Kinder
Liebe

Kuscheltiere: Warum wir sie bis heute lieben

Kuschel-Geständnis: Wir sind längst erwachsen, doch ohne Stofftier gehen wir nirgends hin

Lust auf Bettgeschichten? Sechs watsonians nehmen dich mit ins Schlafzimmer und zeigen dir – ihr Kuscheltier.
23.06.2016, 10:1502.11.2017, 15:38
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Sie waren unsere erste grosse Liebe, dabei sind sie nichts weiter als Watte und Stoff. Im Sturm haben sie unser Kinderherz erobert, tapfer unsere Tränen getrocknet und uns Abend für Abend in den Schlaf begleitet. Anders als viele lebendige Freunde bleibt das Kuscheltier ein Wegbegleiter fürs ganze Leben.

Okay, es soll auch lieblose komische andere Menschen geben, die sich nicht mehr an ihr Lieblingsplüschtier aus Kindheitstagen erinnern und es längst verstossen haben – aber den Ursachen dieser emotionalen Verkrüppelung nachzugehen, würde jetzt den Rahmen sprengen.

Konzentrieren wir uns lieber auf die wirklich wichtigen Dinge: Auf unsere (und eure!!!) Stofftiere, die ihren Job nun schon seit Jahrzehnten bestens erledigen. Auf all die treuen Begleiter, mit denen wir unzählige Geschichten verbinden.

Anna (30) und ihr Chnobli

Geschichte Nummer eins beweist: Viele von uns schämen sich ein bisschen, weil das geliebte Kuscheltier auch heute noch mit auf Reisen geht. So zum Beispiel meine liebe Kollegin Anna, die mir auf meinen Aufruf folgenden Text zukommen liess:

«Haha Vicky, du hast mich voll ertappt mit deiner Geschichte. Ich hab tatsächlich meinen Frosch mit Namen Chnobli mit nach Moskau genommen. Ich hab mir überlegt: Anna, du bist jetzt 30, eigentlich kannst du das wirklich nicht bringen. Aber dann hab ich sein herziges Gesichtlein angeschaut, als er da so in meinem Kleiderschrank sass – da hockt er, damit mich meine Liebhaber nicht auslachen – und er hat so traurig ausgeschaut. Und da hab ich ihn eben doch eingepackt ... 

Chnobli macht gerade Ferien in Russland:

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Bild: watson
... Ich hab ihn seit meiner Geburt und er ist das wahrscheinlich flachste und dreckigste Geschöpf auf Gottes weiter Erde. Ich hab ihn mehrmals geflickt; darum ist ein Bein auch kürzer als das andere, ich musste einen Teil abnehmen, aus den Achseln quoll das Futter und die Schuhbändel hab ich in Ermangelung eines edleren Materials mit Schnur ersetzt. Ich trau mich nicht ihn zu waschen, weil er sonst komplett auseinanderfällt.

Seinen Namen hat er von meinem Blauring-Mädchen. Die dicke Anführerin hat behauptet, er stinke nach Knoblauch. (Wir waren alle Kelly-Family-Fan, ich von Paddy, aber sie vom hässlichen Angelo! Folglich kann man nicht allzu viel erwarten). Eine himmelschreiende Lüge, ich konnte trotzdem nichts machen.

Aber sie haben ihn trotzdem alle geliebt, weil ich jeden Abend ein Chnobli-Schauspiel gegeben habe, in dem er sich vor allem als virtuoser Tänzer hervortat. Wie Jacko. Mit dem Griff an die Genitalien, die er nicht hat. Ach, und auf dem rechten Auge hat er einen Leimfleck, weil ich das Auge falsch herum wieder aufgeklebt habe.»

Ich (28) und mein Hasi (und Otto, Coucou (und Rico))

Es soll Leute geben, die sich (so wie Anna) für ihr Kuscheltier doch ab und zu ein bisschen schämen, sodass dieses – zumindest zeitweise – im Kleiderschrank wohnen muss. Bei mir ist das anders. Mein Hasi ist an Weihnachten 1987, sprich ein halbes Jahr nach meiner Geburt, in mein Bett gezogen und seitdem habe ich kaum eine Nacht ohne ihn verbracht. Auch auf Reisen muss darf Hasi natürlich mitkommen.

Hasi und ich 1990:

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Damals trug er noch Rosa (und war etwas scheu)...Bild: watson

Hasi und ich 2016:

... heute trägt er hellblauen Feincord (und ist deutlich aufgeschlossener).
... heute trägt er hellblauen Feincord (und ist deutlich aufgeschlossener).

Abgesehen davon, dass mein Freund und Hasi seit Tag eins echt dicke Buddys sind, würde ich es auch nie und nimmer zulassen, dass Hasi für irgendjemanden seinen Platz im Bett räumen muss.

Ein bisschen anders ist das mit Otto (der eigentlich Ottilie heissen müsste, weil er eindeutig einen weiblichen Vogelstrauss darstellt, was mir aber damals niemand gesagt hat, als ich ihn von meiner Tante geschenkt bekommen habe. Danke Mama und Papa). Weil ich irgendwann eingesehen habe, dass ein 1,20 Meter breites Bett für zwei Personen und einen halben Zoo etwas zu klein ist, musste Otto ins Regal zügeln.

Otto lebt übrigens auch seit mehr als 20 Jahren bei mir:

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Den Platz findet er aber auch ganz okay, rede ich mir ein.Bild: watson

Was nach der eben gemachten Platzaussage vielleicht etwas widersprüchlich klingen mag, ist die Tatsache, dass vor einem Dreivierteljahr nun auch noch Coucou zu uns ins Bett gezogen ist. Wir haben ihn in einem Souvernir-Shop in Australien getroffen; er hat behauptet, ein entfernter Coucousin von Hasi zu sein. Da blieb uns ja eigentlich nichts anderes übrig, als ihn mit nach Hause zu nehmen ...

Ist die Ähnlichkeit zu Hasi nicht verblüffend?

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Coucou ist übrigens ein virtuoser Redner.Bild: watson

Bevor wir das Thema Kuscheltiere im Hause Weber abschliessen können, müssen wir noch kurz über Rico sprechen. Rico gehört der Ex-Freundin meines Freundes. Bei der Trennung war er irgendwie bei ihm und seither hat sie es nicht geschafft, ihn abholen zu kommen, diese Rabenmutter. Und er hat's nicht geschafft, ihn zu ihr zu bringen. Darum wohnt Rico nun bei uns. In einer Kiste. Tut mir ein bisschen leid.

Das ist Rico. In seiner Kiste.

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Wegwerfen tun wir ihn natürlich trotzdem nicht. Vielleicht will sie ihn ja doch noch irgendwann zurück haben.Bild: watson

Sabina (41) und der circa 65 Jahre alte Mario

«Man könnte sagen, Mario ist hässlich – mit seinem abgewetzten Fell und dem Loch in der Schnauze, wo die Füllung herausquillt. So eine richtig stachelige Füllung aus Stroh und Pferdehaaren. Aber Mario ist auch irgendwie sehr herzig. Mario ist eigentlich der Bär meines Vaters. Aber als er erwachsen wurde – also mein Vater – und ich dann später auf die Welt kam, hatte er wohl keine Zeit mehr, sich um Mario zu kümmern. Also hab ich Mario irgendwann adoptiert. Und ihm den Namen gegeben. Nach dem Bäckerssohn aus unserem Dorf ...

Und so sieht er aus, der Mario.

Bild
bild: watson
... Sonst hab ich nie etwas verändert an Mario. Wie man sieht, trägt Mario nämlich Kleider. Die sind wohl ebenso alt wie der Bär selber. Dass Mario Kleider trägt, hat damit zu tun, dass bei meinem Vater (und bei mir auch) das Skifahren einen sehr hohen Stellenwert hat. Der Bär brauchte also bereits in den 50er-Jahren unbedingt einen Skianzug! Irgendjemand hat ihm dann auch tatsächlich einen grauen, sehr sportlichen Anorak mit Kapuze und eine schwarze Hose genäht. Darunter trägt Mario rosarote, gestrickte Unterwäsche! Als ich ein Kind war, hatte Mario einen Stammplatz in meinem Bett. Jetzt sitzt er immer noch in meinem ehemaligen Zimmer und wartet. Vielleicht bis ihn wieder jemand adoptiert.»

Gina (23) und ihr Free Willy

«Mein herzallerliebstes, tollstes und bestes Kuscheltier hab ich mit vier Jahren in Kanada gekriegt. Zusammen mit meiner Familie sind wir zwei Wochen mit dem Camper durch Nordamerika gereist und haben unter anderem auch das Sea World besucht. Seit damals ist Free Willy mein treuer Begleiter...

Dürfen wir vorstellen? Das ist Ginas Free Willy:

kuscheltiere
Bild: watson
... Eine fast 20-jährige Geschichte verbindet uns und der Gute hat schon einiges mitgemacht. Erst als Tröster, falls ich mal auswärts schlafen musste (ja, ich war ein Heimweh-Kind und zwar ein recht extremes) und dann als Unterstützer an Prüfungen oder bei Liebeskummer. Bis ich etwa 20 Jahre alt war, hat er mich auch auf meinen Reisen begleitet – mal im Klassenlager in Scuol oder bei meinen ersten Ferien ohne Eltern in Tunesien. Auch bei meiner Gymi-Prüfung war Willy dabei. Weil er heute mit rund 20 Jahren auch mal gerne für sich alleine ist, hat Willy seinen eigenen Platz neben dem Bett. Falls einer von uns aber mal das Bedürfnis nach Nähe hat, ist er ratzfatz an seinem alten Platz: bei mir im Bett.»

Und das sieht dann so aus <3

Bild
bild: watson

Ralph (25) und seine Rasselbande

Ralph gehört zu jener Gruppe Menschen, die sich zwar irgendwann räumlich von ihren flauschigen Freunden getrennt haben, ein endgültiges «Adieu» hat er jedoch ganz offensichtlich nicht übers Herz bringen können. Und so war es ihm ein Leichtestes, auf meinen Aufruf hin seine Freunde von früher hervorzukramen, mit ihnen zu posieren und ein bisschen von ihnen zu erzählen.

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Ralph und seine Kuscheltiere
Zum Elefäntli, wie ich es früher genannt habe, gibt es nur Folgendes zu sagen: Wehe, jemand war nicht nett zu ihm, das ging dann gar nicht, da wurde ich richtig ungemütlich.
quelle: watson
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(Dass die Kleinen jetzt offensichtlich im Keller wohnen müssen, verzeihen wir Ralph. Dort leben höchstwahrscheinlich noch ein paar mehr Kuscheltiere. Und die feiern tolle Partys zusammen. Ganz bestimmt.)

Angelina (21) und ihre allerliebsten Lieblinge

«Ich sammle Stofftiere schon seit ich denken kann. Vor ungefähr fünf Jahren habe ich aber den grössten Teil gespendet (musste ja mal erwachsen werden), vor allem brauchte es Platz in meinem Bett ...

Wie gut, dass es hier jetzt endlich nicht mehr so eng ist:

Was für ein Gedränge. Das Kerlchen auf Angelinas Kopf scheint übrigens entfernt mit Rico verwandt zu sein ...
Was für ein Gedränge. Das Kerlchen auf Angelinas Kopf scheint übrigens entfernt mit Rico verwandt zu sein ...bild: watson
... Und das sind meine allerliebsten Stofftiere: Nala habe ich von meiner Schwester zu Weihnachten bekommen und die hat sie von unserem Cousin mehrere Jahre davor bekommen. Tiger habe ich von meiner Mutter geschenkt bekommen, weil ich immer unbedingt die blaue Katze von der Post haben wollte, die es aber leider nicht mehr gab. Heile-Bär habe ich ebenfalls zu Weihnachten von meinen Eltern bekommen. Er hat Granulat in sich, das bei Verletzungen heilen soll. Ich glaube noch immer dran 😃.»
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41 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Luca Brasi
23.06.2016 13:39registriert November 2015
Faszinierend. *Spock-Modus aus*
Bald kann ich ein Psychogramm von den Mitarbeitern bei watson erstellen. Boxen von IKEA im Regal, äusserst aufschlussreich… ;)
Aber ich bin natürlich als männlicher Mann viel zu erwachsen und cool um ein Stofftier zu haben. Und schon gar nicht in meinem Schrank. Und er heisst auch nicht Bär Bruno.
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