Leben
Digital

Google Translate gendert Sprache

Sexismusfalle beim Google Übersetzungsdienst.
Sexismusfalle beim Google Übersetzungsdienst.bild: shutterstock / screenshot 

Der Google-Translate-Roboter ist ein Sexist – weil er von unseren Gewohnheiten lernt

Sätze, die im Türkischen genderneutral sind, erhalten nach der Übersetzung mit Google Translate eine sexistische Bedeutung. 
30.11.2017, 12:3530.11.2017, 14:55
Mehr «Leben»

Türkisch ist eine genderneutrale Sprache. Die Bezeichnungen «er» und «sie» existieren nicht. Stattdessen gibt es nur das Personalpronomen «o». Auch für die Nomen gibt es kein Genus. Heisst es zu Deutsch: «Sie ist eine sympathische Person», würde das im Türkischen sinngemäss mit: «Diese Frau ist eine sympathische Person» umschrieben werden. 

So weit, so gut. Doch was passiert nun, wenn der Google-Translate-Roboter das Türkische übersetzt? Seht selbst:

Bild
screenshot: google translate

Die Sätze werden gegendert. Das Kochen wird weiblich assoziiert, also ist es eine Köchin. Das Tüfteln wird männlich assoziiert, also muss es ein Ingenieur sein. 

Auf dieses Phänomen aufmerksam geworden ist Emre Sarbak, der in den USA lebt, türkische Wurzeln hat und in der Tech-Branche arbeitet. Auf Facebook postete er einen Screenshot seiner Ergebnisse einer Übersetzung vom Türkischen ins Englische:

Interessant ist, dass in seinem Beispiel die englische Übersetzung nicht nur gegendert wird, sondern dass es auch zu sexistischen Zuschreibungen kommt, wie beispielsweise «He is hard working» und «She is lazy».

Als ein Journalist den Eintrag entdeckt und auf den sozialen Medien weiterverbreitet, geht der Post viral. Auf Twitter wird er tausendfach geteilt.

Doch wie ist diese in die weibliche und männliche Form adaptierte Übersetzung von Google Translate zu erklären? Der Journalist schreibt auf Twitter, dass Google Translate einen Algorithmus verwendet, der sich in seinen Übersetzungen auf die Häufigkeit der gesuchten Wörter stützt. Wurde in der Vergangenheit das Wort «Ingenieur» oft in seiner männlichen Form gesucht und übersetzt, lernt der Algorithmus: Ingenieur ist männlich.

Somit lernt Google Translate also, welche Vorurteile in der Gesellschaft vorherrschen und reproduziert diese. Frauen gelten als unglücklich und faul, Männer als stark und emotional gesetzt.

Und so übersetzt Google die aktuelle Bachelor-Folge:

Video: watson/Emily Engkent

Die neue Übersetzer-App von Google im Test

1 / 11
Die neue Übersetzer-App von Google im Test
Buchcover-Aufschrift «Die Herr von die Ringe»: Im Deutschen heisst J. R. R. Tolkiens «The Lord of the Rings» üblicherweise «Der Herr der Ringe».
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
28 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
tomtom1
30.11.2017 12:51registriert Oktober 2015
Also ein Skandal, der keiner ist.
14614
Melden
Zum Kommentar
avatar
atomschlaf
30.11.2017 12:57registriert Juli 2015
Es gibt nun mal mehr Ingenieure als Ingenieurinnen. Dito bei den Soldaten. Das sind keine Vorurteile sondern Fakten.
Allerdings müsste m.E. bei der Übersetzung aus dem Türkischen überall "he/she" stehen, wie bei "police".

Ohnehin scheinen etliche der Beispiele eher zufällig, z.B. bei secretary, wo sonst wohl eher "she" stehen würde...
9212
Melden
Zum Kommentar
avatar
Matrixx
30.11.2017 15:26registriert März 2015
Dort steht "she loves him".
Das ist sexistisch, weil das aussagt, dass Männer nicht lieben können.

Lasst uns dagegen einen Shitstorm machen!!!!1!!!!11!!elf
524
Melden
Zum Kommentar
28
Tesla plant Massenentlassung – angeblich trifft es jeden 10. Angestellten
Tesla hat laut Medienberichten vor, im grossen Stil Stellen zu streichen. Weltweit soll die Belegschaft radikal reduziert werden.

Der E-Autohersteller Tesla plant offenbar, weltweit mehr als 10 Prozent aller Stellen zu streichen. Das berichtet das «Handelsblatt» unter Berufung auf ein internes Schreiben des Autobauers. Von dem Abbau sollen insgesamt 14'000 Mitarbeiter betroffen sein. «Das wird uns schlank, innovativ und hungrig für die nächste Wachstumsphase machen», schrieb Tesla-Chef Elon Musk demnach an die Belegschaft.

Das Unternehmen sei schnell gewachsen und habe sich durch den Bau zahlreicher Fabriken weltweit immer weiter vergrössert. «Aufgrund dieses schnellen Wachstums kam es in bestimmten Bereichen zu einer Dopplung von Rollen und Aufgaben», erklärt der Konzernchef. Tesla antwortete zunächst nicht auf die Bitte um Stellungnahme.

Tesla hatte zuvor für das erste Quartal 2024 einen Rückgang bei den Verkaufszahlen von 8,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr vermeldet. Bei Branchenbeobachtern erregte insbesondere der erhebliche Anstieg des Lagerbestands für Aufsehen.

Zur Story