Leben
Blogs

Emma Amour: In zehn Jahren von der ersten Liebe zu Sex mit dem Ex

Hatte Nils einen Bart? Vielleicht. Tun wir mal so.bild: shutterstock / unsplash / watson
Emma Amour

In zehn Jahren von der ersten Liebe zu Sex mit dem Ex

Im verflixten siebten Jahr trennt sich Emma im Alter von 23 Jahren von ihrer ersten grossen Liebe. Schlammschlacht inklusive. Zehn Jahre später treffen sich die beiden zum Znacht – und landen im Bett.
01.06.2018, 11:4802.06.2018, 06:43
Folge mir
Mehr «Leben»

Nils lerne ich kurz vor meinem 18. Geburtstag kennen. Am Dörflifest im Niederdorf. Er ist mit einer Horde Typen unterwegs, ich mit acht Freundinnen. Ich finde Nils auf den ersten Blick gut. Er scheint aber mehr Gefallen an meiner Kumpanin Sandra zu finden. Alles Taktik, wird er später sagen.

Nach ein paar Umwegen wird Nils meine erste grosse Liebe. Wir erleben den puren Wahnsinn: erster Sex, erste Pärli-Ferien und erstes Zusammenwohnen inklusive. Wir sind uns sicher: Wir heiraten, machen Babys und kaufen uns einen Labrador-Welpen.

Die Wende kommt im verflixten siebten Jahr in Form eines Mannes, in den ich mich verliebe. Ich beichte Nils meine Gefühle, er tickt aus, wirft meine Schminke und meine Kleider aus dem Fenster und schickt mir einen Monat lang abwechselnd Hass- und liebestrunkene Suff-SMS.

Das ist jetzt zehn Jahre her.

Vor zwei Jahren schlägt mir Facebook Nils als Freund vor. Ich, etwas wehmütig, schicke ihm einen Friendrequest. Wir chatten ein bisschen hin und her. Er hat eine Freundin, macht Karriere und hat sich soeben ein Cabriolet gekauft.

Unser Kontakt verflüchtigt sich wieder.

Bis er sich neulich aus dem Nichts meldet. Er sei wieder Single. Ob wir aus nostalgischen Gründen ins Papa Joe's im Niederdorf Chicken Wings essen wollen. Wir wollen.

Die unlockerste Unterhaltung aller Zeiten

Ein paar Tage später sitzen wir draussen auf den Holzbänken, auf denen wir anno dazumal die Finger nicht voneinander lassen konnten. Von dieser Magie ist heute nichts mehr spürbar.

Auch unser Gespräch ist holprig.

Ich: «Wie geht es deiner Familie?»

Er: «Gut. Mein Bruder hat zwei Kinder, meine Schwester eine Kleiderboutique. Meine Eltern reisen viel. Deine Familie?»

Ich: «Alles bestens. Alle gesund, happy, irr, nervig, lustig, fantastisch, chaotisch!»

Er: «Cool.»

Ich: «Beruflich bist du ja jetzt da, wo du immer hin wolltest: Du verdienst viel Geld, hast ein Cabriolet, wann kommt das Golfen?»

Er: «Die Platzreife habe ich seit zwei Jahren.»

Logisch haben wir uns in den letzten zehn Jahren verändert und weiterentwickelt. Aber dass wir heute quasi rein gar nichts mehr gemeinsam haben, ist irritierend.

Nach ein paar Margaritas werden wir lockerer. Und ehrlicher. So haut er mir unsere Trennung noch einmal um die Ohren. Und erzählt mir von weiteren Frauen, die sein Herz gebrochen haben. Und dann noch von ein paar, bei denen er verbrannte Erde hinterliess.

«Zeigst du mir deine Dachterrasse?»

Mit einem easy Alkohol-Pegel schlendern wir zum Bürkliplatz, wo wir Halt auf dem Riesenrad machen. Hoch über den Lichtern der Stadt knistert es ein birebitzli zwischen uns. Vielleicht ists aber auch nur der Alk.

Nils begleitet mich nach Hause. Ob ich ihm meine Dachterrasse zeigen will. Ich will. Wir kaufen zwei Dosen Bier und machen es uns gemütlich. Während er spricht, frage ich mich, ob ich ihn noch attraktiv finde. Und wie es sich wohl anfühlen würde, ein Jahrzehnt nach dem letzten Sex noch einmal Sex zu haben.

Weil ich Fragen dieser Art ungern unbeantwortet lasse, unterbreche ich Nils’ Redeschwall, um ihn zu küssen. Während ich auf Vollgas setze, küsst er mich nur ganz fein, fast zögerlich.

Wir können es nicht abstreiten. Wir haben uns im letzten Jahrzehnt nicht nur angezogen in sehr verschiedene Richtungen entwickelt.

Kann doch nicht sein, denke ich mir und zieh den Guten aus. Was früher wie am Schnürchen lief, entpuppt sich jetzt als eine komplexe Angelegenheit. Bis wir beide nackt sind, hat er meine Haare in meinem Kleid eingeklemmt und ich habe den obersten Knopf seines Hemdes abgerissen.

Highfive, liebes Liebesleben!

Nach knapp 30 Minuten sitzen wir bei der Zigi danach in meiner Küche. Die Ernüchterung steht uns ins Gesicht geschrieben. Er müsse morgen um 10 irgendwo sein, er gehe langsam, sagt er. Nils holt zu drei Küsschen aus, ich will ihm einen auf den Mund geben. Endlich lachen wir. Und lachen. Und reissen Sprüche. Über den miesen Sex, den wir gerade hatten.

Dann, er hat die Schuhe schon an, schaut er mich an und sagt: 

«Fuck, Emma, das können wir so viel besser!»

Zwei Stunden später haben wir seine Aussage bestätigt. Zwei Mal.

Adieu

Bild

Diese Pärchen haben das verflixte siebte Jahr überstanden:

1 / 26
True Love of Old People
Wahre Liebe ist ...
Wenn sie der ganzen Welt zeigen wollen, wie lange ihre Liebe schon anhält.

Bild: imgur
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Alle Geschichten aus dem Leben von Emma Amour:

1 / 90
Die Geschichten aus dem Leben von Emma Amour:
Eins vor Tod will ich Sex und (eventuell) eine Ohrfeige – Hoch über den Wolken gerät mein Flieger in Turbulenzen. Kurz bevor mich meine Flugangst komplett lähmt, zieht mein Leben wie ein Film an mir vorbei – (sehr) skurrile Szenen inklusive. Weiterlesen >>

Auf Facebook teilenAuf X teilen

Hast du eine Frage?

Dann schick sie per Mail an Emma: emma.amour@watson.ch

Emma Amour ist ...
... Stadtmensch, Single, Anfang 30 – und watsons neue Bloggerin, die nicht nur unverfroren aus ihrem Liebesleben berichtet, sondern sich auch jeden Freitag deinen Fragen annimmt. Und keine Sorge, so wie auch Emma, wirst auch du mit deiner Frage anonym bleiben. Madame Amour ist es nämlich sehr wichtig, auch weiterhin undercover in Trainerhosen schnell zum Inder über die Strasse hoppeln zu können.
Das bin nicht ich, aber so würde ich als Shutterstock-Illustration aussehen. Öppe.
Das bin nicht ich, aber so würde ich als Shutterstock-Illustration aussehen. Öppe.bild: shutterstock/unsplash/watson
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
49 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Schnäggebei
01.06.2018 12:02registriert März 2018
Schöner Artikel! Auch weil 34 noch als Anfang 30 zählt.
1883
Melden
Zum Kommentar
avatar
H3105
01.06.2018 12:09registriert März 2017
Ich bin nur hiermum die Kommentare zu lesen ✌︎('ω'✌︎ )( ✌︎'ω')✌︎
1666
Melden
Zum Kommentar
avatar
TanookiStormtrooper
01.06.2018 12:01registriert August 2015
Die Geschichte war jetzt aber nicht so spektakulär wie auch schon.... Ein Typ der Golf spielt und ein Cabrio fährt... LAAAAANGWEILIG! 😪
18336
Melden
Zum Kommentar
49
Wir haben den Autosimulator der Zukunft getestet
Vergiss Videospiel-Autorennen, selbst mit einem hochwertigen Schalensitz, der einen Bruchteil eines Kleinwagens kostet. Cupra hat die Exponential Experience entwickelt, ein verblüffendes und grossartiges Konzept, für dessen vollumfängliche Nutzung jedoch etwas mehr Platz nötig ist als in deinem Wohnzimmer. Entdeckung.

Vergangenen Frühling enthüllte Cupra die ersten Bilder der Exponential Experience: ein Flughafenrollfeld, ein klasse aussehender Elektro-Rennwagen, ein Fahrer mit Virtual-Reality-Helm und Bilder des Autos, wie es mit Karacho mal im imaginären Universum und mal auf der besagten Flughafenpiste rast. Das hat gereicht, um unser Interesse zu wecken ... und zu bewirken, dass wir die Vertreter:innen bei Cupra so lange nervten, bis sie uns die Sache testen liessen.

Zur Story