Eine Kleinstadt, 80er-Jahremusik und ein verschwundenes Kind. Das sind nur drei der Dinge, die bei «Dark» sehr stark an die Hitserie «Stranger Things» erinnern. Doch während bei der US-Serie amerikanische Hits aus den Lautsprechern plärren, kriegen wir bei «Dark» vor allem Nena vorgesetzt. Ihr Song «Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann» ist dann auch sehr bezeichnend für den Serienauftakt. Denn irgendwann im Jahr 2019 passiert irgendwo in einer Kleinstadt etwas sehr Seltsames. Und das alles scheint irgendwie mit den 80er Jahren zusammenzuhängen.
Bereits in der ersten Szene müssen wir einem Mann mittleren Alters dabei zuschauen, wie er sich das Leben nimmt. Bei seinem Abschiedsbrief ist er sehr darauf bedacht, dass dieser nicht vor dem vierten November um 22:13 Uhr geöffnet wird. Eine Erklärung dafür wird selbstverständlich nicht geliefert. Die weitere Handlung verläuft dann eher ruhig. Das ist auch nicht verwunderlich, denn es müssen immerhin etliche neue Figuren eingeführt werden.
Bald schon erfahren wir, dass in dieser Kleinstadt irgendetwas sehr Geheimnisvolles vor sich geht – nur dass das niemand der Einwohner wirklich zu bemerken scheint. Denn eigentlich sind alle damit beschäftigt, sich zu fragen, wohin ein 15-jähriger Junge seit 13 Tagen verschwunden ist. Erst, als ein zweites Kind verschwindet, nimmt die Handlung langsam an Fahrt auf und eröffnet dem Zuschauer nach und nach, um was es sich bei den mysteriösen Vorgängen handeln könnte.
Deutsche Serienproduktionen geniessen nicht unbedingt den besten Ruf. Kommt nun also Netflix als Retter in der Not, um Deutschland in ein neues Serienzeitalter zu führen? Könnte man so sagen. Denn nur schon rein optisch wirken viele andere Serien im Vergleich zu «Dark» wie billige Seifenopern. Dabei sticht nicht nur die sehr düster gehaltene Stimmung heraus, sondern auch die wundervollen, teilweise sehr stilisierten Bildausschnitte. Hier merkt man, dass Leute am Werk sind, die verstehen, was sich der heutige Netflix- und Seriengucker visuell gewohnt ist.
Doch schlussendlich zählt der Inhalt und bei diesem könnte man zuallererst einige Parallelen zu «Stranger Things» ziehen – wenn man möchte. Ein Junge verschwindet unter mysteriösen Umständen und ein Ermittler findet schon bald heraus, dass das nahe Atomkraftwerk irgendwie damit im Zusammenhang steht. Wird dort etwa an Kindern herumexperimentiert? Nur schon nach den ersten beiden Folgen könnte man noch einige erzählerische Übereinstimmungen mehr auflisten, doch ich will hier jetzt nicht spoilern.
Hat Netflix also seine eigene Serie als deutsches Remake herausgebracht? Mitnichten, denn eine Serie eines solchen Formats schüttelt nicht einmal der Streaming-Gigant einfach so innerhalb eines Jahres aus dem Ärmel. Und schon gar nicht in Deutschland.
Kelly Luegenbiehl, Vizepräsidentin bei der Kreativabteilung von Netflix International bestätigt dann auch, dass man schon vor der Premiere von «Stranger Things» an dem Stoff gearbeitet hat.
Parallelen zu «Stranger Things» sind also rein zufällig – sagt zumindest Netflix. Wir glauben das jetzt mal. Denn mit den Serienschöpfern Baran Bo Odar und Jantje Friese hat «Dark» kreative Eltern, die es nicht nötig haben, anderswo abzuschreiben. Ihr Film «Who Am I» ist dafür das beste Zeugnis.
Ja, was ist denn jetzt das Fazit aus alledem? Nach nur drei Folgen hat sich die Geschichte der Serie noch zu wenig entfaltet, um ein abschliessendes Urteil fällen zu können. Das erzählerische Tempo ist vor allem zu Beginn noch nicht sehr hoch und man ist stellenweise versucht, abzuschalten. Aber: Hält man bis zum Ende der zweiten Folge durch, wird «Dark» zumindest so interessant, dass man wissen möchte, wie es weitergeht. Oder um es mit einem Filmzitat zu sagen:
Dark ist ab dem 1. Dezember 2017 auf Netflix verfügbar. Die Serie umfasst 10 Folgen. Eine Episode dauert etwa 45 Minuten.