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Das Loch, in das vor einigen Monaten Rind Belinda reingefallen ist, wurde ausgepumpt. Doch was das für ein Geheimnis sich darin verbirgt, ist immer noch unklar.
Was nur hat das trächtige Rind Belinda entdeckt, als es im Sommer unglücklich in ein tiefes Loch auf einer Wiese in Habsburg gefallen ist? Seither rätseln die Einwohner, die Kantonsarchäologen und Vertreter von Pro Natura, was da in sechs Meter Tiefe unter der Erde schlummert.
Rückblick: Vor über einem Jahr erwarb Pro Natura Aargau das Stück Land mit dem Erdloch an der Unteren Lättenstrasse aufgrund der Annahme, dass es sich um eine Doline, ein natürliches Erdloch, handelt. Diese wollte man der interessierten Bevölkerung zugänglich machen. Nach der Rettungsaktion von Belinda entdeckte Bauer Reutimann am Grund des Erdlochs gewölbekellerartige Strukturen und Holzbalkenverstrebungen. Der Fall war klar: Um eine Doline handelt es sich also nicht.
Daraufhin wurde gewerweisst, ob es sich allenfalls um einen Gipsabbaustollen handelt oder um eine Zisterne. Im Dorf munkelte man sogar, dass hier noch zwei Menschen mitsamt Pferd und Wagen zum Vorschein kommen werden. Diese seien vor langer Zeit vom Erdloch verschluckt worden.
Die Kantonsarchäologen machten sich bereits ein Bild vom Stollen, konnten bisher aber dennoch nicht genau sagen, worum es sich handelt. Das Loch dürfte eine unterirdische Baute enthalten, die mindestens 180 Jahre alt ist. Der Landwirt hat in einem ersten Schritt das ganze Wasser abgepumpt. «Dann kam ein wunderschöner, gemeisselter Torbogen zum Vorschein», sagte Johannes Jenny, Geschäftsführer von Pro Natura, gestern an einer Medienkonferenz vor Ort. «Das spricht auch gegen den Gipsabbau.»
Trächtiges Rind stürzt in sechs Meter tiefe Habsburger Doline:
Um das Rätsel rund um das Loch zu lösen, wird nun während gut zweier Tage das hinuntergestürzte Material aus «Belindas Loch» gesaugt. Die Firma Birchmeier aus Döttingen führt die Arbeiten aus, obwohl die Finanzierung noch nicht gesichert ist, wie Jenny bekannt gibt. «Uns fehlen noch immer rund 3500 Franken. Wir hoffen sehr, dass wir dieses Geld zusammenbekommen.»
Ist das Material draussen, wird das Gewölbe erneut von der Kantonsarchäologie untersucht und von Speläologen, also Höhlenforschern, werden die Hohlräume vermessen. «Es ist möglich, dass es im Untergrund noch mehr Kavernen hat», meint Jenny. «Wir haben bisher keine geschichtlichen Quellen gefunden. Nun hoffen wir, dass wir weitere Strukturen finden, wenn der Dreck draussen ist.»
Sollte sich herausstellen, dass die Bauten unter der Erde erhaltungswürdig sind, werde Pro Natura zusammen mit dem Heimatschutz und der Gemeinde einen Projektantrag beim Lotteriefonds einreichen. Man werde dann versuchen, eine Einrichtung zu erstellen, die einen sicheren Zugang erlaubt und Besucher anlocken würde. Eine neue Touristenattraktion in Habsburg also.
«Wenn es sich aber zeigt, dass es nicht so spannend ist, machen wir einen neuen, sicheren Deckel drauf mit Aussparungen, damit Fledermäuse reinfliegen können», erklärt Jenny. «Diese Tiere brauchen ein Winterquartier und entsprechend solche Höhlen, um überleben zu können.»