Densbüren
Unterirdischer Kommandoposten: Besuch bei einem fast vergessenen Zeitzeugen im Hang

Ein Hügel oberhalb von Asp birgt einen Bunker. Am Sonntag bot sich die seltene Gelegenheit, hineinzuschauen.

Nadja Rohner (Text und Fotos)
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Ein Garderobenraum
14 Bilder
Der Verein Militär- und Festungsmuseum Full-Reuenthal hat alte Gegenstände an ihrem Platz gelassen.
In diesem Raum wurde gearbeitet, auf den Pulten standen beispielsweise Telefone
Einer der Schlafräume. Gemütlich ist anders.
Instruktionen für den Notausstieg
Der Bunker war geheim, erst nach seiner Aufgabe 1995 wurde er entklassifiziert.
Zwei Dieselgeneratoren machen den Bunker unabhängig von der externen Stromversorgung.
Der Waschraum
Generatoren
Hier gehts raus - aber nur im Notfall
Einblick in den ehemaligen Kommandoposten der Armee bei Asp
Filterung und Entfeuchtung der Luft sind essenziell.
Wandtafeln in einem der Arbeitsräume
Natürlich gibt es auch sanitäre Anlagen im Bunker.

Ein Garderobenraum

Nadja Rohner

«Willkommen bei der Wasserversorgung Asp!», sagt Urs Ernst mit einem schelmischen Lächeln. Doch die Besucher wissen, dass das, was über der unscheinbaren Tür steht, eine glatte Lüge ist. Mit Wasserversorgung hat das Labyrinth an Gängen, das sich im Hügel verbirgt, nämlich nichts zu tun – und eine hundsgewöhnliche Wasserversorgungsanlage hätte wohl an diesem verregneten Sonntag auch nicht derart viele Leute aus der gemütlichen Stube gelockt. Sie alle wollten nur eins: Den ehemaligen Geheimbunker sehen.

1988 wurde im Gebiet Hinterrebe ob Asp bei Densbüren ein unterirdischer Kommandoposten für das Infanterie-Regiment 73 fertiggestellt. 60 Mann hatten hier Platz, bei einer Bedrohungslage hätten sie sich hierhin zurückgezogen. Aber der Atomschutz-Unterstand (ASU) wurde schon wenige Jahre später im Zuge der Armeereform 95 wieder aufgegeben, entklassifiziert und zum Abbruch freigegeben. Oder zum Verkauf. Und diese Möglichkeit hat nun der Verein Militär- und Festungsmuseum Full-Reuenthal genutzt, der bereits etwa hundert militärhistorische Anlagen im ganzen Kanton besitzt. «Regiments-Kommandoposten gibt es nur ganz wenige, und dieser hier ist in einer Qualität erhalten, die einzigartig ist», sagt Urs Ernst. Der Vizepräsident des Vereins und Leiter des Festungsmuseums führte am Sonntag mit Begeisterung Besucher durch die Anlage.

Viel los war hier unten nie

Erst Anfang Jahr hat der Verein die Anlage samt dazugehöriger Parzelle der Armasuisse abgekauft, um sie der Nachwelt zu erhalten. Ein Bau- und Umnutzungsgesuch lag im Februar auf. Zum Dank an die Gemeinde hat der Verein einen Tag der offenen Tür organisiert. In den ersten zwei Stunden kamen schon an die 200 Personen. «Damit haben wir nie gerechnet, ein gigantischer Erfolg», sagt Titus Bürgi aus Brunegg, der im Verein die Abteilung Militärhistorische Anlagen leitet.

Die Asper wissen es: Viel los war im Bunker nie. «Zumindest ist uns nie etwas aufgefallen», berichtet ein einheimischer Besucher. «Ausser, sie wären nachts hier gewesen.» Auch die fehlenden schwarzen Striemen auf dem Boden oder an Wänden lassen darauf schliessen, dass hier nicht tausende von Männern in Militärstiefeln unterwegs waren.

Durch den ebenerdigen Eingang – ebenfalls eine Besonderheit an dieser Führungsanlage - betritt man erst einen langen Gang, der um mehrere Ecken zur Schleuse führt. In der Luft liegt ein eigenartiger Geruch. Diesel? «Ammoniak», sagt Urs Ernst. Es rücke aus der Kanalisation hoch, die Siphons sind ausgetrocknet.

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militärhistorische Anlagen besitzt das Militär- und Festungsmuseum Reuental ungefähr. Sie liegen alle im Aargau. Die meisten befinden sich an der Rheingrenze, im unteren Aaretal und auf dem Bözberg. Die zum grössten Teil restaurierten und wieder voll ausgerüsteten Befestigungsanlagen aus dem 2. Weltkrieg und dem Kalten Krieg können auf Anfrage geführt besichtigt werden: kleine und grosse Infanteriewerke, Artilleriebunker, Kommando- und Feuerleitanlagen und eine einst streng geheime Anlage der Widerstandsorganisation P 26.

Erstaunlich, wie weit in den Hügel hinein die Anlage reicht. Ein erster Vorraum; mit Gewehrrechen und Kontaminationsdusche, um den atomar verseuchten Staub abzuwaschen. Dann weiter, an den Waschräumen vorbei (1 Pissoir, 2 WC, Chromstahltrog mit Spiegeln).

Die Räume sind lang und schmal. Ein Essraum, aber keine Küche. Auf der einen Seite des Ganges liegen mehrere Schlafräume; Schaumstoffmatratzen und -Kissen auf den metallenen Schlafpritschen. Gegenüber: Die Arbeitsräume. Einer mit Wandtafeln, auf denen wohl nie viel geschrieben wurde. Und einer mit rudimentären Pulten und Bänken, die Platz boten für Telefone und Funkanlagen. Der eigentliche Funkunterstand und die Richtstrahlantenne befanden sich weiter oben am Berg.

Plötzlich geht das Licht aus, für eine Sekunde nur, aber Kenner wissen: Jetzt wurde auf Generatorbetrieb umgeschaltet. Zwei Original-Dieselgeneratoren bilden die Eigenstromanlage, und sie sind voll bertiebsfähig.

Ganz hinten, schon tief im Berg, befindet sich der Notausstieg, der durch eine kleine Öffnung in der Wand führt. Wo genau man oben herauskommt, erschliesst sich dem Besucher von aussen nicht; die Luke in die Freiheit ist mit Humus und Gras überdeckt.

Die Besucher – darunter viele Familien - zeigten sich sehr interessiert an der Anlage, die bisher nie für die Öffentlichkeit zugänglich war. Eine Besucherin wünschte sich gar «ein Bunker-Fest».

Führungen nur ausnahmsweise

Trotz des regen Interesses: Ein Museum mit regelmässigen Öffnungszeiten wird aus dem Asper Bunker nicht; dazu fehlen schon die Parkiermöglichkeiten. Lediglich in Ausnahmefällen und auf Anfrage beim Verein Militär- und Festungsmuseum Full-Reuenthal ist die eine oder andere Führung denkbar, im Baugesuch war die Rede von maximal drei Führungen im Jahr.

Weitere Informationen zum Schweizerischen Militärmuseum Full, dem Festumgsmuseum Reuenhal oder den militärischen Anlagen im Besitze des Vereins: www. festungsmuseum.ch