza.
Sogar erste Marktstände stehen wieder in Gaza.Bild: MOHAMMED SABER/EPA/KEYSTONE

Alles zum Gaza-Krieg

Das wichtigste Kriegsziel Israels war die Zerstörung des Systems von Angriffstunneln, von denen viele bis auf israelisches Territorium reichten. Ein palästinensischer Regierungsvertreter sagte, für September sei in Oslo eine Geber-Konferenz geplant, um Mittel für den Wiederaufbau des Gazastreifens einzuwerben.

Noch viele Tote unter den Trümmern

Im Gazastreifen verliessen viele Einwohner die UNO-Unterkünfte, um zu ihren stark zerstörten Wohnungen zurückzukehren und dort Habseligkeiten zu bergen. Durch die Strassen wehte Verwesungsgeruch, denn unter den Trümmern werden noch zahlreiche Tote vermutet. Im Süden Israels normalisierte sich die Lage. Nach dem Ende des fast ununterbrochenen Luftalarms strömten die Menschen erstmals seit langem wieder auf Strassen und Plätze, und Kinder spielten im Freien.

65'000 Menschen haben nach UNO-Angaben keine Bleibe mehr. 187'000 Menschen halten sich nach Angaben des Sprechers des UNO-Palästinenserhilfswerks UNRWA, Chris Gunnes, weiterhin in 90 UNO-Schutzräumen auf.

Trotz der Feuerpause: Die Zerstörung bleibt.
Trotz der Feuerpause: Die Zerstörung bleibt.Bild: AFP

Seit Beginn der israelischen Offensive vor einem Monat wurden nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums 1875 Palästinenser getötet und 9567 weitere verletzt. Unter den Toten seien 430 Kinder, 243 Frauen und 79 ältere Menschen, teilte der Sprecher der Behörde, Aschraf al-Kidra, mit.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen könnte noch in dieser Woche über eine Resolution zum Gaza-Konflikt entscheiden. «Wir diskutieren gerade auf Fachebene über das Papier», sagte Grossbritanniens UNO-Botschafter Mark Lyall Grant, der den Rat in diesem Monat führt. (jas/sda/reu/dpa/afp)

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