Aarau
Für sich und seine 25 Jahre jüngere Frau: Ein 82-Jähriger lässt sich liften

Kurt Oberländer will sich und seiner 25 Jahre jüngeren Frau besser gefallen. Er macht ein Fadenlifting.

Urs Helbling
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Kurt Oberländer erläutert Facharzt Sascha Dunst (l.), was er an seinem Gesicht geändert haben möchte. Der Eingriff findet am kommenden Montag statt.
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Kurt Oberländer lässt sich mit 80 Jahren nochmals liften.

Kurt Oberländer erläutert Facharzt Sascha Dunst (l.), was er an seinem Gesicht geändert haben möchte. Der Eingriff findet am kommenden Montag statt.

SEVERIN BIGLER

In seinem Alter überlegen sich viele, ob sie sich nochmals einen neuen Anzug kaufen sollen. Er leistet sich für einen mittleren vierstelligen Betrag ein Stück Jugend. Wohl wissend, dass der Effekt in zwei, drei Jahren wieder nachlassen kann.

Kurt Oberländer (82) lässt sich am kommenden Montag in Aarau zum dritten Mal in seinem Leben liften. Der Eingriff wird etwas kleiner sein als bei den beiden ersten Malen (2010 und 2014). Oberländer wird keine Vollnarkose bekommen. Aber die ambulante Operation wird zwischen zweieinhalb und drei Stunden dauern.

Es ist im Wesentlichen ein sogenanntes Fadenlifting. Zudem werden seine Falten durch Injektion von Eigenfett geglättet. Und es werden dem Rentner körpereigene Reparatur-Zellen (ebenfalls aus Eigenfett) ins Gesicht gespritzt.

«Ich fahre immer oben ohne»

Kurt Oberländer hat seine angegrauten Haare zu einem kleinen Rossschwanz zusammengebunden. Er trägt eine rote Brille und «Blanc de Nil»-Kleider. Bei der Besprechung mit Dr. Sascha Dunst (49), dem Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie bei Skinmed in Aarau, drückt er seine Gesichtshaut immer wieder nach hinten – um zu zeigen, wie straff er es gerne hätte.

«Ich will immer zu viel», sprudelt es aus Oberländer heraus. «Da muss ein junger Arzt kommen und den alten Patienten bremsen.» Wie lange er nach dem Eingriff nicht trainieren könne? Drei Tage? «Eine Woche», antwortet der Arzt. Aber er habe doch am Freitag schon einen Auftritt als Sänger, entgegnet der Thurgauer.

Er ist ein Paradiesvogel mit einer bewegten Geschichte. Der gelernte Koch führte 35 Jahre lang mit seiner Mutter das Seehotel in Romanshorn TG. 1975 wagte er den Sprung vom Bodensee über den grossen Teich und liess sich danach während vier Jahren in den USA in Gesang ausbilden. Er sagt, er sei sogar in Las Vegas aufgetreten.

In Europa versuchte er es etwa bei Dieter Bohlen («Das Supertalent») oder zweimal bei «Die grössten Schweizer Talente». Das erste Mal erreichte der Entertainer zusammen mit seiner Partnerin Brigitte Fröhli den Halbfinal, das zweite Mal wurden die beiden von DJ Bobo weggebuzzert. Eben war er in einer deutschen Reality-Show. Weil diese erst im Herbst ausgestrahlt wird, darf er nichts verraten.

Das Rudel-TV hat Oberländer aber so zugesetzt, dass er – unfreiwillig – sieben Kilo an Gewicht verlor. Abspecken wollte er schon – aber nicht im TV. Mit viel Sport hat er seit Jahresbeginn das Gewicht von 88 auf 77 Kilo hinuntergebracht. «Ich fahre jeden Tag zwei Stunden Velo – immer oben ohne, damit ich schön braun werde», erklärt Oberländer. Schliesslich nütze es nichts, wenn er unter dem gestrafften Gesicht einen schlaffen Body habe.

Die Frau ist 25 Jahre jünger

Der Arzt Sascha Dunst sagt: «Es ist selten, dass sich Männer im Alter von Kurt Oberländer noch liften lassen. Die Mehrheit der Lifting-Operationen werden vom Segment der 45- bis 70-Jährigen gewünscht. Die Nachfrage hat in den letzten Jahren nochmals zugenommen – sicher auch, weil wir viele sanfte, minimalinvasive Methoden wie das Fadenlifting anbieten können.» Der Eingriff wird bei Skinmed, dem Zentrum für ästhetische Medizin in Aarau, durchgeführt.

Der Patient muss um 8.30 Uhr antreten, kurz nach Mittag kann er von seiner Freundin bereits wieder abgeholt werden. Beim Fadenlifting werden sich selber abbauende, chirurgische Fäden mit kleinsten, kaum sichtbaren Widerhäkchen unter die Haut gelegt. Sie ziehen die Haut nach hinten, was den Straffungseffekt zur Folge hat.

Die überschüssige Haut wird im Bereich der Ohren herausgeschnitten. Gleichzeitig wird dem Patienten Eigenfett entnommen, mit dem dann Falten aufgefüllt werden. Ein Teil des Eigenfetts wird zudem mechanisch – das ist eine neue Methode – so aufgearbeitet, dass regenerative Zellen entstehen. Sie werden injiziert und sollen zu einer Verjüngung des Gewebes führen.

Kurt Oberländer bekommt so im Gesicht ein Stück Jugend zurück. Das ist ihm ganz wichtig. Schliesslich will er neben seiner Freundin nicht abfallen: «Ich hatte immer jüngere Frauen.» Die aktuelle ist 25 Jahre nach ihm auf die Welt gekommen.