«Prinzessin Fantaghirò» war dafür verantwortlich, dass mein achtjähriges Ich panische Angst vor dem Einschlafen bekam. An die Handlung der Filmreihe kann ich mich kaum noch erinnern. Fetzen einzelner Szenen flimmern vor meinem inneren Auge auf: Ein Drache, eine böse Hexe, sprechende Wölfe, und eine mutige Prinzessin. Eigentlich alles Zutaten für einen tollen Märchenfilm.
Doch dann war da diese eine Szene, die mich in meinen Träumen verfolgte ...
Ich bin kein Fan von Klischees, aber ich bin wegen dieser einen Szene Nachts schweissgebadet aufgewacht – und habe kein Auge mehr zugetan.
In dieser Szene wird einer der Protagonisten in ein Monster verwandelt. Wieso weiss ich nicht mehr so genau. Er war wohl in Fantaghirò verliebt und der bösen Hexe hat das nicht gepasst. Der Klassiker halt. Jedenfalls sah der Typ so aus:
Da ich natürlich schon ein grosser Junge war, hab ich meiner Mutter nichts gesagt. Stattdessen habe ich mich mehrere Nächte lang unter der Decke versteckt und krampfhaft dagegen angekämpft, zu schlafen. Denn ich wusste:
Wie lange es dauerte, bis ich wieder ruhig schlafen konnte, weiss ich nicht mehr. Was ich aber noch weiss:
Ich hatte kurz zuvor «Der Weisse Hai» gesehen. Der war ab 16 Jahren und ich hatte fast keine Angst gehabt. Yes! So erwachsen!
Der nächste Film auf meiner Liste war darum «Deep Blue Sea». Auch ein Haifischfilm, auch ab 16 Jahren. Dumm nur: «Deep Blue Sea» war von 1999. Ihr glaubt ja nicht, welche Fortschritte Filmeffekte in 24 Jahren machen. Da sieht dann alles ein bisschen realistischer aus als Puppen, die mit Ketchup-Blut drapiert sind.
Mein Glück und Unglück zugleich: Ich hatte eine sehr liebe Tante, die mir den Film kaufte.
Ich hab den Film geguckt.
Es war blutig.
Es war ein Massaker.
Mein pubertärer Geist wurde mit einer Blutorgie aus Gewalt und Entsetzen gefoltert. Und ich konnte einfach nicht wegschauen!
Das Resultat: Ich hatte offiziell Schiss vor tiefem Wasser. Da ist es natürlich doof, wenn man an einem See wohnt. Gut gemacht, Pascal. So ein dummes, dummes Kind. Klar, in einem Süsswassersee schwimmen keine Haie rum. Aber ihr wisst ja, wie das ist – unser Vorstellungsvermögen ist manchmal ein Arsch.
In der Schule habe ich natürlich rege davon erzählt, wie cool der Film ist, während die VHS-Kassette zu Hause im Regal verstaubte. Nie wieder habe ich das Teil angefasst. Dafür bin ich jedes Mal fast durchgedreht, wenn ich in tieferem Wasser schwamm und irgend etwas um meine Füsse strich.
Ein Jahr später hatte mein hormongeflutetes Hirn bereits wieder verdrängt, dass sein Besitzer womöglich nicht so abgebrüht ist, wie er vielleicht denkt.
Inzwischen hatte mich die Arbeitswelt erreicht und ich merkte langsam, was es wirklich bedeutet, erwachsen zu sein. In meinem ersten Lehrjahr hatte ich also einen Theoriekurs in einem Ausbildungszentrum ausserhalb von Sursee. Es war Abend, es war langweilig, es war die Zeit, bevor es Smartphones gab.
Der Kurs dauerte drei Tage, doch lernen war keine Option. Mädchen waren spannender, aber die waren abends bereits alle auf ihren Zimmern. Die Kursleitung hatte einen Tag zuvor klar gemacht, wie ernst es ihnen mit «kein Aufenthalt in einem Zimmer des anderen Geschlechts» ist, indem sie jemanden nach Hause geschickt hatten.
Mir und meinem Zimmergenossen blieb also nichts anderes übrig als Fern zu sehen. Auf einem kleinen Röhrenfernseher zappten wir uns durch das langweilige Spätprogramm und blieben schliesslich bei einem düster wirkenden Film hängen.
Es ging irgendwie um eine Raumschiff-Crew, die bewaffnet in einer Kolonie landeten, um zu schauen, warum sich die Bewohner nicht mehr meldeten.
Schon bald erfuhr ich auch warum: Eine regelrechte Armee aus fiesen Monsteraliens hatte sich die netten Kolonisten geschnappt, um mit ihrer Hilfe ganz viel Nachwuchs zu kriegen. Aber nicht so, wie das normalerweise abläuft. Diese ekligen Viecher haben ihre Eier in die Menschen gelegt und die fiese Baby-Brut ist dann durch die Bäuche rausgeplatzt. Wäh!
Ja, ihr vermutet richtig: Wir haben uns «Alien» angeschaut. Also den zweiten Teil «Aliens».
Der Hauptgrund, wieso ich mir diesen Film bis zum Schluss angetan habe: Um vor meinem Zimmergenossen nicht wie ein Angsthase zu wirken. Ab dann habe ich allerdings für eine Weile dunkle, leere Gänge gemieden.